Berner Schultheiss und Zürcher BürgermeisterUnter den zahlreichen Porträts aus altem Berner Patrizierbesitz ist ein Bildnis des Christoph Steiger (1651–1731) aus dem Jahr 1719 (2000/2500 CHF) besonders hervorzuheben. Auf die Leinwand gebannt hat ihn der Basler Maler Johann Rudolf Huber d.Ä. (1668–1748). In schwarzer Amtskleidung mit gepuderter Perücke blickt er dem Betrachter streng und seiner Position würdig entgegen. Ab 1680 im bernischen Grossen Rat, später u.a. Salzdirektor und Welschseckelmeister krönt Christoph Steiger seine politische Laufbahn 1718 mit dem Schultheissenamt der Stadt Bern. Eine ebenso bedeutende Persönlichkeit ist der Zürcher Johann Caspar Escher vom Glas (1625–1696). Der Textilfabrikant und Bankier sitzt im Grossen Rat, amtet als Zunftmeister und 1669 als Statthalter, bevor er 1691 zum Bürgermeister ernannt wird. Aus dieser Zeit stammt ein anonymes Porträt. Das oktogonale Gemälde in einem Rahmen aus der Zeit sucht für 1200 bis 1800 CHF einen Käufer.
Neu entdecktes Selbstbildnis
Seine Hände halten ein gehaltvolles Buch – wohl die Bibel – und seine Mimik verrät, wie tief er in den Text versunken ist. Dieses jüngst in einer Basler Privatsammlung wiederentdeckte, qualitativ hochstehende Selbstbildnis stammt von Michiel Sweerts (1618–1664). Das Gemälde weist die charakteristischen Merkmale des Malers wie die stille Pose der Figur sowie die meisterhafte Beherrschung von Farbgebung und Lichteffekten auf. Die koloristischen Qualitäten des Flamen gelten als Vorwegnahme von Vermeers Kunst, insbesondere wenn es um die Verwendung der Farbe Blau geht: Der Künstler benutzt sie, um die spirituelle Wirkung seiner Werke zu verstärken. 1662 schliesst sich Sweerts als Laienbruder Missionaren an, die von Marseille nach Südvietnam aufbrechen. Der Künstler erweist sich jedoch als "unmöglich", d.h. für die Mission gänzlich ungeeignet. Sweerts stirbt im Alter von 45 Jahren in der portugiesisch-indischen Jesuitenkolonie Goa. Das Selbstporträt des zu Unrecht wenig bekannten Malers, welches seit der Ausstellung von 1959 in Rom nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt wurde, kommt mit einer Taxe von 40.000– bis 60.000 CHF zur Auktion.
Bildnisse en Miniature
Eine eigene Gattung der Porträtmalerei stellen die so genannten Miniaturen dar. Mit feinsten Pinseln auf dünne Elfenbeinplättchen gemalt, werden diese feinen Darstellungen nicht selten von frisch Verlobten oder Angetrauten in Auftrag gegeben. Um ein solches Bildnis in Taschenformat handelt es sich bei dem von Anton Graff (1736–1813) gemalten Damenporträt. Die junge Dame in weissem, dekolletiertem Kleid mit feinem Tüllschleier hält einen Brief in ihrer rechten Hand und ist gemäss rückseitiger Inschrift als Johanna Burckhard, geb. Ryhner (1769–1823) zu identifizieren. Von der Hand desselben Winterthurer Malers, der in Dresden der bevorzugte Porträtmaler von Dichtern und Denkern der Aufklärung wird, stammt eine weitere Miniatur. Sie zeigt das Brustbild eines jungen Herrn in schwarzem Rock, weissem Hemd und Halsbinde. Beide Bildnisse kommen für je 800–/1500 CHF zur Versteigerung.
Ungebrochene Faszination
Geschmack und Lebensstil haben sich verändert. Vitrinenobjekte haben keinen Platz mehr im Leben und in den Wohnungen der Digital Natives. Bedeutet dies, dass die Faszination für Porzellan, das in Europa Fürsten und Kaiser zu ihrer Angelegenheit gemacht haben, und das als weisses Gold galt, einfach so verschwindet? Bei Schuler Auktionen finden sich in fast jeder Auktion dekorative Porzellane bekannter Marken nach Entwürfen des 18. Jahrhunderts zu attraktiven Preisen, so auch in unserer Dezember-Auktion. Aufmerksamkeit verdient etwa eine Figurengruppe der "Roten Nymphenburger Jagd", die Jagdgruppe Curée (600/1200 CHF), das Center Piece dieses Tafelschmucks, angefertigt im 20. Jahrhundert nach Entwurf von Franz Anton Bustelli (1723–1763). Einzelteile wie dieses überzeugen heute noch durch ihre Qualität und bleiben ein Blickfang, der sich auch in eine moderne Wohnung integrieren lässt. Das Weihnachtssortiment umfasst ausserdem schönes Geschirr der Marken Berlin, Herend, Meissen oder Nymphenburg. An der Ausstellung – analog oder digital – gibt es eine Vergangenheit zu entdecken, die Zukunft hat.
Im griechischen Frauengemach
Die Prunkstücke der Antiken-Abteilung sind zwei attische Gefässe aus derselben Schweizer Privatsammlung. Die Bandschale ist schwarzfigurig und zeigt auf beiden Seiten eine Sirene auf rotem Tongrund (3000/4000 CHF). Auf der rotfigurigen Hydria hingegen ist eine detailreiche Szene in einem Frauengemach wiedergegeben. Das exquisite Wassergefäss, das sowohl in der Herstellung als auch in der Bemalung höchste technische Ansprüche erfordert, kommt für 15000– bis 20000 CHF unter den Hammer. Dazu kommen ein Paar Canosinische Pferde mit Reitern aus Terracotta sowie weitere grossgriechische Terracotta-Kleinobjekte, u.a. tarentinische Köpfchen oder kampanische Appliken.
Goldmalerei und craquelierte Glasur
Der Schweizer Charles A. Béguelin (1888–1979) ist von 1912 bis 1934 als Architekt für den siamesischen Hof in Bangkok tätig und trägt in dieser Zeit eine grosse Sammlung thailändischer und chinesischer Kunst zusammen. Aus dieser interessanten Privatkollektion kommen an der Dezember-Auktion neben thailändischen buddhistischen Objekten auch Porzellan und Malereien aus China zum Ausruf. Im Besonderen ist auf den schwarz lackierten Manuskript-Schrank (2000/3000 CHF) hinzuweisen, der reich in Gold mit Szenen aus dem Ramakien, der thailändischen Version des indischen Epos Ramayana, bemalt ist. Ins Auge sticht zudem die chinesische Kalebassen-Vase mit celadonfarbener, craquelierter Glasur (1400/1800 CHF). Aus einer anderen Provenienz sind zwei Alben aus der Meiji-Zeit mit Fotografien berühmter Tempelanlagen, Landschaften und Strassenszenen zu nennen.
Drachen- und Vogeldekor
Zum gewohnt reichen und vielfältigen Angebot an persischen und kaukasischen Teppichen gesellt sich ein Ning-Hsia-Seidenteppich (14000/18000 CHF). Der im 19. Jahrhundert in der Zentral-Mongolei reliefartig geknüpfte Teppich weist ein helles Mittelfeld auf, in dem neun kaiserliche Drachen thronen. Ein schäumendes Meer umgibt die Bordüre, die mit dem traditionellen Wasser-, Wolken- und Bergmotiv belegt ist. Das erlesene Exemplar höchster Knüpfqualität ist ausserdem speziell bezeichnet: "Für den Gebrauch im Baodian gefertigt". Der Baodian ist einer von mehreren Tempeln in der Verbotenen Stadt (Kaiserpalast in Beijing). Viel Stauraum bietet hingegen ein zweitüriger Barock-Schrank, dessen Front mit Blumen, Vasen und Vogeldekor intarsiert ist (1800/2500 CHF).
Käferpanzer und Edelsteinkugeln
Mit seinen eigenwilligen und aparten Kreationen hat sich der in Genf geborene Schweizer Juwelier Gilbert Albert (1930–2019) international einen Namen gemacht. Nach seiner Ausbildung ist Albert sieben Jahre als Designer und Atelierchef von Patek Philippe tätig. 1962 eröffnet er sein eigenes Atelier in Genf, später weltweit zahlreiche Boutiquen. Gilbert Albert ist der erste Juwelier, der Edelmetalle mit ungewöhnlichen Materien zu kombinieren weiss. Korallen, Perlen, Muscheln, Kristalle, Meteoriten, Skarabäen, Diamanten und Edelsteine – die Inspiration für seine Kreationen findet der Goldschmied in der Natur. Zum Ausruf kommen sechs Schmuckstücke des Juweliers, vorwiegend Anhänger aus diversen Käferpanzern wie z.B. ein Turmalin-Brillant-Käfer-Anhänger (2000/3000 CHF). Unverkennbar sind bis heute seine Schmucklinien mit auswechselbaren Edelstein-Kugeln. Fünf dieser bekannten Modelle werden in der schriftlichen Auktion angeboten.
Lammfell und Tourbillon
Passend zur kalten Jahreszeit wartet die Accessoires de mode-Abteilung mit einer Lammfell-Handtasche von Chanel auf, zu der auch ein Paar &ndas; ebenfalls mit Lammfell gefütterte – Handschuhe gehören. Die ausgesuchte Tasche aus dunkelblauem Veloursleder mit braunem Bouclé sucht für 900 bis 1300 CHF eine neue Besitzerin. Nicht nur für die Damenwelt hält die Weihnachtsauktion glänzende und gesuchte Pretiosen bereit, auch die Herren kommen bei der umfangreichen Auswahl an Taschen- und Armbanduhren auf ihre Kosten. Exklusive Modelle von Patek Philippe, Lange & Söhne oder Omega kommen ebenso zum Ausruf wie eine Blancpain Villeret Tourbillon von 2010. Die elegante Armbanduhr mit Platingehäuse und Sichtglas auf den Tourbillon ist auf 28.000/36.000 CHF geschätzt.
Aquarell und Buntstift
Die gebürtige Berlinerin Clara Porges (1879–1963) besucht die Städtische Kunstschule ihrer Heimatstadt, die von Max Liebermann geführt wird. Im Jahr 1911 fährt sie zum ersten Mal nach Sils-Maria. Von der Landschaft und dem Silsersee beeindruckt, entstehen erste atmosphärische Werke mit expressivem Einsatz von Farbkontrasten. Sieben Jahre später lässt sie sich im Engadin nieder. In vielen Variationen malt sie die Landschaft ihrer neuen Heimat, aber auch Stimmungen am Luganersee im Tessin, wohin sie ihre Reisen öfters führen. Ungewohnt ist deshalb das Sujet auf dem Aquarell, das mit einer Taxe von 4000/7000 CHF angeboten wird: Es zeigt eine Steilküste mit einer stürmischen See. Aus dem Nachlass von Dr. Erika Pohl Ströher stammt das Werk "Linien hell und dunkel mit Farben" (Kat. Nr. 3404. Abb. s. Dropbox) von Willi Baumeister (1889–1955), das der Künstler 1953 mit Blei- und Buntstift geschaffen hat (5000/8000 CHF).
Schuler Auktionen AG