Keramikfreunde dürfen sich freuen, das Auktionshaus Zofingen bietet ihnen in der kommenden Vente ein museales Paar Schnepfen-Terrinen aus der berühmten Strassburger Hannong-Manufaktur an. Die gut erhaltenen Fayencen stammen aus Basler Besitz und waren schon im Kirschgarten-Museum in einer Sonderausstellung zu sehen (Strassburger Fayencen aus Privatbesitz, 1986).Die Schnepfen stammen aus der Ära Paul Hannongs und wurden in der Zeit um 1748/56 von J.G. Lanz modelliert. Die fein glasierte Fayence ist farbig in Aufglasurtechnik bemalt (Taxe 8500). Aus der gleichen gepflegten Sammlung wurden auch verschiedene Basler Silberarbeiten aus dem 17. und 18. Jh. eingeliefert. Darunter eine edel proportionierte und reich gravierte Kaffeekanne aus der Hand des Meisters Andreas Braun (1697–1787). Diese wundervolle Silberarbeit ist auf 5000 Franken geschätzt. Ferner gibt’s zwei Teekannen, eine davon aus der Hand von J.J. Burckhardt II ebenfalls mit Régenceornamentik graviert (Taxen 3500 bzw. 4000).
Basler Silber ist derzeit sehr gefragt, es dürften sich deshalb spannende Bietgefechte um diese Lose entwickeln. Neben diesen begehrten Sammlerobjekten sind dekorative Stücke, so aus der Berner Silbermanufaktur Rehfues und von Brugger, im Ausruf. Ferner viel Silber für die schön gedeckte Tafel. Eine wahre «Wucht» sind zwei silberne, dem Historismus um 1880 verpflichtete Prunkkannen, jede 65 cm hoch und fast vier Kilo schwer! (Taxe je 2500). Eine Eigenart in Bern und Basel sind die sogenannten Nachtuhren. Bei diesem Pendülen-Typus zeigt ein vor der schwachen Lichtquelle (Kerze oder Öl) rotierender Ziffernring mit durchbrochenen Zahlen die Zeit im Schlafkabinett an. Das hier angebotene Exemplar entstand um 1760 und ist mit «Zeller a Basle» signiert (Taxe 3000).
Das Uhrenangebot in Zofingen ist diesen Herbst insgesamt sehr stark, besonders in dekorativen französischen Kaminpendülen des frühen 19. Jh. Zwei weitere Grossuhren seien hier vorgestellt: Die deutsche Horizontal-Tischuhr aus der Zeit um 1700 mit reich gravierter Unruhebrücke (Taxe 2500) sowie die Schwarzwälder Flöten-Wanduhr mit Gewichtsaufzug aus der Zeit um 1830, die typisch für das Biedermeier ist. Neben dem Stundenschlag zählt sie ein Flötenspielwerk mit 32 Pfeifen und acht Melodien (Taxe 1500). Das Asiatica-Angebot wird von verschiedenen Objekten aus fürstlichem Brautschatz dominiert (siehe SA 8/19). Beachtenswert ist aber auch eine feine chinesische Deckelvase mit Qianlong-Siegelmarke (Taxe 15ʼ000). In der Sparte volkstümliche und religiöse Kunst, die vom Auktionshaus mit besonderer Liebe gepflegt wird, gibt’s für Sammler und Liebhaber kleiner Dinge immer wieder interessante Funde. So wurde beispielsweise eine kleine Kästchen-Kollektion eingeliefert, ferner verschiedene Holz-Gebäckmodel.
Darunter ein grosses mit vertieft geschnitzter Weihnachtsszene, 18./19. Jh. (Taxe 1500). Ephemera-Sammler erfreuen sich gerne an feinen Spitzenbildern. Hier ist die Auswahl gross. Ab 250 Franken ist man dabei. Zu diesem Bereich gehört auch die Schraubflasche, um 1700, die das Wappen des Kurfürstentums Sachsen trägt (Taxe 600). Eher selten als Sammlung werden Petschafte, also Siegelstempel, zum Kauf angeboten. In der kommenden Auktion sind rund 40 Exemplare, aufgeteilt in verschieden grosse Lose, zu ersteigern. Sie zeugen von qualitätsvoller Gravierkunst, viele dieser Siegelstempel stammen aus dem Raum Luzern (Taxen ab 250). Gut vertreten ist ebenfalls Porzellan. Hier stechen mehrere jüngere, aber doch gesuchte Lose heraus. Beispielsweise ist eine grosse Meissener Wackelpagode aus dem frühen 20. Jh. zu haben. Das Modell «Chinesin» stammt von Joachim Kändler und wurde 1757 erstmals produziert (Taxe 2500). Ebenfalls aus der berühmten sächsischen Manufaktur und von Modelleur Kändler geformt ist die «Affenkapelle» mit ihren 21 Figuren. Die hier angebotene Ausgabe stammt aus dem frühen 20. Jh. und wird etwas unter der Taxe von 4000 ausgerufen. Auf 4000 geschätzt ist auch die «Galante Kapelle», deren Neuausformung aus dem frühen 20. Jh. stammt.
Aus der Hochblüte der Manufaktur Mitte 18. Jh. stammt hingegen ein kleiner Parfüm-Flakon in Kartuschenform mit reliefierten Rocaillen und feiner Blumenmalerei. Original ist die Rotgold-Montierung mit Fussring, Manschette und Stöpsel (Taxe 600). Aus Platzgründen ist man an der Klösterligasse stets etwas zurückhaltend mit Mobiliar. Erwähnt sei ein Esstisch von Eero Saarinen mit sechs Stühlen, der 1957 für Knoll International entworfen worden ist (Taxe 4000). Wie immer besteht mehr als ein Drittel des Zofinger Angebots aus Gemälden, Grafik und Skulpturen. Von Altmeistern – hier wieder aus Basler Altbesitz – bis in die heutige Zeit sind viele Schulen vertreten. Auch hier sind spannende Zimelien zu entdecken. Geschichtlich interessant sind die beiden Biedermann-Ansichten von Aarburg und Burg Neu-Falkenstein (je 5000) und die Porträt-Miniatur von Vinzenz von Rüttimann (1769–1844), Landammann der Schweiz und Schultheiss von Luzern (Taxe 500). Abschliessend sei auch auf das vielfältige Schmuckangebot hingewiesen.Markus F. Rubli