Moderne und Zeitgenössische Kunst-Auktion am 9. Juni Vier Farben für € 350.000München, 09. Mai 2012, (kk) – Raum, Proportion, Rhythmus und vor allen Dingen Farbe stehen in Serge Poliakoffs außergewöhnlicher abstrakter Komposition im Vordergrund. Das Werk kommt bei Ketterer Kunst am 9. Juni mit einem Schätzpreis von € 250.000-350.000 zum Aufruf und ist eines der Glanzlichter der Auktion.
Die Offerte umfasst die Bereiche: 1) NACH 1945/Zeitgenössische Kunst 2) Moderne Kunst
zu 1 ) NACH 1945/Zeitgenössische Kunst
„Farbe ist ein traumhaftes Klingen, ist Musik gewordenes Licht“ so der schweizer Künstler und Zeitgenosse Poliakoffs, Johannes Itten. Ob es daran liegt, dass Serge Poliakoff bevor er Künstler wurde seinen Lebensunterhalt als Musike es daran liegt, dass Serge Poliakoff bevor er Künstler wurde seinen Lebensunterhalt als Musiker verdiente ist schwer zu sagen, doch auf jeden Fall bringt der wichtige Vertreter der Nouvelle École de Paris mit seinem Ölgemälde „Composition abstraite orange jaune, vert, lie de vin“ aus dem Jahr 1964 die Leinwand zum Klingen. Der Rhythmus der leuchtenden Farben mit den leicht gekrümmten Konturen zwischen den Flächen bringt das Werk zum Schwingen und sowohl die Harmonien der Komposition als auch der optische Klang des Gemäldes entfaltet sich.
Ebenfalls ganz oben auf der Liste der Begehrlichkeiten dürfte das Ölgemälde „Kopf (Elke Profil)“ von Georg Baselitz stehen. Sein 1977 zu seiner besten Schaffenszeit entstandenes Werk war noch bis vor kurzem als Leihgabe im Kunstmuseum in Mühlheim an der Ruhr zu bewundern. Nun soll es für eine Taxe von € 200.000-300.000 ein neues Zuhause finden.
Mit € 150.000-180.000 ist das Ölgemälde „Peinture 81 x 60 cm, 2 mai 1957“ von Pierre Soulages angesetzt. Es besticht mit schlichter Eleganz sowie gestischer und kompositioneller Ausgewogenheit. Die typischen breiten schwarzen Balken nehmen nicht nur mit ihrer tatsächlichen Ausdehnung, sondern auch mit ihrer Ausdruckskraft die gesamte Leinwand und den Betrachter ein.
Neben Tom Wesselmanns „Study for Nude Painting Print“ aus dem Jahr 1976, das mit einer Taxe von € 130.000-150.000 an den Start geht, überzeugt die Pop Art besonders mit Werken von Andy Warhol: „25 Cats name[d] Sam and one Blue Pussy“ (ca. 1954) ist das erste Künstlerbuch Warhols. Es erschien in einer Auflage von nur 150 Stück. Die Schätzung für das hier angebotene Exemplar, das der Katzenliebhaber Warhol gemeinsam mit einem Siamesischen Kätzchen dem Werbegraphiker Walter Van Bellen geschenkt hatte, liegt bei € 90.000-120.000. Nicht weniger beeindruckend ist das in Siebdruck-Technik auf die zuvor mit Öl- oder Acrylfarbe kolorierte Leinwand gefertigte „Portrait von Karl Ludwig Schweisfurth“ (1980). Damit reiht sich der vormalige Besitzer der Fleisch- und Wurstfabrik Herta, der nun ausschließlich ökologische Lebensmittel produziert, in den so illustren Kanon der von Andy Warhol Porträtierten ein und ist nun neben Berühmtheiten wie Jackie Kennedy und Mick Jagger verewigt. Die Taxe für dieses Werk liegt bei € 80.000-100.000.
Abgerundet wird die Offerte von einem Sonderteil mit Werken von Künstlern der Neuen Leipziger Schule (siehe Pressetext vom 4. April 2012 ). Außerdem kommen neben Ernst Wilhelm Nays „Imagination in Gelb“ und Tim Eitels „Nacht“ (Taxe: je € 90.000-120.000) auch Arbeiten von Stephan Balkenhol, Eberhard Havekost, Gerhard Hoehme, Anish Kapoor, André Lanskoy, Adolf Luther, Markus Lüpertz, Shirin Neshat, Arnulf Rainer, Anselm Reyle, Emil Schumacher, Sean Scully und Victor Vasarely zum Aufruf.
Zu 2) Moderne Kunst Angeführt wird diese Abteilung von einer äußerst seltenen Arbeit Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeffs. Das mit € 250.000-350.000 taxierte Ölgemälde „Bogenschützen“ entstand um 1910 in seiner Münchner Zeit. Stilistisch vom Jugendstil beeinflusst, nimmt von Bechtejeff bereits kommende Entwicklungen auf, die im Sinne des Art Déco wirken. Er stellt seinem leicht manierierten Menschenbild eine Landschaft gegenüber, die in ihrer summarischen Konzeption auch Einflüsse des Kubismus verarbeitet.
Ebenfalls ganz oben angesiedelt ist Gabriele Münters 1916 entstandene Arbeit „Abend am See“: Sie geht mit einem Schätzpreis von € 220.000- 280.000 an den Start und strahlt etwas Märchenhaftes aus, das eher selten im Œuvre der Künstlerin zu finden ist. Gleichzeitig belebt der energische Pinselduktus die Flächenformen und der für das Werk Münters charakteristische Farbensinn verleiht der Komposition jene Gültigkeit der Aussage, die man von ihren besten Arbeiten her kennt. Nicht minder beeindruckend ist Münters kleinformatiges Ölgemälde „Staffelsee mit rotem Haus“, das um 1908 in einer Zeit des Umbruchs entstand, als sich die Berlinerin von einem nachempfundenen Impressionismus abwendet und, wie sie selbst sagt, „zum Fühlen eines Inhalts – zum Abstrahieren – zum Geben eines Extrakts“* findet. Die Schätzung liegt hier bei € 90.000-120.000.
Für € 100.000-150.000 könnte Georg Tapperts Ölgemälde „Kauernder weiblicher Akt“ zu haben sein. Hier hat der Künstler, der üppige Frauengestalten besonders liebte, seine Bildidee vom weiblichen Körper geradezu exemplarisch verwirklicht. Die dichte Drängung des Aktes in ein Quadrat und die verschränkte Haltung des Modells tragen zu einer optischen Wirkung bei, wie sie konzentrierter nicht sein könnte.
Gleich mit sieben Arbeiten ist Emil Nolde vertreten, wobei besonders die aquarellierten Landschaften seiner nordfriesischen Heimat herausragen. Während seine fulminante „Marschlandschaft um Utenwarf (Bauerngehöft mit Abendhimmel)“ mit einer Taxe von € 120.000-150.000 zum Aufruf kommt, liegt die Schätzung für die mit ihrer intensiven Farbigkeit des violetten Nachthimmels bestechende „Südliche Abendlandschaft“ bei € 80.000-100.000. Das „Bauernhaus in Friesland“ ist mit € 80.000-120.000 nur leicht darüber angesetzt.
Im skulpturalen Bereich glänzt neben zwei Bronzearbeiten von Ernst Barlach [„Der Buchleser (Lesender Mann im Wind)“, Taxe: € 50.000-70.000 und „Frau im Wind“, Taxe: € 18.000-24.000] vor allem Ernst Ludwig Kirchners „Katze“. Die Lärchenholzskulptur stammt aus der Sammlung des bedeutenden Schweizer Architekten und Bildhauers Erwin Friedrich Baumann, der eng mit dem Künstler befreundet war und ist mit € 80.000-120.000 bewertet.
Nicht zu vergessen sind die jeweils mit € 60.000-80.000 geschätzten Arbeiten von Gustav Klimt („Brustbild eines Mädchens im Profil nach rechts - Kniestück im Profil nach rechts“) und Walter Gramatté. In seinem 1918 entstandenen Ölgemälde „Die große Angst“ verarbeitet er auf beeindruckende Weise die Schrecken und Schmerzen, die er im Ersten Weltkrieg erlitten hat.
Vorbesichtigung ausgewählter Werke
19.-20. Mai Galerie Barbara von Stechow Feldbergstr. 28 60323 Frankfurt19.-20. Mai Galerie Barbara von Stechow Feldbergstr. 28
23.-24. Mai Ketterer Kunst Malkastenstr. 11 60323 Frankfurt 40211 Düsseldorf26. Mai - 2. Juni Ketterer Kunst Fasanenstr. 70 10719 BerlinVorbesichtigung aller Werke 03.-08. Juni Ketterer Kunst München-Riem (Messe) Joseph-Wild-Str. 18
Auktion am 9. Juni ab 14 Uhr Moderne Kunstab 16 Uhr Nach 1945/Zeitgenössische Kunst mit Sonderteil „Neue Leipziger Schule“ Ketterer Kunst Joseph-Wild-Str. 18 München-Riem (Messe)
* zit. nach Gabriele Münter 1877-1962. Retrospektive, Ausst.Kat. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1992, unpag. S. 108
Ketterer Kunst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als einer der wichtigsten Kunst- und Buchversteigerer mit dem Stammsitz in München und einer Dependance in Hamburg etabliert. Galerieräume in Berlin sowie Repräsentanzen in Heidelberg und Düsseldorf tragen entscheidend zum Geschäftserfolg bei. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen, Sonder- und Benefizauktionen sowie Online-Auktionen statt. Robert Ketterer ist Auktionator und Inhaber der Firma.