Arnold Böcklin, Bildnis des Sohnes Arnoldo, 1861, Öl auf Leinwand, 30 × 29 cm, Kunstmuseum Luzern, Depositum der BEST Art Collection Luzern Arnold Böcklin, Bildnis des Sohnes Arnoldo, 1861, Öl auf Leinwand, 30 × 29 cm, Kunstmuseum Luzern, Depositum der BEST Art Collection Luzern - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstmuseumluzern

Was: Ausstellung

Wann: 28.02.2015 - 22.11.2015

Wir bauen um!

In unserer diesjährigen Sammlungspräsentation mit dem Titel Von Angesicht zu Angesicht. Füssli, Böcklin, Rondinone und andere werden über das Jahr verteilt einzelne Räume umgebaut und neue Themen in den Fokus gerückt. Der zweite Umbau erfolgt nächste Woche. Ab dem 02.06. ist der Raum „Androgyne“ zu sehen, mit Werken von Luciano Castelli, Johann…

Wir bauen um!

In unserer diesjährigen Sammlungspräsentation mit dem Titel Von Angesicht zu Angesicht. Füssli, Böcklin, Rondinone und andere werden über das Jahr verteilt einzelne Räume umgebaut und neue Themen in den Fokus gerückt. Der zweite Umbau erfolgt nächste Woche. Ab dem 02.06. ist der Raum „Androgyne“ zu sehen, mit Werken von Luciano Castelli, Johann Heinrich Füssli, Franz Gertsch u.a.

In unserer diesjährigen Sammlungspräsentation mit dem Titel Von Angesicht zu Angesicht. Füssli, Böcklin, Rondinone und andere werden über das Jahr verteilt einzelne Räume umgebaut und neue Themen in den Fokus gerückt. Der zweite Umbau erfolgt nächste Woche. Ab dem 02.06. ist der Raum „Androgyne“ zu sehen, mit Werken von Luciano Castelli, Johann Heinrich Füssli, Franz Gertsch u.a.

„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Angesicht!“ Jeder kennt den Kinderreim, als elementare Anleitung zum Zeichnen eines menschlichen Gesichts. So wie das Antlitz zu den ersten Motiven der Kinderzeichnung gehört, so reicht die Darstellung der menschlichen Figur bis in die Anfänge der Kunst zurück: Schon die Höhlenmalerei kannte die bildliche Vergegenwärtigung des Menschen. Von der Antike bis ins Spätmittelalter waren vor allem Helden, Heilige und Herrscher bildwürdig. In der Frühen Neuzeit konnte grundsätzlich jeder Mensch zum Gegenstand von Gemälde und Skulptur werden und in der Moderne erweiterten die neuen Medien die Möglichkeiten von Figurenbild und Selbstporträt enorm. Das Kunstmuseum Luzern besitzt eine Fülle von Menschendarstellungen. Deshalb werden in diverser Ausstellung in vier Räumen Werke aus verschiedenen Epochen unter wechselnden Vorzeichen präsentiert. Diese oft überraschenden Begegnungen werden durch drei Räume mit Selbstbildnissen vom 18. Jahrhundert bis heute ergänzt.

In erster Linie sind es die Künstlerinnen und Künstler, die uns ihre Sicht auf sich selbst und ihre Mitmenschen geben und zeigen. Wenn Johann Melchior Wyrsch, Anton Graff oder Edouard Vallet sich in ihren Selbstbildnissen vor der Staffelei präsentieren, konzentrieren sie sich auf den Schaffensakt als zentrales Tun des Künstlers. Urs Lüthi hingegen zeigt sich im Outfit des Freizeitsportlers, der soeben ein spiessiges Garderobeschränkchen zertrümmert hat. Lüthis The Revenge (2003) wird mit Hodlers Der Holzfäller (um 1910) gepaart, auch wenn es sich dabei offensichtlich nicht um ein Selbstporträt handelt. Im Dialog entwickeln diese Werke trotz einer zeitlichen Distanz von über 90 Jahren einen ungeahnten Reiz. Die Selbstdarstellung bleibt bis heute ein zentrales Thema der bildenden Kunst. Im Gegensatz zu vielen Vorgängern versucht Peter Maier mit seinen Fotografien ein möglichst ausdrucksloses Selbstbildnis zu schaffen. Maria Lassnig und Hannah Villiger widmen ihre künstlerische Recherche der Erscheinung und Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Die Globalisierung schreitet voran: Güter und Daten werden problemlos über Kontinente hinweg transportiert und die wachsende Mobilität vieler Menschen ist gleichzeitig vorteilhaft und problematisch. Genau deswegen spielen Identität, Herkunft, Zuwanderung, Integration, Kultur, Werte und Tradition nach wie vor eine wichtige Rolle. Auch in der bildenden Kunst! Wer ist eingeboren und wer zugezogen? Josef Reinhard malt mit den verschiedenen Schweizer Trachten ein Bild der Tradition und des Charakters der Schweiz um 1800. In Le Bonvivant (Inser Bauer) (um 1886) folgt Alber Anker seinem Interesse an Personen aus der ländlichen Schweiz. Hans Huber und Max Pechstein beschäftigen sich mit dem Thema des Exotischen.

Die Ausstellung widmet einen ganzen Raum dem Kinderbildnis. Dieses entwickelt sich erst am Ende des 18. Jahrhunderts zum bedeutsamen Motiv in der Kunst, denn erst seit der Aufklärung gilt die Kindheit als eigenständige Lebensphase. Johann Melchior Wyrsch vereinigt in Porträt der Kinder de Bauffremont (1782) das Gruppenbild und die Landschaft. Die fünf adligen Kinder, die Amme und der Hund sind zwischen dem familieneigenen Schloss und Wappen dargestellt. Kinder spielen auch bei Arnold Böcklin und Albert Anker eine wichtige Rolle. Böcklin malt seinen vierjährigen Sohn Arnoldo 1861 en face, während Anker seine Protagonistin im Bild Spielendes Mädchen am Ofen (1879) in eine bäuerliche Stube versetzt.

Auch Geister und Helden spielen in der Sammlungspräsentation eine wichtige Rolle. Schwarze Masken, ängstliche, insektenartige Gestalten, Teufelinnen und Zyklopen: Alle Geisterwesen verbindet ein undurchdringlicher Charakter. Von Ugo Rondinones Serie MOONRISE (2004) sind drei totemartige und übergrosse Masken zu sehen. Sonja Sekulas Gemälde Ohne Titel (1943) zeugt von ihrer Beschäftigung mit dem Surrealismus sowie dem mythologischen und bildnerischen Vokabular des Kults der nordamerikanischen Indianer. Jede Gesellschaft hat auch ihre Helden. Denn sie repräsentieren deren grundlegende moralische Werte. Die Heilige Afra wurde für ihre Standhaftigkeit im Glauben verehrt, die sie das Leben kostete. Der Held der Moderne wiederum ist der Mensch, der wie James Viberts Aviateur (ohne Jahr) die Technik beherrscht.

Das Madonnenbildnis zählt zu den wichtigsten Sujets der christlichen Kunst. Hans Heinrich Wägmanns Altartafeln (beide 1617) zeigen einerseits die thronende Mutter Gottes mit Kind, andererseits die Verkündigung an Maria durch den Engel Gabriel. In starkem Kontrast dazu stehen die drei Madonnenbilder von Hans Schärer. Von 1965 bis Anfang der 1980er Jahre dominieren diese frontal gesehenen weiblichen, halslosen und archaischen Halbfiguren mit Augenschlitzen, einem oft mit echten Zähnen versehenen grossen Mund und manchmal mit einem dritten Auge auf der Stirn oder Brust. Albrecht Schniders Triptychon Ohne Titel (1994) wiederum zeigt eine zeitgemässe, weltliche, ja fast alltägliche heilige Familie.

Das Studium des nackten menschlichen Körpers gehört seit jeher zum Handwerkszeug bildender Künstlerinnen und Künstler. Darum sind viele Aktdarstellungen wie Gustave F. Barrauds Le modèle (vor 1932) oder Georges Troxlers Halbakt (1889) im Kontext von Ausbildung und Atelier angesiedelt. Nacktheit ist aber seit der Antike auch ein Mittel zur Idealisierung, zum Herausheben der Figur aus dem Alltäglichen, wie Hodlers monumentale Komposition Der Tag III (um 1900/1910) zeigt. Dort stellen die sich aufrichtenden, weiblichen Akte das Anbrechen des Morgens dar. Den Akt in der Landschaft – eine Bildform, die seit der Antike für die Sehnsucht nach dieser Harmonie verwendet wird – persifliert Anton Henning mit seinem Pin-up No. 94 (2005). Obwohl das Gemälde an die unzähligen Darstellungen der Geburt der Liebesgöttin Venus aus dem Wasser erinnert, verweist der Titel auf die profane Quelle des Bildes.

Die diesjährige Sammlungspräsentation Von Angesicht zu Angesicht ist ein kleines Stelldichein mit der Darstellung der Figur und des Porträts in der Kunstgeschichte. Das ganze Jahr hindurch finden zu diesem Thema inter-disziplinäre Rendezvous, feinfühlige Gegenüberstellungen und tiefgründige Face to Face Veranstaltungen statt.

kuratiert von Heinz Stahlhut

Hans Schärer, Madonna (Äbtissin), 1983, Mischtechnik, Öl, Mörtel, Steine und Glas auf Pavatex, 98.5 x 86.5 cm, Kunstmuseum Luzern, Depositum der Bernhard Eglin- Stiftung, © Erben Hans Schärer / Pro Litteris, Zürich 2014 Hans Schärer, Madonna (Äbtissin), 1983, Mischtechnik, Öl, Mörtel, Steine und Glas auf Pavatex, 98.5 x 86.5 cm, Kunstmuseum Luzern, Depositum der Bernhard Eglin- Stiftung, © Erben Hans Schärer / Pro Litteris, Zürich 2014 - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstmuseumluzern / Kunstmuseum Luzern   - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstmuseumluzern / Kunstmuseum Luzern
Tags: Arnold Böcklin, Hans Schärer, Hermann Max Pechstein, Johann Melchior Wyrsch, Ugo Rondinone

Dienstag bis Sonntag 10-17 UhrMittwoch 10-20 UhrMontag geschlossen
offen an allen städtischen Feiertagen,auch an Montagen: Ostermontag, Pfingstmontag offen
Erwachsene CHF 15.-