Von grosser Genauigkeit und feinster Malerei zeugen auch die Miniaturen aus dem 18./19. Jahrhundert. Zwei besonders schöne Beispiele sind ein Paar 1817 datierte Porträtminiaturen von Georg Friedrich Ochs (1782–1844) mit der Darstellung von Samuel Merian- Merian bzw. seiner Gattin (Kat. Nr. 4209, 800.–/1’200.–). Der in Basel geborene Ochs geht im Jahr 1800 nach Paris, um sich bei dem berühmten Miniaturisten Augustin auszubilden. 1803 tritt er seine Wanderjahre an, die ihn nach Hamburg, Amsterdam und St. Petersburg führen. 1811 kehrt Ochs in seine Heimatstadt zurück. Seine Miniaturen sind von aussergewöhnlicher Qualität und gehören zu den Meisterwerken dieser Gattung. Bis heute gefragt sind auch die Miniaturen des deutsch-schweizerischen Künstlers Marquard Fidel Wocher (1760–1830). Eine signierte und 1797 datierte Poträtminiatur Wochers ist in eine runde Horndose (Kat. Nr. 4224, ohne Abb.) eingelassen und zeigt einen jungen Herrn in schwarzem Rock mit rotem Kragen. Die kleine Kostbarkeit kann für 400.– bis 500.– Franken ersteigert werden. Wocher malt nicht nur im Kleinformat: Er ist auch der Schöpfer des 38 mal 7,5 Meter messenden Rundpanoramas, auf dem die Stadt Thun mit Seeufer, Umgebung und Alpenkette verewigt ist. Das kürzlich restaurierte Wocher- Panorama (1809–1814) kann aktuell wieder in Thun besichtigt werden.
Die Kretische Schule – eine wichtige Schule der Ikonenmalerei – verhilft der byzantinischen Kunst zu einer späten Blüte. Mit dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 verlassen viele byzantinische Künstler und Gelehrte die nun osmanisch beherrschte Stadt. Sie zieht es auf eine christliche Insel im östlichen Mittelmeer, welche unter dem Herrschaftsbereich Venedigs steht: Kreta. Dort entsteht nicht nur eine grosse Anzahl von Wandmalereien in Kirchen und Klöstern sondern auch ein Zentrum der Ikonenmalerei. Dank der Handelsbeziehungen Venedigs gelangen die byzantinischen Ikonen nach Europa, wo eine starke Nachfrage herrscht. In der Blütezeit der kretischen Schule sind über 100 Ikonenmaler tätig, die für orthodoxe, katholische oder private Auftraggeber tätig sind. Der rege kulturelle Austausch zwischen Italien und Kreta führt auch zu einer Beeinflussung des Ikonenmalstils, der seit Ende des 15. Jahrhunderts westliche Darstellungsweisen und Maltechniken aufgreift. Während sich ein Teil der Künstler dem naturalistischen Stil der italienischen Renaissance zuwendet, bleibt der andere dem strengen orthodoxen Formenkanon treu. In der byzantinischen Tradition ist auch der «Thronende Pantokrator» (Kat. Nr. 4800) gemalt. Seine majestätische Gestalt erstrahlt vor dem leuchtenden Goldgrund, sein Thron ist reich geschnitzt und mit Edelsteinen besetzt. Sowohl das Sitz- als auch das Fusskissen sind in imperialem Rot gehalten. Die seltene Ikone (Kreta, 15.Jh.) aus Schweizer Privatbesitz wird für 80’000.– bis 120’000.– Franken angeboten.Die Abteilung «Antiken» kann mit mehreren beachtlichen altägyptischen Kunstobjekten aufwarten. Sie stammen aus der Sammlung Grand, Zürich/St.Gallen. Ch. Grand ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beruflich in Ägypten tätig und lebt mit seiner Familie längere Zeit in Alexandria. Dort beginnt er, altägyptische Kunstwerke zu sammeln. Ein kleiner Teil dieser Kollektion kommt im September zur Auktion. Drei Stücke sind besonders erwähnenswert. Zum einen die Kompositfigur eines Ibis (Kat. Nr. 1023) aus Bronze und Holz, die den Gott Thot darstellt. Die in der Spätzeit (600–300 v.Chr.) geschaffene Figur ist auf 12’000.– bis 15’000.– Franken geschätzt. Zum anderen eine Bronzefigur des schreitenden Horus (Kat. Nr. 1017, 700–300 v.Chr.), die äusserst fein gearbeitet ist und Details wie Schurz, Brustpanzer, Perücke und Krone mit Uräus-Schlange wiedergibt. Die ursprünglich zu einer Gruppe gehörende Figur kommt für 5’000.– bis 6’000.– Franken unter den Hammer. Das dritte Stück ist der Kopf einer Widder-Figur (Kat. Nr. 1024, ohne Abb.) aus Holz und Bronze, mit Resten der ehemaligen Stuckatur und Vergoldung (800–300 v.Chr.). Er ist auf 2’500.– bis 3’000.– Franken taxiert.
Ein sehr vielfältiges Sammelgebiet sind die so genannten «Klosterarbeiten» – von Nonnen in religiöser Hingabe aufwändig gestaltete Reliquiare mit reicher Drahtarbeit, Wachskinder oder Seidenstickereien. Da den Frauenklöstern im Gegensatz zu den Männerkonventen die Seelsorge, Predigt oder gelehrte Studien verwehrt bleiben, sieht der Tagesablauf neben Gebet und geistlicher Lesung hauptsächlich die Handarbeit innerhalb der Klausur vor. Der im 16. Jahrhundert erwachende Reliquienkult eröffnet den Nonnenklöstern ungeahnte Möglichkeiten der kunsthandwerklichen Betätigung. Ganze Skelette oder einzelne Fragmente der «Heiligen Leibern» von Märtyrern werden in kostbare Gewänder gehüllt und mit Gold- und Silberdrahtarbeiten geschmückt. Ausgestellt in prachtvollen Sarkophagen und Reliquienschreinen sind sie keine toten Knochen mehr, sondern lebendige Heilsbringer, von denen man Wunder erwarten darf. Für die Gläubigen, welche ein Andenken von ihrer Wallfahrt mit nach Hause nehmen wollen, fertigen die Nonnen kleine Reliquiare in Form von Kapseln, Kreuzen oder Reisealtärchen an. Zur vollen Entfaltung kommt dieser kunsthandwerkliche Zweig im Formenreichtum des Barock. Die am häufigsten verwendeten Materialien sind Gold- und Silberdraht, Brokat, Seide, Samt, Pergament, Wachs, Glassteine, Perlen und Pailletten. Schuler Auktionen freut sich, eine Sammlung von 40 Klosterarbeiten aus dem süddeutschen Raum (18./19.Jh.) anzubieten, die das ganze Spektrum dieses fast vergessenen Kunsthandwerks zeigen. Ein wunderschönes Beispiel dafür ist ein Kastenreliquiar (Kat. Nr. 4592)
Der 1933 in Rapperswil geborene Bildhauer Raffael Benazzi ist mit zahlreichen Werken im öffentlichen Raum in der Schweiz und den USA vertreten. Er absolviert 1949–1952 bei Arnold D’Altri, Alfred Huber und Willy Stadler in Zürich eine Ausbildung zum Bildhauer. Von entscheidender Bedeutung ist Benazzis Auseinandersetzung mit den eiförmigen Plastiken von Constantin Brancusi. Der Schweizer Künstler bricht die perfekte Form jedoch auf und gestaltet sie mit Einbuchtungen und Vertiefungen unterschiedlicher Grösse, Jahr 1994 verdeutlicht. Das 33 Zentimeter hohe Werk ist auf 2’000.– bis 3’000.– Franken taxiert.Der amerikanische Künstler und Grafikdesigner Shepard Fairey (geb. 1970) ist 2008 einem grösseren Publikum durch sein ikonisches Plakat «Hope» bekannt geworden, das den damaligen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama zeigt. Das in den Nationalfarben gehaltene, stilistisch an die Pop-Art erinnernde Poster entwickelt sich schnell zum bekanntesten Motiv der Obama- Kampagne. Mit der Reggae-Legende Bob Marley verewigt Fairey eine weitere «Ikone» in einem Kunstwerk. Sein Hand Painted Multiple (Kat. Nr. 3206) von 2004, einer Farbserigraphie und Collage auf Papier, zeigt den Musiker und Bürgerrechtskämpfer in einer nachdenklichen Pose. Das 9. von 20 Exemplaren kommt für 5’000.– bis 7’000.– Franken zur Auktion.
Ausstellung6. bis 12. September 2014Auktion15. und 17. bis 20. September 2014
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