Oswald Achenbach, einer der bedeutendsten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule des 19. Jahrhunderts, ist gleich mit mehreren stimmungsvollen Gemälden in der Herbstauktion vertreten. Er schuf mit dem Gemälde „Der Ausbruch des Vesuvs“ von 1890 ein herausragendes Werk der romantischen Landschaftsmalerei (Taxe: € 65.000 – 80.000). Hier zeigt Achenbach seine Meisterschaft in der dramatischen Darstellung von Naturereignissen und seine Faszination für italienische Landschaften. Das Werk spiegelt zudem das Interesse an geologischen Phänomenen und die romantische Vorstellung von der überwältigenden Kraft der Natur wider. Die Darstellung einer mächtigen Aschewolke über der Stadt demonstriert Achenbachs technische Virtuosität, mit der er es wie kaum ein anderer versteht, atmosphärische Effekte und Lichtkontraste eindrucksvoll wiederzugeben. Bemerkenswert ist das Miteinander von Mensch und Natur: Die Menschenmenge bleibt, in frommem Gottvertrauen, geschäftig gelassen angesichts der Urgewalt des Vulkanausbruchs.
Raden Saleh Ben Jaggia ist eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts und gilt als der erste Asiat, der eine europäische Ausbildung erhielt. Sein enger Freund und Mäzen Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha führt ihn an vielen Höfen Europas ein, darunter das Britische Königshaus unter der Regentschaft von Königin Victoria von Großbritannien. Hier schätzt man die exotischen Motive des Ausnahmetalents, das selbst die Exotik des Fernen Osten verkörpert. Bei Van Ham gilt Raden Saleh inzwischen als „Hauskünstler“, da hier bereits mehrere seiner kapitalsten Werke angeboten und erfolgreich verkaufen wurden. Erst im vergangenen Frühjahr wurde das exzeptionelle Gemälde „Kampf zwischen arabischen Reitern und einem Löwen“ für insgesamt € 726.000 versteigert. Das Werk „Landschaft mit Blick auf den Vulkan Merapi auf Java“ zeigt den Gunung Merapi, einen Vulkan in Zentraljava mit großer kultureller und spiritueller Bedeutung in der javanischen Tradition (Taxe: € 40.000 – 80.000). In diesem Gemälde vereint Raden Saleh die europäische Landschaftsauffassung mit der exotischen Heimatlandschaft des Künstlers. Zu dem Werk liegen ein Gutachten von dem Experten Dr. Werner Kraus sowie eine Pigmentanalyse vor. Aufgrund der periodischen Ausbrüche des Vulkans kann das Gemälde in das Jahr 1867 datiert werden, in dem der Merapi inaktiv war.
Als Cornelis Springer 1863 das Gemälde „Rathausstraße in Naarden“ schuf, war der Amsterdamer Künstler auf dem Zenit seiner Laufbahn (Taxe: € 60.000 – 100.000). Prominente Sammler im In- und Ausland zählten zu seinen Kunden. Staffage-Auswahl und gewählte Jahreszeit, Lichtführung und Komposition: Springer verfügte über ein gewaltiges Repertoire an künstlerischen Varianten, um Orte darzustellen, die das Publikum aber immer wiedererkennen konnte. Und mit diesen Gemälden hat er damals wie heute außerordentlichen Erfolg und zählt zu Recht zu den bedeutendsten holländischen Vedutenmalern des 19. Jahrhunderts.
Der unverwechselbare Malstil Hugo Mühligs brachte ihm bereits nach kurzer Schaffensphase eine stete Nachfrage ein, insbesondere im Rheinland. In seinem Schaffen fängt er alltägliche Momente des Landlebens ein und erzeugt dabei eine stimmungsvolle Atmosphäre. Der impressionistische Charakter seiner Arbeiten, die wie festgehaltene Momentaufnahmen erscheinen, zieht sich wie ein roter Faden durch seine Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle. Das Gemälde „Nach der winterlichen Jagd“ ist ein charakteristisches Beispiel hierfür (Taxe: € 20.000 – 30.000).
Die Stillleben von Emilie Preyer zeichnen sich durch ihre außerordentliche Detailtreue und die meisterhafte Wiedergabe von Texturen und Lichtreflexionen aus, die ihr Œuvre zu einem Höhepunkt der deutschen Stilllebenmalerei des 19. Jahrhunderts machen. Ihre Meisterschaft der präzisen, realistischen Darstellung von Früchten wird in den angebotenen, charakteristischen Arbeiten „Stillleben mit blauen Trauben, Aprikosen, einem Pfirsich und Nüssen“ (Taxe: € 30.000 – 40.000) und „Stillleben mit weißen und blauen Trauben, Reineclauden und Aprikosen“ (Taxe: € 20.000 – 30.000) deutlich. Die Grande Dame der Stilllebenmalerei ist 2025 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf in einer Ausstellung zu sehen, die den Malerinnen der Düsseldorfer Malerschule gewidmet wird. Ihr Vater, Johann Wilhelm Preyer, ist mit drei Stillleben in der Auktion vertreten, darunter eines mit hoher Sektflöte und Nüssen (Taxe: € 50.000 – 80.000), das sein Können wunderbar veranschaulicht.
Der „Zar des Waldes“, wie Iwan Iwanowitsch Schischkin von Zeitgenossen genannt wurde, ist einer der wichtigsten Vertreter der russischen Freilichtmalerei des 19. Jahrhunderts. Seine Kunst genießt eine hohe Anerkennung und Popularität, so erwirbt etwa der bedeutende Sammler Pavel Tret'jakov mehrere seiner Werke. Sein Gemälde „In der Natur. Waldstimmung auf der Insel Walaam“, vermutlich in den frühen 1860er Jahren entstanden, zeigt Schischkins Suche nach einer Allgemeinformel, die die Besonderheit der Natur in Russland, ihre unendliche Weite und unberührte Schönheit einfängt (Taxe: € 20.000 – 25.000).
Die Fischerboote vor Venedig sind ein typisches Werk von Konstantin Gorbatov aus seiner Zeit in Italien Mitte der 1920er Jahre (Taxe: € 20.000 – 30.000). Venedig und die dortige besondere Lichtstimmung haben den Maler besonders fasziniert und zu beeindruckenden Gemälden inspiriert. In dieser ausgewogenen und gleichzeitig spannungsreichen Komposition mit ihrer prächtigen Farbigkeit zeigt sich die ganze Meisterschaft des spätimpressionistischen Künstlers.
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