Die Identität des Herren, der „In Erwartung der Zeitung“ die Sonne genießt ist nicht bekannt, doch dafür die des Künstlers um so mehr: Carl Spitzweg schuf dieses Idyll mit feinstem Humor und großer Liebe zum Detail. Die Schätzung für das bis zu des Künstlers eigenhändiger Verkaufsliste von 1880 zurückverfolgbare Gemälde liegt bei € 70.000-90.000.
Ebenfalls im Bereich der Kunst des 19. Jahrhunderts kommt neben Hans Thomas mit Öl auf Papier gemalten „Schwarzwaldtannen (Beerenpflückerinnen)“, das mit einer Taxe von € 30.000-40.000 an den Start geht, auch ein mit € 25.000-35.000 bewertetes Ölgemälde Friedrich Wilhelm Kuhnerts zum Aufruf. „Der abendliche Ruf (Brüllendes Löwenpaar auf einem Felsen)“ entstand um 1919 und gibt Zeugnis von der Meisterschaft des Künstlers in der Tierdarstellung.
Mit derselben Taxe zählt Johann Georg Meyer von Bremens stimmungsvolles, 1868 entstandenes Ölgemälde „Das Blindekuhspiel“ zu den weiteren Toplosen dieser Abteilung. Das zarte Kolorit, die plastische Modellierung der Körper und Gesichter sowie die großartige Naturdarstellung bilden eine wunderbare kompositorische Einheit, die der Arbeit einen ungemein fröhlichen Charakter verleiht.
Sehr unterschiedlich in ihrer Anmutung und atmosphärisch äußerst stimmungsvoll in ihrer individuellen Darstellung sind drei Landschaftsgemälde, deren jeweilige Schätzung mit € 20.000-30.000 angesetzt ist. Otto Georgi, einer der ersten deutschen „Orientalisten“, besticht hier mit dem Ölgemälde „Blick auf Bethlehem mit Flucht nach Ägypten“ ebenso wie Jósef Kostzta mit seinem „Bauernhof mit Heuhocken“ und Paul Baum, dessen „Bäume im Frühling“ die Leidenschaft des Künstlers für den Impressionismus widerspiegeln.
Abgerundet wird das Angebot dieser Abteilung neben weiteren Gemälden u.a. von Edmund Adler, Franz von Defregger, Antonio Marini und Julius Steinkopf auch von erlesenen, teilweise kolorierten, Zeichnungen und Original-Druckgrafikarbeiten beispielsweise von Albert Anker, Jean-Baptiste Camille Corot, James Ensor, Ludwig von Hofmann und Wilhelm von Kobell.
An der Spitze der Abteilung Alte Meister, die der Kernkompetenz des Hauses entsprechend besonders mit Original-Druckgrafikarbeiten und Handzeichnungen besticht, steht mit einer Schätzung von € 30.000-40.000 ein ganz ausgezeichneter und ebenso prägnant wie fein gezeichneter Druck auf Bütten aus dem Jahr 1513. Albrecht Dürer, der die Auktion mit einem halben Dutzend Arbeiten bereichert, stellt in dem äußerst facettenreichen Kupferstich mit dem Titel „Der Reiter (Ritter, Tod und Teufel)“ ganz meisterhaft die irdische Ebene der jenseitigen gegenüber.
Äußerst diesseitig ist dagegen das bunte Treiben an Verkaufsständen und Buden in Canalettos (Bernardo Bellottos) Radierung „Der Altmarkt in Dresden“. Die diesem Blatt zugrundeliegende Radierplatte wurde während des preußischen Bombardements, nur acht Jahre nach der Entstehung dieser Arbeit, im Haus des Künstlers zerstört. Der Schätzpreis liegt bei € 9.000-12.000.
Mit derselben Taxe geht auch die um 1561 geschaffene Radierung des Johannes van Doetechum „Der Heilige Martin mit seinem Pferd auf einem Schiff“ an den Start. Das Blatt zählt zu den gesuchten Grafiken nach Hieronymus Bosch, einem der großen Visionäre der abendländischen Kunstgeschichte.
Neben zwei Pinselzeichnungen von Jacob Philip Hackert, die mit jeweils € 7.000-9.000 bewertet sind, glänzt zudem die Federzeichnung „Sizilianische Küste bei Taormina“ (Taxe: € 8.000-12.000) von Christoph Kniep, der neben Hackert mit Wilhelm Tischbein bekannt war. Letzterer knüpfte 1787 den Kontakt zu Goethe, den Kniep nach Sizilien begleitete, wo im selben Jahr das erwähnte Blatt entstand.
Ergänzt wird die Offerte der Arbeiten auf Papier neben Werken weiterer etablierter und gesuchter Marktgrößen wie Rembrandt, Piranesi und Goya von Blättern im moderateren Preissegment: Die Herzen junger Sammler lassen sicherlich die Arbeiten von Aldegrever, Castiglione, Caraglio, Ostade und Tiepolo, die in hervorragender Druckqualität angeboten werden, höher schlagen. Auch die 1586 mit großem Erfindungsreichtum entstandene, 18 Blatt umfassende, einheitliche und komplette Folge von Meeres- und Flussgottheiten des Philips Galle dürfte für Spannung im Auktionssaal sorgen.
Eine eigene Sektion im Katalog ist einer ganz besonderen Privatsammlung gewidmet. Den Grundstock dieser bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts begonnenen und aus zwei Familiensträngen zusammengewachsenen süddeutschen Kollektion bildet ein über 100 Losnummern umfassender, kennerschaftlich zusammengetragener Bestand an Handzeichnungen. Dazu zählen beispielsweise zwei Arbeiten von Hans Rottenhammer, dessen Federzeichnung „Anbetung des Hirten“ mit einer Taxe von € 8.000-10.000 an den Start geht. Dieses exquisite Fundament erweiterten die Sammler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert mit Gemälden und Papierarbeiten vor allem des deutschen Expressionismus (siehe Sonderkatalog der Auktion am 5. Dezember 2014). Des weiteren sind im Bereich des 19. Jahrhunderts viele Kostbarkeiten wie beispielsweise Werke von Évariste Carpentier, Eduard von Grützner, Alexander Koester und Alfred von Wierusz-Kowalski vertreten.
Ketterer Kunst hat sich seit Gründung im Jahr 1954 als einer der wichtigsten Kunst- und Buchversteigerer mit dem Stammsitz in München und einer Dependance in Hamburg etabliert. Galerieräume in Berlin und Repräsentanzen in Heidelberg, Düsseldorf und Modena, Italien tragen entscheidend zum Geschäftserfolg bei. Außerdem finden immer wieder Ausstellungen, Sonder- und Benefizauktionen sowie permanente Online-Auktionen unter www.ketterer-internet- auktion.de statt.
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