München, 4. Nov. 2013, (kk) – 1923, vielleicht sogar auf den Tag genau vor 90 Jahren, schuf Otto Dix seine „Börsenspekulanten“. Genauso gut hätte dieses Meisterwerk auch heute entstehen können, denn das Thema hat absolut nichts an Aktualität verloren. Das einzigartige Zeitdokument kommt am 6. Dezember bei Ketterer Kunst im Rahmen der Auktion „Klassische Moderne“ in München zum Aufruf.„Zeitgemäßer könnte die Arbeit von Otto Dix angesichts der Bankenspekulationen und der daraus resultierenden Inflationsraten und geplatzten Blasen kaum sein“, so Robert Ketterer.
Otto Dix, einer der wichtigsten Chronisten seiner Zeit kritisiert mit den „Börsenspekulanten“ eine Gesellschaftsschicht, die jedes Gefühl für das richtige Maß verloren hat. Und wie sich doch die Bilder gleichen: Mögen die heutigen Kommunikationsmittel effektiver und moderner sein, der Wille zu ungebremster Vermehrung von Vermögen mittels spekulativer Aktionen ist heute ebenso vorhanden wie vor 90 Jahren. Auch das Erscheinungsbild hat sich kaum geändert. So lässt der Künstler seine Nachkriegsspekulanten wie seriöse Unternehmer auftreten, die nur mit dem Telefon am Ohr ihren Reichtum zu mehren suchen. Überhaupt scheint das Telefon der Bildaussage aus heutiger Sicht eine weitere Dimension hinzuzufügen, liegt doch der Gedanke an den aktuellen Abhörskandal in unmittelbarer Nähe. Und so scheint es genau wie damals auch heute nur um wirtschaftliche Vorteile und Macht zu gehen. Es bleibt die Frage, ob sich die Geschichte unbedingt wiederholen muss.