Erstes Hochgebirgsbild und frühes AquarellViele Werke von Schweizer Malern werden direkt beim Künstler erworben. Selten gibt es jedoch einen so genauen Bericht dazu wie über den Erwerb eines Ölgemäldes von Cuno Amiet. Die Vorfahren der heutigen Besitzer besuchen Amiet und seine Frau im Juli 1945 auf der Oschwand. Dort sind sie fasziniert von zwei Hochgebirgsbildern, die der Künstler im vorangegangenen Sommer – als erste dieses Genres überhaupt – gemalt hat. Frau Amiet erwähnt, dass am nächsten Tag zwei Bundesräte zu Besuch kämen, um eines dieser Bilder als Geschenk für einen zurücktretenden Generalstabschef zu erwerben. Falls das eine Gemälde heute verkauft würde, stehe es morgen eben nicht mehr zur Auswahl da, ergänzt sie schmunzelnd. Kurzentschlossen entscheiden sich die Enthusiasten für "Das Zermatter Breithorn von Riffelberg aus". Das Gemälde mit dieser verbürgten Provenienz sucht nun für 30.000 bis 50.000 Franken einen Käufer. Von Amiet kommt zudem ein äusserst stimmungsvolles, in Blautönen hingehauchtes Landschaftsaquarell zum Ausruf, das auf 3.000 bis 5.000 Franken taxiert ist.
Trankopfer und mythologische SzeneAus der kleinen, aber feinen Auswahl an attischen Vasen sticht eine rotfigurige Pelike (um 460–450 v.C.) hervor. Das Weingefäss ist mit zwei interessanten Szenen bemalt. Während die Vorderseite zwei Frauen in Chiton und Himation bei einem Trankopfer zeigt, ist die Rückseite einem in Mantel gehüllten Jüngling, der über die Schulter blickt, gewidmet. Die intakte Pelike aus einer Schweizer Privatsammlung wird für 6.000 bis 8.000 Franken versteigert. Eine ausgefallene mythologische Szene ist hingegen in einen Heriz-Seidenteppich geknüpft. Unter einer Gebetsnische (Mihrab) im braunroten Mittelfeld sitzt "Majnun" (die männliche Hauptperson einer klassischen orientalischen Liebesgeschichte) halb nackt unter einem kunstvoll angelegten Lebensbaum. Affen pflücken die Früchte des Baumes, der im unteren Teil von Rehen, Hasen und einem Löwen flankiert wird. Fein gearbeitete Blütenrankenborten säumen die nachtblaue Hauptbordüre, die kunstvoll mit Gebetsnischen belegt ist, die von filigranen Säulen getragen werden. Für dieses sehr gut erhaltene Meisterwerk ist eine Schätzung von 16.000 bis 26.000 Franken veranschlagt.
Rhinozeros-Horn und JadeGenauso vielfältig wie der erste Teil nimmt sich auch der zweite, knapp über 50 Konvolute umfassende Teil der Snuff Bottle-Sammlung von Dr. Erika Pohl-Ströher (1919–2016) aus. Ob aus Glas, Porzellan, Wurzelholz, Achat oder Hornbill gefertigt – der Ideenreichtum der Kunsthandwerker scheint unbegrenzt zu sein. Besonders erwähnenswert ist ein Paar Snuff Bottles aus Rhinozeros-Horn (CHF 2.000/3.000) in flacher Balusterform, die beidseitig mit der Darstellung des Lotosprinzen Ne Zha auf Karpfen geschmückt sind. Aus celadonfarbener Jade ist hingegen eine Plakette in Form eines Ruyi-Kopfes geschnitzt, die den Deckel einer chinesischen Dose aus Hartholz ziert. Ihre Taxe beträgt 1.500 bis 1.800 Franken.
Ästhetische VerbindungenMit zwei Silber-Colliers und einer Brosche (CHF 7.000/11.000) stellt sich der renommierte italienische Schmuckdesigner Alberto Zorzi (geb. 1958) einem neuen Publikum vor. Nach seiner Ausbildung zum Goldschmied, in der er sich intensiv mit den Eigenheiten und der Gestaltung verschiedener Materialien beschäftigt, studiert er an der Universität von Padua auch noch zeitgenössischen Kunstgeschichte. Seine Lehrtätigkeit führt Zorzi nach Padua, Mailand, Florenz, Ravenna und Siena. Seit den frühen 80er Jahren nimmt der Designer an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil und ist mit seinen Kreationen an internationalen Schmuckmessen vertreten. Zorzi hat sowohl in Italien wie auch in Deutschland wichtige Auszeichnungen erhalten. Seine Werke lassen sich in Museen auf der ganzen Welt bestaunen – von Arezzo über Wien und London bis Montreal und Perth. Die angebotenen Colliers bestechen durch die Verbindung der gleichen Navettglieder aus mattem Silber. Beim Modell "Modulazione" (CHF 2.600/3.400) sind sie in der Längsachse, beim Modell "Vibratilità" (CHF 4.500/5.500) hingegen in der Querachse mit Nieten aneinandergefügt, so dass sie ihre individuelle ästhetische Wirkung entfalten.
Barrichello und ButterflyFür grosses Aufsehen an der Vorbesichtigung werden zweifelsohne zwei exquisite Uhren sorgen. Zum einen handelt sich um eine Rolex Daytona "LA BARRICHELLO" aus einer sehr limitierten Auflage. Die Basis für diese Modelle ist eine Rolex Daytona, die nach den Vorstellungen des ehemaligen Formel1-Fahrers Rubens Barrichello (geb. 1972) in der Handwerkstatt Artisans de Genève modifiziert werden. "Ich hatte immer eine Schwäche für das Daytona-Modell und wollte, dass mein Modell in meinem Image ist. Dank Artisans de Genève ist meine Uhr jetzt unvergleichlich und hat Details, die sie einzigartig machen. Wie ein Formel1-Auto, wie mein Auto", so der Brasilianer. Für diese Individualisierung haben die Artisans de Genève eine Reihe von äusserst technischen Modifikationen zusammengestellt, die von der Welt des Hochleistungsrennsports inspiriert sind. Für diesen einmaligen Zeitmesser liegt die Taxe bei 80.000 bis 120.000 Franken. Zum anderen soll die weniger sportliche, dafür umso glitzernde Tischuhr "Butterfly" (CHF 20.000/30.000) aus dem Goldschmiedeatelier Miro Vavrinec in Kreuzlingen erwähnt werden. Die eigentliche Uhr in Goldfassung ist von zwei Schmetterlingen bekrönt, die reich mit Diamanten, Rubinen, Türkisen und Onyx besetzt sind.
Keramik in freier FormDer Schweizer Philippe Lambercy gilt im In- und Ausland als einer der Pioniere der modernen Keramik. Nach seiner Ausbildung als "mouleur-décorateur" arbeitet er von 1939 bis 1952 als Dekorateur und freier Künstler in verschiedenen keramischen Werkstätten der Deutschschweiz. 1952 wird Philippe Lambercy zum Leiter der keramischen Abteilung der "Ecole des Arts Décoratifs de Genève" ernannt, der er bis 1979 vorsteht. Er entwickelt dort ein autonomes Konzept der Keramik und ein neues Lehrprogramm, das den Studierenden ermöglicht, ihre eigene Kreativität entwickeln zu können. In den frühen 1970er Jahren verlässt er die Töpferscheibe und konzentriert sich auf die freien Formen. Inspiriert durch die dialektische Beziehung zwischen Form und Farbe entwickelt Lambercy eine höchst eigenständige plastische Sprache, wie seine aus drei Teilen zusammengesetzte Skulptur (CHF 3.000/4.500) besonders gut verdeutlicht. Dazu gesellen sich hochkarätige Arbeiten von weiteren einheimischen Keramikern und Keramikerinnen wie Edouard Chapallaz, Quinette Meister oder Petra Weiss.
Abkehr vom AbbildZu einem ganz persönlichen Stil findet auch der im Zürcher Weinland geborene und aufgewachsene Werner Frei. Nach der Primar- und Sekundarschule vermittelt ihm ein Onkel eine Lehrstelle als Flachmaler in Winterthur. Während er also unter der Woche Ölfarbe anstreicht, entstehen am Sonntag und auf Reisen Landschaftsbilder oder Dorfszenen mit Ölfarben. Später wagt Frei den Schritt zum Kunstmaler. Noch immer sind sein Heimatdorf und die Bodenseeregion die wichtigste Inspiration für sein Schaffen. Bald werden jedoch seine Wahrnehmung und das eigene Empfinden bedeutender als das getreue Abbild. Frei entwickelt so eine viel freiere, expressive Formensprache. Die Abstrahierung seiner Motive führt aber keineswegs zu statischen Farbkompositionen. Durch Wellenlinien auf Landschaftsbildern oder gleichzeitigen Vorder- und Seitenansichten bei Porträts bringt der Künstler Bewegung in seine Werke. Besonders schöne Beispiele für diese charakteristische Malweise sind das Ölbild "Seinebrücke mit Petit Palais I." von 1950 (CHF 700/900) bzw. das Bildnis "Jeanne, die Tochter einer Freundin" aus dem gleichen Jahr.
Leidenschaftliche SammeltätigkeitMit sieben Arbeiten auf Papier aus dem Nachlass Pohl-Ströher ist Willi Baumeister in der Frühjahrs-Auktion prominent vertreten. Hervorzuheben ist seine Zeichnung "Linienfiguren in Bewegung mit Horizont" in Kohle, Ölkreide und Pastell auf Ingres-Bütten. Das signierte Blatt von 1953 ist auf 2.000 bis 4.000 Franken taxiert. Dieselbe Provenienz weisen drei Werke von Helmut A.P. Grieshaber auf. Sein Farbholzschnitt "Veilchen" von 1948 (CHF 2.000/4.000) ist besonders nennenswert, da es sich um den so genannten Ströherabzug 1/3 handelt. Beide Arbeiten stammen ursprünglich aus der Sammlung des Vaters von Erika Pohl-Ströher, dem bedeutenden Unternehmer (Wella) und Mäzen Karl Ströher (1890–1977). Seine Sammeltätigkeit konzentriert sich seit den späten 60er Jahren auf die zeitgenössische Kunst und es gelingt ihm, umfangreiche Werkgruppen von Künstlern der Pop Art und Minimal Art aufzubauen. Aber auch die moderne deutsche Kunst gehört zu seinen Sammelgebieten. So befindet sich sein Beuys-Konvolut – eines der grössten weltweit – heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Schuler Auktionen
AuktionsdatenTitel 156. Auktion: Kunst & AntiquitätenDatum 25.03.2020, 09:00 Uhr – 27.03.2020
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