Ein sensationeller Fund: Galileos erstes Buch wird bei Christie’s versteigert – nach über einem Jahrhundert erstmals auf dem MarktEine wissenschaftliche Rarität von historischem Ausmaß wird am 9. Juli 2025 bei Christie’s in London angeboten: Ein vollständiges Exemplar der Erstausgabe von Galileos Debütwerk, dem Dialogo de Cecco di Ronchitti da Bruzene in perpuosito de la stella nuova, kommt erstmals seit mehr als hundert Jahren wieder auf den Markt.
„Nur elf andere Exemplare des ‚Dialogo in perpuosito de la stella nuova‘ sind bekannt – alle befinden sich in institutionellem Besitz. Die nun wiederentdeckte Ausgabe, die am 9. Juli in London angeboten wird, ist außerdem eines von nur sieben vollständigen Exemplaren“, berichtet Christie’s.
Das Werk wurde 1605 von Galileo Galilei und seinem Schüler Girolamo Spinelli verfasst, inspiriert vom Erscheinen der als Keplers Supernova bekannten Himmelserscheinung im Oktober 1604. „Eine sehr helle Stern“, wie es im Buch heißt, „leuchtet nachts wie das Auge einer Eule“ und sei selbst „am Morgen, wenn man die Reben schneiden soll“, noch zu sehen.
Das Besondere: Galileo veröffentlichte das Werk unter dem Pseudonym Cecco di Ronchitti da Bruzene, ein deutlicher Hinweis auf das angespannte geistige Klima der Zeit. Auch sein intellektueller Gegner, der aristotelische Philosoph Cesare Cremonini, veröffentlichte seine Gegenposition unter dem Decknamen Antonio Lorenzini.
„Mit einem Stern mehr würden sich die Himmel nicht mehr bewegen können“, argumentiert die Figur Natale im Buch zu Beginn – eine ironische Darstellung von Cremoninis Behauptung, die neue Himmelserscheinung sei ein irdisches Phänomen. Galileo und Spinelli widerlegen diese Sichtweise auf eindrucksvolle Weise, indem sie mathematische Messungen als Methode zur Himmelsbeobachtung anführen.
Im Zentrum des Textes steht eine lebhafte Diskussion zwischen zwei paduanischen Bauern, Matteo und Natale, die über die neue Sternenerscheinung philosophieren. „Die Bauern in Galileos Buch erkunden die Idee der Parallaxe – der scheinbaren Verschiebung eines Objekts durch Änderung des Beobachtungsstandpunkts – indem sie ihren Abstand zu vier Bäumen auf dem Land vergleichen“, heißt es im Begleittext von Christie’s. Besonders humorvoll wird es, als Natale beim Versuch, einen Walnussbaum zu erklimmen, einen Fingernagel verletzt und sich das Knie aufschürft.
„Das Blabla von Cremoninis Schrift hat uns viel zu lachen gegeben“, kommentiert Matteo gegen Ende des Buches trocken – eine köstlich ironische Kritik an der offiziellen Position der damaligen Universität Padua.
Das Werk ist nicht nur wissenschaftlich von Bedeutung – es ist auch literarisch außergewöhnlich. Es ist in rustikalem paduanischen Dialekt verfasst statt in Latein, was es für ein breiteres Publikum zugänglich machte. Schon damals zeigt sich Galileos Talent, komplexe Ideen auf verständliche Weise zu vermitteln.
Galileos erste Publikation war der Auftakt zu einem Leben, das der Wissenschaft und der Wahrheit verpflichtet war. Drei Jahrzehnte später sollte ihn eben diese Haltung vor das Inquisitionsgericht bringen. „Ich widerrufe mit aufrichtigem Herzen… jeden Irrtum, jede Häresie und jede Sekte, die der Heiligen Katholischen Kirche widersprechen“, erklärte er 1633, um einer härteren Strafe zu entgehen.
Dennoch blieb er eine Ikone des freien Denkens. Und dieser nun zur Auktion kommende Band ist das erste greifbare Zeugnis jenes revolutionären Geistes, der die Grundmauern der mittelalterlichen Weltbilder erschütterte.
„Seine beiden Werke – das Debüt von 1605 und der berühmte ‚Dialog über die zwei hauptsächlichen Weltsysteme‘ von 1632 – waren die einzigen, die er in Dialogform schrieb. Beide zeugen von Galileos Vorliebe, mit Messungen Argumente zu untermauern“, betont Christie’s. Im späteren Werk sollten diese Messungen dann auch jene mit dem Fernrohr umfassen – einem Instrument, das Galileo 1609 zur Reife brachte.
Der kommende Verkauf ist nicht nur ein Highlight der Classic Week bei Christie’s, sondern auch ein Moment der historischen Reflexion. Ein 420 Jahre altes Buch, das einst im Schatten kirchlicher Kontrolle verfasst wurde, tritt ins Licht der internationalen Bühne – als Monument der Aufklärung und des wissenschaftlichen Muts.
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