Franz Xaver Ölzant nimmt mit seinem innovativen Konzept des Plastischen in der österreichischen Bildhauerei der Gegenwart eine wichtige Position ein. Die von ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH im Landesmuseum Niederösterreich ausgerichtete große Werkschau gibt nun einen umfassenden Überblick über das Schaffen des 1934 geborenen Künstlers.Als Student der Klasse für Bildhauerei bei Hans Knesl an der Hochschule für angewandte Kunst beschäftigt sich Ölzant zunächst mit Fragen der figuralen Darstellung, wobei er aufgrund seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Entwicklung der internationalen Kunst bald zu höchst eigenständigen Lösungen gelangt: „Wichtig war für mich, den biologischen Akzent in der Form zu erkennen und das sogenannte klassische Prinzip des Figuralen zu hinterfragen.“, so der Künstler. 1958 kehrt Ölzant an den Ort seiner Kindheit, nach Pfaffenschlag im nördlichen Waldviertel zurück, wo er bis heute jene Konzentration für seine Arbeit findet, die – wie er rückblickend meint – in einem urbanen Umfeld nicht möglich gewesen wäre.
In den 1960er-Jahren beginnt sich Ölzant zunehmend mit biomorphen Formen zu beschäftigen, um sie mit der Rhythmik des Ornaments und Versatzstücken des Figurativen zu verbinden. Der Versuch, die komplexen Prozesse der Natur in die Sphäre der Kunst zu transferieren und sie in eine abstrakte Bildsprache zu übersetzen, ist seither ein zentraler Aspekt seines Schaffens. Mitunter arbeitet er über Jahre an der Ausformung eines Werks, greift eine Fragestellung mehrmals auf und experimentiert mit verschiedenen Materialien und Konstellationen. Charakteristisch für Ölzant ist auch, dass er sich bei seiner Arbeit gleichermaßen additiver wie subtraktiver Verfahren bedient und oft auch modulare Prinzipien anwendet.
Ein weiteres Spezifikum seines bildhauerischen Œuvres ist die Bearbeitung von Diorit-Findlingen, die in der Landschaft des nördlichen Waldviertels häufig anzutreffen und ob ihrer besonderen, natürlich entstandenen Formgebung seit jeher mythenumrankt sind. Ölzant ist es wichtig, die ursprüngliche Form des Steins nicht zu verändern, sondern sie durch graphisch-zeichenhafte Strukturierungen der Oberfläche zu verstärken: „So ist mein künstlerischer Eingriff stets eine Begegnung mit dem Stein auf halbem Weg.“
Generell rücken in den 1990er- und 2000er-Jahren lineare und kristalline Strukturen in den Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses: Äste, Halme, Bündel und Haufen fungieren als Modellsysteme für ein völlig neues Konzept räumlichen Gestaltens.
Darüber hinaus realisierte Ölzant zahlreiche Skulpturen im öffentlichen Raum und hatte von 1986 bis 2001 eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne.
Die von Elisabeth Voggeneder in Zusammenarbeit mit Alexandra Schantl konzipierte Retrospektive führt Hauptwerke seines Schaffens zusammen, die seit Jahrzehnten nicht mehr gemeinsam präsentiert wurden.
Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation (DE/EN) mit Beiträgen von Silvie Aigner, Rainer Fuchs, Elisabeth Voggeneder und Peter Weiermair sowie einem Gespräch des Künstlers mit Alexandra Schantl.
Bildlegende: Bl_Oelzant_ZKN_04.jpg, Franz Xaver Ölzant, Liegende Figur, 1984, Gipsunikat, 37 x 75 cm, Akademie der bildenden Künste Wien, © Archiv Franz Xaver Ölzant