Koller präsentiert anlässlich seiner Frühjahrsauktionen für alte Kunst vom 24. bis zum 29. März Jan Gossaerts Gemälde «Maria mit Kind» (1478-1532). Es ist eines der letzten Werke des niederländischen Renaissance- Meisters in Privatbesitz, die Schätzung liegt bei CHF 1,8 bis 2,2 Millionen.Jan Gossaert – nach seinem Heimatort Maubeuge (heute Frankreich) auch Mabuse genannt – gehört zu den bedeutendsten Renaissance-Malern nörd- lich der Alpen. Sein Oeuvre umfasst ca. 60 Werke. 58 davon befinden sich in namhaften Museen wie dem Metropolitan Museum of Art in New York, der National Gallery in London, der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, dem Museo del Prado in Madrid und der Eremitage in St. Petersburg. Zwei private Werke befinden sich als Leihgabe ebenfalls in Museen, so auch das Werk «Adam und Eva» von 1520 aus dem Besitz ihrer Majestät Queen Elizabeth II., das für unbestimmte Zeit in der National Gallery in London zu sehen ist. Somit sind nur noch drei Mabuse-Gemälde nicht in Museen. Dazu zählt die bei Koller Auktionen am 28. März 2014 angebotene «Maria mit Kind» aus einer englischen Privatsammlung.
An bedeutenden Ausstellungen vertreten «Maria mit Kind» befand sich seit Mitte der 1950er Jahre in der Sammlung Dr. Alfred Hausamann in Zürich und war ab 1960 bis 2001 als Leihgabe im Kunsthaus Zürich ausgestellt. Zusätzlich wurde das Gemälde in zwei Ausstel- lungen gezeigt: 1955 in Schaffhausen in «Meisterwerke flämischer Malerei», 1965 in Rotterdam und Brügge in der Ausstellung «Jan Gossaert genaamd Mabuse». Es wurde letztmals anlässlich der Vorbereitung des Werkverzeichnisses und der grossen Ausstellung des flämischen Meisters von 2010 im Metropolitan Museum in New York von der Kuratorin Dr. Maryan W. Ains- worth im Original eingehend geprüft und als eigenhändige Arbeit des Künstlers deklariert.
Hervorragender ZustandDie in Öl auf Eichenholz gemalte Tafel wurde jüngst gereinigt und befindet sich in einem hervorragenden Zustand. Die Komposition zeigt die Muttergottes vor einer spätgotischen Thronarchitektur aus teils filigranem, teils mas- sivem Gestein. Vor ihr sitzt auf grünem Samt das Jesuskind. Während Maria den Blick nach unten richtet, zieht Jesus durch den direkten Blickkontakt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Stilistisch wie kompositorisch weist das Gemälde starke Parallelen mit der 1531 datierten Darstellung der Maria mit Jesuskind im Cleveland Mu- seum auf, weshalb Dr. Maryan W. Ainsworth eine Datierung um 1530 vorschlägt. Prof. Dr. Sander, Kurator des Städel Museums in Frankfurt vergleicht das angebotene Gemälde aufgrund der «Knopfaugen» des Christuskindes stilistisch auch mit Gossaerts 1527 datierten «Danae» in der Alten Pinakothek in München und zieht darum eine etwas frühere Datierung Mitte der 1520er Jahre in Betracht. Weitere vergleichbare «Maria mit Kind»-Kompositio- nen befinden sich in der National Gallery in London, in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und im Museo de Bellas Artes de Bilbao.
Weitere Highlights der Altmeister-Auktion Zu den weiteren Highlights der Altmeister-Auktion vom 24. März zählt auch das Gemälde «Einsiedler im Gebet», ca. 1670 geschaffen von Gerrit Dou, welches sich lange in Schweizer Privatbesitz befunden hat und erst jetzt durch die führende Expertin Dr. Ronni Baer erstmals im Original geprüft und als eigenhändig erklärt wurde. Das Gemälde war der Expertin bislang nur als Schwarzweissfotografie bekannt und ist jetzt zusätzlich im RKD in Den Haag als Werk des Künstlers archiviert. Es wird bei Koller mit einer Schätzung von CHF 350 000 / 500 000 ausgerufen.
Aus der renommierten Sammlung Wolfgang Joop stammen zudem zwei um 1490 datierte Altarflügel des in Köln tätigen Meisters der Heiligen Sippe. Dargestellt ist die Verkündigung Mariä mit den Heiligen Bartholomäus und Petrus. Die Flügel bildeten einst die Aussentafeln eines imposanten Altar- werks, dessen restliche Tafeln sich heute in öffentlichen Sammlungen be- finden. Die Innentafeln mit der Anbetung der Heiligen drei Könige und der Auferstehung Christi sind heute im Indiana University Art Museum in Bloo- mington, Indiana, und die Zentraltafel mit der Kreuzigung Christi befindet sich in der Sammlung der Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel. Koller schätzt die Flügel auf CHF 300 000 bis 500 000.