zu 1: Moderne Kunst Neben Hermann Max Pechsteins Ölgemälde „Zerfallenes Haus“ zählt auch sein Ölgemälde „Still- leben mit Fächer“ aus dem Jahr 1918 zu den Toplosen dieser Abteilung. Das 80 x 70 cm (31.4 x 27.5 in) große Werk kommt mit einer Taxe von € 200.000-300.000 zum Aufruf, während sein 1953 entstan- denes Ölgemälde „Fischerhafen bei Fehmarn“ und seine Papierarbeit „Zwei Mädchen in der Hänge- matte VII“ von 1910 bereits für € 60.000-80.000 respektive € 50.000-70.000 zu haben sein könnten.
Ganz oben angesiedelt sind auch Gabriele Münters um 1911 entstandenes „Stillleben mit Madonna“, das aus dem Nachlass ihres Lebensgefährten Johannes Eichner stammt sowie ihr 1933 auf Holz gemaltes und mit € 120.000-150.000 bewertetes Ölgemälde „Schloss Elmau im Winter“. Ersteres zählt zu den mystifizierend-religiösen Stillleben, die einen Höhepunkt im Œuvre der Künstlerin darstellen. Zudem handelt es sich laut www.artnet.com um die größte auf dem Kunstmarkt bisher angebotene Arbeit der Künstlerin überhaupt. Die Schätzung liegt bei € 250.000-300.000.
Ein weiteres Glanzlicht stellt neben Franz Radziwills „Gespräch über einen Paragraphen“ (Taxe: € 250.000-350.000) auch Christian Rohlfs' „Soest“ (€ 200.000-300.000) von 1916 dar. Die Öl- und Temperaarbeit ist seltener Zeuge der renommierten zu weiten Teilen verlorenen Sammlung Walter Kaesbach und herausragendes Beispiel für Rohlfs' reife expressionistische Werkphase. In seiner Echtheitsbestätiung würdigt Dr. Paul Vogt das Gemälde als eine der „malerisch bedeutendsten Arbeiten des Künstlers zum Thema „Soest““, welches gegenüber anderen Werken dieser Zeit besonders intensiv durch seine kraftvolle Farbigkeit wirkt.
Wenn ein Künstler die Arbeit eines anderen erwirbt, so spricht dies für großen Respekt und sorgt zugleich für eine ausgezeichnete Provenienz. Im Falle eines Ölgemäldes von Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeff war Adolf Erbslöh der Bewunderer mit dem Auge für Qualität. 1905 entstand unter dem Einfluss des Spätimpressionismus und noch vor seinem Aufenthalt in Paris Bechtejeffs „Parkweg mit Reiterin“. Die spezielle Kommatechnik verleiht diesem frühen Gemälde einen ganz besonderen Reiz. Dieses sowohl von der Farbwahl als auch von der Komposition experimentell angelegte Werk zeigt einen Künstler, der sich, inspiriert von den avantgardistischen Strömungen des späten 19. Jahrhunderts, seinen Weg in die Moderne bahnt. Die Schätzung liegt bei € 150.000-250.000.
Des weiteren besticht neben Emil Noldes Farblithographie „Schauspielerin“ (Taxe: € 40.000-60.000) auch seine „Marschlandschaft mit Bauernhof und Heudiemen“. Das um 1930/35 entstandene Aquarell mit der dramatischen Wolkenkulisse und den leuchtenden Heudiemen lässt das hohe künstlerische Einfühlungsvermögen und die besondere innere Beziehung des Künstlers zur Landschaft seiner Heimat erkennen. Die Arbeit ist mit € 180.000-240.000 bewertet.
Mit € 90.000-120.000 geht Albert Blochs Ölgemälde „Eine Gruppe-Gethsemane“ an den Start. Das 1914 entstandene Werk, das bereits im Art Institute of Chicago und in New York zu sehen war, vermischt Religiöses mit der Welt der Clowns. Die Komposition ist jedoch eindeutig den Vorbildern der italienischen Renaissance entlehnt und deutet auf eine religiöse Handlung hin. Die Arbeit wird zusammen mit der Vorzeichnung angeboten.
Die Faszination von Otto Möllers „Mädchen mit Halskette“ liegt vor allem im Zusammenklang von formal und farblich heterogenen Bildbestandteilen zu einer harmonisch zu nennenden Einheit, der sich die optische Vielfältigkeit unterordnet. Die Schätzung liegt bei € 40.000-60.000
Abgerundet wird die Offerte dieser Abteilung neben fünf mit € 60.000-80.000 angesetzten Werken von Edward Cucuel („Herbstzauber“, 1912), Otto Dix („Alte Birnbäume in Hemmenhofen“, 1940), Paul Kleinschmidt („Sängerinnen“, 1926), Leo Putz („Spiegelbild“, 1908) und Karl Schmidt-Rottluff („Mädchen am Tisch“, 1921) sowie Ernst Ludwig Kirchners Kaltnadelradierung „Nackte Frau am Fenster, Fehmarn“ (Taxe: € 50.000-70.000) u.a. von Werken so wichtiger Künstler wie Julius Bissier, Heinrich Campendonk, Marc Chagall, Salvador Dalí, Max Ernst, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Karl Hubbuch, László Moholy-Nagy, Pablo Picasso und Georg Tappert.
zu 2. NACH 1945/Zeitgenössische Kunst An der Spitze dieser Abteilung steht Gerhard Richters Ölgemälde „Abstraktes Bild“. 1976 entstanden und ehemals aus dem Besitz von Ema Richter, ist es eines der ersten Werke aus der Phase des Neubeginns in der künstlerischen Entwicklung des Dresdner Malers. Nach den grauen Bildern, die einen Endpunkt und eine Absage an alles Gestalterische darstellen, markieren die „Abstrakten Bilder“ einen fulminanten Neuaufbruch, bei dem die lebendig pulsierende Farbe beim Betrachter ganz individuelle Wahrnehmungserlebnisse anregen will. Die Schätzung für das Werk liegt bei € 100.000-150.000.
Ähnlich hoch liegt mit € 120.000-150.000 Enzo Cucchis Arbeit „Fucile“ aus dem Jahr 1980/81. Der Künstler spielt hier mit skulpturalen Elementen und stellt neben das großformatige Ölgemälde mit der gemalten Waffe eine Keramik-Pistole, die die in leuchtendem Gelb vor Schwarz dargestellte Waffe zu erschießen scheint. Letzlich überlässt Cucchi es dem Betrachter seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Mit € 100.000-120.000 wird Christos zweiteilige Arbeit „The Gates, Project for Central Park, New York City” aus dem Jahr 2003 ähnlich hoch angesetzt. Die Collage, in der der Künstler in beeindruckender Weise die Stofflichkeit des Dargestellten und das Spiel des Lichts einfängt, ist nicht nur ein eigenständiges künstlerisches Werk sondern zugleich ein eindrucksvolles Zeugnis jener flüchtigen Inszenierung der Schönheit. Die Arbeit wurde 2004 im Metropolitan Museum, New York ausgestellt.
Für € 90.000-120.000 wird Günther Ueckers „Energiefeld“ aus dem Jahr 1986 angeboten. Trotz der Massivität der Materialien wirkt die 90 x 90 cm (35.4 x 35.4 in) große Schöpfung durch das Spiel von Licht und Schatten auf der durch das dichte Gewirr von Nagelköpfen rhythmisierten Fläche entrückt und schwerelos. Ruhe und Bewegung verschmelzen hier zu einem faszinierenden künstlerischen Ganzen von stiller Anmut.
Im Gegensatz dazu steht Martin Kippenbergers mit € 50.000-70.000 angesetztes Objekt „I am lonely“, das als Hauptwerk einer um einen bronzenen Besenstil konzipierten Werkfolge gelten kann. Der handelsübliche Laufstall, wohlbekanntes Objekt aus Kindertagen, wird hier zu einer Metapher von Bedrohung und Gefangenschaft. Er tritt dem Betrachter als stummer Aufschrei und ironischer Kommentar einer anonymisierten Kinderexistenz entgegen.
Für Spannung im Auktionssaal dürften mehrere Arbeiten von Jörg Immendorff sorgen, denn neben seiner Bronze „Affe in der Suppenschüssel“ (Taxe: € 30.000-40.000) und seiner Acrylarbeit „Kleine Beschwörung“ (Taxe: € 13.000-18.000) kommt auch eine attraktive Affenbande zum Aufruf. Die 23 kleinformatigen Bronzen mit Titeln wie „Affe zur Umarmung“, „Affe mit Totenkopf“ und „Affe mit Rose“ sind mit je € 4.000-6.000 geschätzt. Schon im Oktober 2009 hatten 18 ähnliche Figuren bei Ketterer Kunst für Furore gesorgt, indem sie ausnahmslos abgesetzt wurden und einen Gesamterlös von € 177.000* einspielten.
Abgerundet wird das Angebot neben der 1947 entstandenen titellosen Arbeit von Mario Carreňo (Taxe: € 40.000-60.000) und zwei Ölgemälden von Fritz Winter, von denen eines aus der ehemaligen Provenienz der Fritz-Winter-Stiftung, München stammt, (Taxen: € 40.000-60.000 und € 28.000- 34.0000) von Werken weiterer namhafter Künstler wie Karel Appel, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Alexander Calder, Rupprecht Geiger, Keith Haring, Xenia Hausner, Damien Hirst, Paul Jenkins, Fritz Koenig, Markus Lüpertz, Ernst Wilhelm Nay, Sigmar Polke und Victor Vasarely.
* Der Erlös entspricht dem Zuschlag plus 22 Prozent Aufgeld.
Ketterer Kunst hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als einer der wichtigsten Kunst- und Buchversteigerer mit dem Stammsitz in München und einer Dependance in Hamburg etabliert. Galerieräume in Berlin sowie Repräsentanzen in Heidelberg und Krefeld tragen entscheidend zum Geschäftserfolg bei. Abgerundet wird das Portfolio u. a. durch den renommierten Ernest Rathenau Verlag, New York/München. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen, Sonder- und Benefizauktionen sowie Online-Auktionen statt. Robert Ketterer ist Auktionator und Inhaber von Ketterer Kunst.
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