München, Dezember 2013 – In der diesjährigen Herbstauktion der Hermann Historica oHG…
München, Dezember 2013 – In der diesjährigen Herbstauktion der Hermann Historica oHG…
München, Dezember 2013 – In der diesjährigen Herbstauktion der Hermann Historica oHG kamen rund 8.000 Objekte aus allen Themengebieten der Geschichte und Militärhistorie zum Aufruf, darunter auch Stücke aus dem Historischen Waffenmuseum im Zeughaus Überlingen – die Sammlung Friedrich Hebsacker.
AntikenIm Kapitel der Antiken überzeugte auch in diesem Herbst wieder eine große Zahl von frühen Bronzehelmen in bester Erhaltung das internationale Fachpublikum. Mit Losnummer 2037 und 2038 kamen zwei ebenso typische wie rare Vertreter ihrer jeweiligen Gattung zum Aufruf. Ein Illyrischer Helm aus dem siebten bis sechsten Jahrhundert vor Christus bestach durch die schöne dunkelgrüne Patina der schweren Kalotte und konnte ab 8.000 Euro ersteigert werden – war einem Bieter dann aber 12.000 Euro wert. Auf 15.000 Euro belief sich dagegen die Taxe für einen chalkidischen Helm mit vollflächiger Verzinnung und den charakteristischen beweglichen Wangenklappen aus dem vierten Jahrhundert vor Christus. Für dieses überaus ansprechende Stück mussten auf Grund großen Interesses schon 22.000 Euro aufgebracht werden. Ebenfalls aus dieser Zeit präsentierte sich ein Meisterwerk antiker Silberschmiedekunst, eine spätskythische, frühsarmatische Silberschale. Teils vergoldet, zeigte das Rarissimum eine feinst reliefierte und gravierte Jagdszene mit der Darstellung eines steppennomadischen Reiters im Angriff auf einen Keiler. Diese ebenso seltene wie außergewöhnlich schöne Arbeit blieb auch von der Fachwelt nicht unbemerkt und wurde so mit einem Startpreis von 20.000 Euro erst nach langem Bietgefecht bei 34.000 Euro zugeschlagen. Jüngeren Datums, aber nicht minder interessant, zeigte sich ein bestens erhaltenes silbernes Reliquienkreuz, mittelbyzantinisch aus dem zehnten bis elften Jahrhundert. Sehr attraktiv und aufwändigst gestaltet, wurde dieses prachtvolle, in Teilen golddekorierte Kruzifix für 16.000 Euro bei einem Limit von 10.000 Euro versteigert.
Alte Waffen und KunsthandwerkTraditionsgemäß wurde der Katalog der Alten Waffen mit Jagdlichem und Kunsthandwerk eröffnet. Einzigartige Objekte aus Horn, diese sowohl naturbelassen als auch aufwändigst beschnitzt, stießen in diesem Herbst wieder auf rege Nachfrage. So drei Fußbecher aus Rhinozeroshorn, die eindrucksvoll die leichte Transluzenz des Materials zeigten und dem viktorianischen England zugeschrieben werden konnten. Aufgerufen mit 3.500 Euro fanden sie erst bei 13.000 Euro einen neuen Besitzer. Welches wunderbare Design die Natur selbst hervorbringt, beweist sich oft an historischen Jagdtrophäen, wie an dem Stoßzahn eines Narwals mit seiner typischen spiralig gedrehten Struktur, der schön gewachsen und in einer kapitalen Länge von 2,36 Metern für 13.500 Euro, Startpreis 5.000 Euro, verkauft wurde.
Rare Sammlungstücke fanden sich auch wieder unter den Alten Waffen. Mit ihrer ebenso charakteristischen wie dekorativen Gestaltung beweisen maximilianische Harnische die hohe Kunst der frühneuzeitlichen Plattnerfertigkeit und erfreuen sich seit langem eines großen Interesses. Die in der Herbstauktion präsentierte Gruppe bestand aus Brust mit anhängendem Oberschenkelschutz, Kragen, Beinzeug und Kuhmaulschuhen, wurde um 1510/20 in Nürnberg gefertigt und zeigte in allen Teilen die typische aufwändige Riefelung sowie die markanten gebördelten und geschnürlten Ränder. Allen Rüstungen ist gemein, dass sie neben dem bestmöglichen Schutz, dem Träger größtmöglichen Komfort sichern sollten und so waren auch hier alle beweglichen Elemente vielfach geschoben gearbeitet. 13.500 Euro mussten diese schöne Harnischgruppe einem Käufer mindestens wert sein, 49.000 Euro konnten unter reger Beteiligung der Bieter am Ende als Zuschlag erzielt werden. Rüstungsschmiede mit einer außergewöhnlichen Begabung übten auch im Historismus ihr Handwerk aus. Belegt wurde dies durch ein wahres Kleinod plattnerischer Fertigkeit, ein 1,54 Meter hoher Miniaturharnisch für Mann und Pferd. Im Aufruf für 18.000 Euro und versteigert für 21.000 Euro, zeigte dieser Ritter und Ross vollgerüstet im Stil des ausgehenden Mittelalters. Alle Harnischteile waren in feinster Qualität den Originalen nachgearbeitet und ebenso voll beweglich wie funktionsfähig.
Schön war auch wieder das Angebot an überaus raren Helmen, wie einer frühen deutschen Beckenhaube von 1370, die zu ihrer Taxe von 12.000 Euro einen Käufer fand oder einer seltenen Augsburger Sturmhaube mit Vorsteckbart aus der Sammlung Hebsacker, der Mitte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben, die vom Startpreis von 9.500 Euro auf erfreuliche 20.500 Euro hochgesteigert wurde. Unter den Blankwaffen stachen besonders ein frühes ritterliches Schwert mit eingelegtem Symbol, vermutlich ein Lebensbaum, hervor, das um 1100 in Deutschland geschmiedet wurde und bei einem Limit von 7.000 Euro, einen Zuschlag von 14.500 Euro erzielte sowie ein Passauer Stoßschwert mit seltenem Klingentyp, das für 10.500 Euro (Start 6.500 Euro) nun eine neue Sammlung bereichert.
Objekte aus Holz und Leder überdauern nur unter besten Bedingungen die Jahrhunderte, umso beeindruckender war der exzellente Erhaltungszustand einer Berner Pavese, die um 1400 in der Schweiz gefertigt wurde. Der unberührte ovale Holzschild war ganzflächig mit feinem Schweinsleder bezogen, schauseitig farbig gefasst und zeigte gelbe Schrägbalken auf rotem Grund, darauf den Berner Bären. Der sensationelle Schild, zu dem ein nahezu identisches Vergleichsstück im Berner Historischen Museum dokumentiert ist, begeisterte das Fachpublikum und wurde binnen weniger Minuten von 10.000 Euro auf 39.500 Euro hochgesteigert.
Afrika, Orient und AsienGewohnt überzeugend in Qualität und Vielfalt war auch wieder das Angebot an Losen aus Afrika, dem osmanischen Reich, Indien sowie Japan und China. Aus dem Orient bestachen erneut kostbar gearbeitete Waffen. So ein wunderschön gestalteter, goldtauschierter Kard aus dem 18. Jahrhundert mit Jadegriff und Edelsteineinlagen aus Rubinen, Diamanten und Smaragden, der zu seiner Taxe von 7.000 Euro versteigert wurde. Ein Kandschar mit eindrucksvollem, mehrfach gestuftem, drachenkopfverziertem Silbergriff aus dem 17. Jahrhundert, vermutlich Belutschistan/ Afghanistan, zu dem weltweit nur einzelne Vergleichsstücke veröffentlicht sind, erzielte ob seiner Seltenheit 10.000 Euro bei einem Startpreis von 9.500 Euro. Eine hervorragende Eisenschnittarbeit mit plastischen Darstellungen von Drache, Pfau und Storch, letzter mit beweglicher Zunge, zeigte ein südindischer Prunk-Bichwa aus dem 17. Jahrhundert. Diese bedeutende Waffe hatte ihren Preis und war einem Bieter – bei einem Startpreis von 10.000 Euro – 25.000 Euro wert. Ebenfalls vom indischen Subkontinent, überzeugte eine einteilig gearbeitete, mit Zackenrand verzierte Schale aus Rhinozeroshorn das Publikum. Das tropfenförmige, in der Akbar-Periode um 1600 gearbeitete Gefäß, erzielte 16.000 Euro bei einer Taxe von 12.000 Euro.
Feinste Elfenbeinschnitzereien und beeindruckende Metallarbeiten aus China bereicherten zudem die Auktion. Das Angebot reichte von einem kapitalen beschnitzten Stoßzahn aus dem 19. Jahrhundert mit einer detailfreudig gefertigten Landschaftsdarstellung und einem Startpreis von 12.000 Euro, der für 21.000 Euro versteigert wurde, bis hin zu einem großen bronzenen Löwenkopf-Torbeschlag aus dem 17./18. Jahrhundert, dessen meisterliche Ausführung Niederschlag im Preis fand und der mit 13.500 Euro auf das annähernd siebenfache seiner Taxe hochbeboten wurde.
Historische und militärgeschichtliche ObjekteSammlungsstücke mit bemerkenswerter, teils kaiserlicher und königlicher Provenienz, erfreuten sich auch in diesem Herbst wieder größter Aufmerksamkeit der privaten oder institutionellen Sammler aus aller Welt. Der persönliche Campagne-Waffenrock des Österreichischen Kaisers Franz Joseph I. (1830 – 1916) kam für 20.000 Euro zum Aufruf. Der Rock aus sehr feinem grauen Tuch mit scharlachrotem Kragen und goldgestickten Ärmelaufschlägen, wurde 1916 in allerhöchster Qualität von der Schneiderei des Hoflieferanten „A. Uzel“ in Wien gefertigt, nachweislich von Kaiser Franz Joseph I. getragen und nun für 52.000 Euro versteigert. Nicht minder bedeutend und ebenso gefragt waren Objekte aus dem persönlichen Besitz des Bayerischen Königs Ludwig II. (1845 – 1886). Ein prunkvoller Taktstock aus Ebenholz und Silber, den König Ludwig II. an Richard Wagner (1813 – 1883) im Jahr 1868 als Ausdruck seiner tiefen Verehrung für den Komponisten überreichte, begeisterte das Publikum derart, dass er mit wenigen Bietschritten von 9.500 Euro auf 33.000 Euro geboten wurde. 16.000 Euro mussten, bei einem Startpreis von 12.000 Euro, für sein königliches Petschaft mit einem Griff aus Amethyst und feiner, detailliert gearbeiteter Goldfassung mit bayerischer Königskrone, aufgebracht werden. Auch eine Wappenauflage aus Gold und Emaille mit Rautenwappen und Spiegelmonogramm des Königs erreichte die Sammler und erzielte mit 5.200 Euro mehr als das Doppelte ihrer Taxe von 2.500 Euro.
Von beeindruckender Schönheit, kostbarster Verarbeitung und ebenso musealer wie historischer Bedeutung kam ein Geschenk Kaiser Napoleons I (1769 - 1821) mit 40.000 Euro zu Versteigerung. Die reich dekorierte und um 1800 gefertigte Dose aus 18-karätigem Gold, überfangen mit tiefblauer transluzider Emaille, zeigte im Zentrum des Deckels ein aufgelegtes großes, bekröntes Napoleonisches Wappen. Napoleon überreichte diese kostbare Juweliersarbeit als Ausdruck seiner Wertschätzung an seinen langgedienten und geachteten Marschall Michel Ney, Fürst von der Moskwa (1769 - 1815). Erst bei 60.000 Euro erfolgte für diese herausragende Arbeit der Zuschlag.
Auch der Reigen der russischen Objekte wurde mit einzigartigen historischen Belegstücken eröffnet. Eine qualitätsvolle und kostbare Arbeit aus dem Umfeld des zaristischen Hofes war eine Schaschka M 1881/1909 für Offiziere der russischen Dragoner mit persönlicher Geschenkwidmung, Startpreis 20.000 Euro. Gefertigt in der Kunstabteilung der Zlatouster Waffenfabrik war sie mit beidseitigen, goldtauschierten Kartuschen, teils mit Doppeladler, teils mit Zarenchiffre dekoriert und konnte für 25.000 Euro versteigert werden. Eine weitere Schaschka M 1881 für Offiziere der russischen Dragoner, ebenfalls mit Widmung, wurde sogar von 10.000 Euro auf 28.000 Euro beboten. Sehr schön auch der Zuschlag von 19.500 Euro, bei einem Startpreis von 4.500 Euro, für eine russische Ikone "Christus Pantokrator" von 1880 mit silbernem und teils emailliertem Oklad.
Orden und EhrenzeichenÜberaus seltene Stücke aus Deutschen Staaten wurden im Kapitel der Orden und Ehrenzeichen offeriert. Erstmals konnte hier ein bayerischer Militär-Sanitäts-Orden 1. Klasse, der in diesem Fall dem Oberarzt Dr. Alois Drisch verliehen wurde, ersteigert werden. Bei einer Taxe von 14.000 Euro kam der Zuschlag bei 15.500 Euro. Das vierarmige, weiß und blau emaillierte Ordenskreuz aus Gold, musste auf Geheiß des Königs von 1918 auf Grund seiner Auszeichnungsbedeutung nicht auf der Brust, sondern am Hals getragen werden. In bester Erhaltung präsentierte sich ein Ordenskreuz des preußischen Pour le Mérite, was einem Bieter 18.500 Euro, bei einem Startpreis von 12.000 Euro, für diese legendäre Tapferkeitsauszeichnung wert war.
Schusswaffen aus fünf JahrhundertenWahre Sammlerträume kamen mit den Glanzstücken unter den antiken Schusswaffen zur Auktion. Von sensationeller Seltenheit und einer Qualität, wie sie kaum auf dem Markt zu finden ist, überzeugte schon im Vorfeld der Auktion eine ebenso hochwertige wie bedeutende Luxus-Radschlosspistole aus Nürnberg um 1590/1600. Lange zierte sie das Zeughaus der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, war jedoch bereits 1926 an den Berliner Kunsthandel verkauft worden. Mit geätztem und vergoldetem Rankendekor am Laufansatz, gemarkt und mit überaus aufwändigen, feinst gravierten Einlagen aus Perlmutt und teils auch gefärbtem Bein im Nussbaum-Schaft, beeindruckte die Pistole in jedem Detail mit allerhöchster Qualität. 41.000 Euro, bei einer Taxe von 35.000 Euro, wurden für dieses dekorative wie interessante Stück aufgebracht. Ein außerordentlich elegantes Pistolenpaar in hervorragendem Zustand konnte mit Losnummer 1795 angeboten werden. Die Steinschlosspistolen wurden nach 1814 von John Manton & Sons in London gefertigt, im Kasten ausgeliefert und bei einem Rufpreis von 18.000 Euro auf 29.000 Euro hochgesteigert.
Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 23 Prozent Aufgeld.
Nachbericht 67. Auktion des Spezial-Auktionshauses 2013
Copyright © 2024 findART.cc - All rights reserved