Bedeutende Kunst und Kultur aus der ganzen Welt ist wieder zu Gast im Wiener Dorotheum: In der kommenden Auktion von „Stammeskunst/Tribal Art“ am Donnerstag, 28. März 2013, um 14 Uhr.214 Lots aus Afrika, dem Orient, aus Asien, Indonesien, Ozeanien und Amerika geben einen reichen Überblick über die vielfältigen künstlerischen und kulturellen Schöpfungen der sogenannten „primitiven Völker“. Diese 5. große Stammeskunst-Auktion, sorgfältig ausgewählt von dem Experten Prof. Erwin Melchardt, bringt wieder viele alte Masken und Skulpturen, viel Malerei und Schmuck, Sakral- und Prunk-Objekte, Waffen, sowie künstlerisch hochwertig gestaltete Dinge des täglichen Gebrauchs. Alle angebotenen Stücke sind alt, fachmännisch geprüft und mehrere Generationen lang im kulturellen Kontext der ausgewiesenen Völker in rituellem, zeremoniellem oder alltäglichem Gebrauch gewesen.
Eine temporäre Heimstatt für umherirrende und unberechenbare Geister soll die ungewöhnliche Bateba-Figur der Lobi, Burkinao Faso, Elfenbeinküste, bieten. Sie gelten als besonders kraftvoll und mächtig, werden in Schreinen aufgestellt, beopfert und in Zeremonien von „Priestern“ befragt und beeinflusst (Schätzwert € 2.000 - 3.000).
Ein seltener Amulett-Anhänger der Lumbo oder Punu, Gabun, zeigt offenbar einen Gefangenen oder Sklaven (€ 12.000 - 16.000). Mit 58 cm Größe äußerst selten ist eine Marionette aus Holz der Fang, Gabun, Kamerun. Mit diesen Figuren wurde den jungen Fang-Männern während der Initiationsriten die eigene Geschichte und Herkunft erklärt (€ 18.000 - 20.000).
Die Figur eines Reliquien-Wächters („Mbulu ngulu“) der Kota oder Bakota, Gabun, Ost-Kongo, Holz, zum Teil mit Messing beschlagen ist ebenfalls ein Höhepunkt der Versteigerung. Diese Reliquien-Wächter saßen einst auf Körben, in denen die Schädel und Knochen berühmter Häuptlinge aufbewahrt wurden (€ 18.000 - 20.000). Den Ahnen eines Häuptlings stellt die große Figur der Luba-Hemba, Dem. Rep. Kongo dar (€ 20.000 -30.000).
Die Offerte umfassen noch viele Masken und Skulpturen der Dogon, Lobi, Bambara, Senufo, Dan, Baule, Yoruba, aus Kamerun, Gabun, von den Songye, Tschokwe, Bembe u. a. aus dem Kongo, aus dem Sudan und aus Tansania.
Aus Asien werden seltene, alte Sakral-Malereien aus Nepal und Tibet, wie z. B. eine Darstellung der „zornvollen“ Gottheit mit vier Köpfen und acht Armen aus dem Umkreis des „schrecklichen“ Gottes Heruka und seiner acht Erscheinungsformen (€ 4.600 - 5.000) angeboten, sowie spektakuläre, große Buddha-Figuren aus Thailand und Burma und eine seltene Maske der Yao aus Vietnam.
Aus Indonesien stammt der lebensgroße Kopf einer Marionette, „Si gale-gale“ genannt. Von den Batak in Sumatra. Diese „Si gale-gale-Marionetten“ treten dann in Aktion, wenn ein bedeutender, verstorbener Batak-Mann keinen Sohn hat, der die unbedingt notwendigen Rituale bei den großen Bestattungs-Zeremonien durchführen kann. Dann tritt diese „Si gale-gale-Marionette“ als „künstlicher Sohn“ in Aktion und führt die Zeremonien durch. Mit einer einfachen Seilzug-Mechanik kann diese „Si gale-gale-Marionette“ sogar „sprechen“ und „weinen“ (€ 3.200 - 4.000).
Eine absolute Rarität aus Ozeanien ist ein großer „Geld-Ring“ aus dem Besitz eines Häuptlings der Tolai auf der Insel Neu-Irland. Solche Ringe sind Wert-Objekte von Klans und bestehen aus 50.000 bis 60.000 keinen Meeres-.Schnecken, auf dünnen Pflanzenstreifen aufgefädelt (€ 8.000 - 10.000).
Ebenso selten sind zwei Muschel-Platten, „Barava“ genannt, von den Salomonen-Inseln. Diese „Barava“-Platten wurden einst in mühevoller, langer Arbeit mit einfachsten Werkzeugen aus versteinerten Schalen der Riesen-Muschel („Tridacna gigas“) hergestellt. Die durchbrochen gearbeiteten Symbole dieser „Barava-Muschelplatten“ wurden mit einfachen Bogen-Bohrern, Pflanzen-Sehnen, Sand und Wasser aus den dicken Muschel-Schalen herausgesägt. Die „Barava-Platten“ bedeuteten auf den Salomonen-Inseln den sichtbaren und symbolischen Anspruch eines Stammes oder Klans auf einen ganz bestimmten Land-Besitz auf den Salomonen-Inseln. Sie sind gleichsam „Grundbuchs-Auszüge“ aus längst vergangener Zeit (je € 1000 - 2000).
Spektakulär ist auch ein übermodellierter und bemalter Ahnen-Schädel vom Sepik-Fluss in Neuguinea. Diese Knochen-Schädel verstorbener, männlicher Mitglieder der Iatmul-Stammes am Sepik wurden einst traditionell mit Ton komplettiert („übermodelliert“) und die Gesichter mit jenen Mustern bemalt, die der Verstorbene zu seinen Lebzeiten bei großen Zeremonien und Tänzen selbst getragen hat. Dieses seltene Objekt stammt aus der Sammlung des berühmten Schiele-Sammlers Prof. Dr. Rudolf Leopold. Kat.-Nr. 211 (€ 4.000 - 5.000).
Auktion: Stammeskunst/Tribal Art, 28. März 2013, 14 UhrOnline-Katalog:ww.dorotheum.comExperte: Prof. Erwin Melchardt, Tel. +43-1-515 60-520,erwin.melchardt@dorotheum.atOrt: Palais Dorotheum, Wien 1, Dorotheergasse 17