Sottsass-Hauptwerk bei Design-Auktion am 6. November 2014 im DorotheumFrühe Sottsass-Unikate, Spektakuläres von Ron Arad, Exklusives von Hans Hollein und „Standards“ wie Design-Klassiker und Zeitgenössisches – das alles vereint die Design-Auktion des Dorotheum am 6. November 2014.
Nicht weniger als der „Gottvater des italienischen Designs“ wird er genannt: Ettore Sottsass (1917–2007) war Künstler, Bühnenbildner, Keramiker, Mitbegründer der Radical-Design-Bewegung der Sixties und Gründer des legendären Memphis-Design-Studios in den 1980-er Jahren.
Die Dorotheum-Auktion offeriert diesmal ein außergewöhnliches marktfrisches Unikat aus 1959, bei dem man die postmoderne Ästhetik, die er so liebte, bereits erahnen könnte. Geometrische Elemente und knallige Farben verbindet Sottsass auf gewohnt spielerische Weise im 241 x 284 cm großen Keramik-Wandbild. Ein Unikat und außergewöhnliches Werk der frühen Zusammenarbeit von Ettore Sottsass mit der Keramikwerkstatt Bitossi, die 1955 mit einer Serie von Tellern und kleinen Keramikobjekten begann. Das monumentale Werk war 1960 im Atrium des Triennale-Gebäudes in Mailand anlässlich der XII. Triennale ausgestellt. Der jetzige Besitzer kaufe das Wandbild 1970 von Sergio Cammilli, dem innovativen Gründer der italienischen Möbelfirma Poltronova, für die Sottsass ab 1958 als Art Director arbeitete (Schätzwert € 170.000 – 250.000).
Neben diesem dreiteiligen Keramikbild versteigert das Dorotheum zahlreiche Totems, wobei sich jenes aus 1966 aufgrund vieler abweichender Details von den späteren Totems unterscheidet und laut Cammilli eine der ersten von Bitossi realisierten mannshohen Stelen sein könnte (€ 50.000 – 80.000).
Weitere italienische Stars sind Aldo Tura, von dem u. a. ein 1940 entworfener Cocktail-Schrank angeboten wird (€ 20.000 – 25.000), sowie Mimmo Paladino mit einem Schrank mit sehr reichem Innenleben („Ficcanaso“, € 30.000 – 35.000), designt für Meta-Memphis, dessen Produkte bei dieser Auktion generell bestens vertreten sind. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf italienischem Glas von 1930 bis 1980, aus zwei Privatsammlungen stammend.
Tische und vor allem Sitzgelegenheiten jeder Art steuert Ron Arad bei – vom bequemen Rover-Sessel der 1980er Jahre (€ 5.000 – 6.000), über den harten, in Stahl-glänzenden „Big Heavy“ (Nr. 10/20, € 38.000 – 45.000) bis zum riskanten „A.Y.O.R.“-Sessel, wobei diese Abkürzungen schon die Warnung des Designers enthalten: AT YOUR OWN RISK - (Sitzen) auf eigene Gefahr (Nr. 18/20, € 40.000 – 45.000).
Perfekt verarbeitet prangt in Gold und Rot ein von Hans Hollein für Bösendorfer entworfenes Klavier, das der Architekt bis zu seinem Tod 2014 besaß. Die Wiener Klaviermanufaktur hatte es bei Hollein ganz nach Firmentradition in Auftrag gegeben – einstige Klavier-Entwerfer waren Hans Makart und Josef Hoffmann gewesen (€ 110.000 – 130.000).
Weitere Architekten-Entwürfe bereichern die Österreich-Offerte, darunter ein runder, 1976/78 geschaffener massiver Walnussholz-Tisch mit 194 cm Durchmesser von Anna Lülja-Praun (€ 8.000 – 12.000) sowie ein Konvolut von Zeichnungen für Teppiche und Tapeten von Josef Frank, die er im schwedischen Exil 1945 anfertigte.