BIBLISCH: Das äußerst seltene lateinische Bibel- Manuskript aus dem 12. Jahrhundert ist nicht nur ein bedeutendes Zeitdokument, denn das ungewöhnliche Handformat der Biblia Latina macht sie außerdem zu einem höchst seltenen Vorläufer der französischen Taschenbibeln des 13. Jahrhunderts. Das elegante Zeugnis des Übergangs von der romanischen zur gotischen Schrift mit fein ausgearbeiteten Initialen in typischer Manier des 12. Jahrhunderts wurde wohl in einem Zisterzienserkloster angefertigt und als Vorlesebuch genutzt. Diese Aspekte ebenso wie die moderate Taxe von € 20.000 dürften für große Resonanz bei Sammlern und Liebhabern sorgen.
KOSMOPOLITISCH: Mit „Purchas his pilgrimes“ von Samuel Purchas kommt die wohl umfangreichste Sammlung von Reiseberichten, die je veröffentlicht wurde, unter den Hammer. Das vollständige Exemplar dieses Monumental-Werks aus den Jahren 1625-26 verfügt auch über die wichtigen Karten von Virginia, Nordamerika und Kanada. Die Schätzung liegt bei € 50.000. DOKUMENTARISCH: Lyonel Feiningers eigenhändiger Brief mit sechs Originalholzschnitten an den befreundeten Malerkollegen Peter Röhl, für den € 25.000 erwartet werden, ist ein Zeitdokument der ganz besonderen Art. Neben persönlichen Glückwünschen schildert Feininger die Auswirkungen der politischen Lage auf das BAUHAUS in Weimar.
PORTUGIESISCH: Mit derselben Taxe geht auch ein 1665 erschienenes Prachtmanuskript ins Rennen. Das „Livro dos prestimonios, ...“ ist großzügig mit variationsreichen Ornamenten und Motiven besetzt und führt alle kirchlichen und bürgerlichen Einrichtungen unter der Herrschaft von Peter II von Portugal auf.
WEGWEISEND: Für € 20.000 könnten die „Distinctiones sacrae scripturae“ von Mauritius Hibernicus zu haben sein. Die um 1300 entstandene lateinische Handschrift mit alphabetisch geordneten Erklärungen biblischer Begriffe des Franziskaners war ein im Mittelalter wichtiges Handbuch für Prediger. Das sehr schöne und gut erhaltene Manuskript in gotischer Textualis enthält zahlreiche rote und blaue Gliederungsbuchstaben, sogenannte Lombarden.
ANDÄCHTIG: Für denselben Schätzpreis im Angebot ist ein prächtig illuminiertes Manuskript aus dem Atelier von Robert Boyvin, dem produktivsten und hervorragendsten Vertreter der Schule von Rouen. Das lateinische und französische Stundenbuch, ein frühes Werk des erfolgreichsten normannischen Miniaturenmalers, entstand um 1490. EX LIBRIS: Aus dem Besitz von Johannes Agricola, einst Luthers Sekretär und rechte Hand sowie Schöpfer des Augsburger Glaubensbekenntnisses, stammt das 1548 entstandene und mit € 10.000 angesetzte „Antiquitatum Judaicarum“ von Flavius Josephus. Das Exemplar ist nahezu durchgehend mit Bemerkungen Agricolas in dessen abkürzungsreicher Schrift versehen.
TRANSFORMIEREND: Das seltene lateinische Manuskript der „Metamorphosen“ von Publius Ovidius Naso in einer eleganten gotisch- humanistischen Handschrift mit farbigen Zierinitialen entstand 1462. Es ist durchgehend mit Interlinearglossen versehen, die dem Leser des 15. Jahrhunderts Verständnishilfen geben. Die Schätzung liegt bei € 10.000.
MONUMENTAL: Ungewöhnlich selten in ihrer Vollständigkeit ist die umfassende Naturgeschichte der Fische von Marcus Elieser Bloch. Das ichthyologische Hauptwerk des 18. Jahrhunderts zeigt beeindruckende Fischdarstellungen in prächtigstem, teils mit Silber und Eiweiß gehöhtem Altkolorit. Die Schätzung liegt bei € 40.000.
ARKTISCH: Mit Jan Huygen van Linschotens „Voyasie, ofte Schip-vaert“ aus dem Jahr 1624 kommt eine sehr seltene Beschreibung der ersten beiden Arktisreisen von Willem Barents zum Aufruf. Auf der Suche nach der Nord-Ost-Passage wurde nicht nur erstmals die russische Doppelinsel Nowaja Semlja erforscht, sondern auch Spitzbergen entdeckt. Das von Johannes und Baptista von Doetecum mit detaillierten Karten und Kupfertafeln prächtig illustrierte Reisewerk ist mit € 25.000 bewertet.
BLÜHEND: Aus dem Besitz des Comte de Kerchove de Denterghem stammen über 300 Original-Aquarelle von Pieter Joseph de Pannemaeker zu „Originaux de publications d ́horticulture et d‘arboriculture“. Die 1878-1887 entstandenen Arbeiten des belgischen Malers und Lithografen dienten als Vorlagen zu farbigen Tafeln für diverse Zeitschriften-Veröffentlichungen über Pflanzen, Blumen und Früchte. Das Unikat mit den leuchtenden Darstellungen geht mit € 20.000 an den Start.
MÄRCHENHAFT: Mit „Kuttel daddeldu erzählt seinen Kindern das Märchen vom Rotkäppchen“ wird eine große Rarität von Joachim Ringelnatz angeboten. Das eigenhändige Originalmanuskript mit zahlreichen kolorierten Zeichnungen ist eines von zehn variierenden Exemplaren. Die seltene Version im Miniaturformat ist mit einer Taxe von € 5.000 angesetzt.
FARBEXPLOSIV: Der berühmte lithografische Zyklus „Daphnis & Chloé“ zählt zu den Hauptwerken von Marc Chagalls Buchillustrationen. Er besticht neben seiner meisterhaften Motivauswahl vor allem durch die kraftvolle Farbgebung. Der Künstler, der bis zu 26 Farbtöne pro Lithografie verwendet, veranstaltet hier ein Fest der Farben und bringt dem Leser die überwältigenden Eindrücke nahe, die das Licht und die Natur Griechenlands bei ihm hinterlassen haben: So wetteifert das Grün der üppigen Vegetation mit dem unendlichen Blau von Himmel und Meer, während Rot, Orange und Gelb die pure Lebensfreude der Figuren zum Ausdruck bringen und den Betrachter mitten in eine Explosion der Farben führen. Der Schätzpreis liegt bei € 90.000.
ABGERUNDET wird die Offerte neben Wassily Kandinskys „Klänge“ (Taxe: € 18.000), einem der bedeutendsten illustrierten sowie stilistisch interessantesten Bücher des deutschen Expressionismus, unter anderem von Georg Heyms 1924 entstandenem und von Ernst Ludwig Kirchner illustriertem Gedichteband „Umbra vitae“ (Taxe: € 4.000).
Vorbesichtigung: 17.-19. und 24.-27. sowie 29. November von 11-17 Uhr bei Ketterer Kunst in Hamburg Saal-Auktion: 30. November bei Ketterer Kunst in Hamburg Online Only-Auktion: 22. November - 2. Dezember auf www.ketterer-internet-auktion.de
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