Strich und OrnamentNicht die Farbflächen, sondern der Strich, die Linie und die Arabeske sind die bevorzugten künstlerischen Ausdrucksformen von Henri Matisse (1869–1954). Von dieser unbestrittenen Meisterschaft als Zeichner zeugen vor allem seine Porträts. Mit wenigen Bleistift- oder Federstrichen fängt er das Wesentliche einer Person ein. Ein schönes Bespiel dafür ist das "Portrait d’Annelies Nelck" aus dem Jahr 1944. Die Tuschzeichnung aus Westschweizer Privatbesitz kommt für 40.000.– bis 60.000.– Franken zum Ausruf. Eine Hommage an den grossen französischen Maler ist das Gemälde "Dormitorio del Tío Juan" von Carlos Nadal (1917–1998). Zur fauvistischen Schule gehörend, zieht auch der spanische Künstler eine helle, farbige Palette und eine dem Ornament verbundene Malweise der Abstraktion vor. So sind Bett, Teppich, Parkettboden und Vorhänge auf seinem Ölbild mit schwungvollen Dekorationen versehen. Das einzigartige Werk ist auf 10.000.– bis 15.000.– Franken taxiert.
Chaos und SchlichtheitSeit der Digitalisierung ist der Lebensstil im Wandel begriffen. Auch im Auktions- und Kunsthandel richtet sich der Fokus auf neue Marktsegmente. Das Design der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stösst auf immer grösseres Interesse. Dabei spielen nicht nur Möbel, sondern auch Objekte eine Rolle. Als typische, erschwingliche Beispiele dafür seien aus unserem Angebot die zwei Vasen Modell "Ladoga" (300/600.–) und Modell "Titicaca" (300/600.–) genannt, die Matteo Thun 1982 entworfen hat. Thun ist ein italienischer Architekt und Designer, 1952 in Bozen geboren und 1981 Mitbegründer von Sottsass Associati und der Gruppe Memphis. Er beschäftigt sich nach eigenen Angaben mit dem semantischen Chaos des Designs, das es, wie er meint, zu akzeptieren aber auch zu strukturieren gilt. Seit den 1980er Jahren, der Dekade der Postmoderne, schöpfen Designer aus der Fülle historischer Gestaltungsformen, die sie immer wieder neu formen und kombinieren. Dem schlichten nordischen Design hat sich hingegen Henning Koppel (1918–1981) verschrieben. Der Däne, der ausserdem als Bildhauer und Grafiker tätig ist, zählt zu den bedeutendsten skandinavischen Designern der Nachkriegszeit. Für Georg Jensen entwirft er 1978 ein sechsteiliges Schreibtisch-Set aus Silber und Ebenholz. Das aparte Ensemble, das aus Stift- und Briefablage, Schreibzeug-Becher, Brieföffner, Massstab und Lupe besteht, ist auf 3.000.– bis 4.000.– Franken geschätzt.
Mondstein und WeltzeitDie hochkarätige Schmuck-Offerte bietet einmal mehr eine vielfältige Auswahl an Ringen, Broschen, Armbändern und Colliers für jeden Geschmack. Angefangen von den floralen Kompositionen des Jugendstils über die geometrischen Formen des Art Déco stossen auch Pretiosen moderner Juweliere auf grossen Anklang. Erwähnenswert ist eine aparte Email-Mondstein-Brillant-Brosche von Pierre Baltensperger (1927–1999), für die eine Schätzung von 5.000.– bis 8.000.– Franken vorliegt. Vom gleichen Zürcher Goldschmied stammt zudem ein Weissgold-Ring mit einem äusserst feinen Chrysoberyll-Katzenauge mit guter Chayotance von 13.90 ct., das von 18 Brillanten (0.98 ct.) umgeben ist. Der aussergewöhnliche Ring wird für 20.000.– bis 40.000.– Franken ausgerufen. Nicht nur die äusseren, sondern vor allem die inneren Werte zählen hingen bei den Taschen- und Armbanduhren. Aus dem reichhaltigen Angebot, das über 200 Zeitmesser umfasst, ist der Jaeger LeCoultre Aston Martin AMVOX5 World Chronograph hervorzuheben. Die runde, automatische Herrenarmbanduhr von 2014 zeigt die Weltzeit mittels einer drehbaren Lünette, auf der die Zeitzonen ersichtlich sind. Die Taxe für diesen imposanten Chronographen ist auf 8.000.– bis 15.000.– Franken angesetzt.
Familienbild und MiniaturporträtsÜber den künstlerischen Werdegang des Schweizer Malers Felix Maria Diogg (1762–1834) ist nur wenig bekannt. In Andermatt geboren, hält sich der zeichnerisch begabte junge Mann von 1780 bis 1784 in Besançon auf, wo er wohl eine Mal- und Zeichenschule besucht. Zurück in der Heimat, erhält er zahlreiche Aufträge von Urner Persönlichkeiten. Später porträtiert er viele Angehörige der vornehmen Familien Rapperswils und beschliesst darauf, sich in dieser Stadt nieder zu lassen. Er erarbeitet sich eine führende Stellung als Bildnismaler und bald gehören auch Zürcher Familien zu seinen Auftraggebern. Dazu zählt der reiche Fabrikant Esslinger-Escher. 1793 lässt er die weiblichen und männlichen Mitglieder seiner grossen Familie auf zwei Leinwänden verewigen. Aus altem Zürcher Familienbesitz kommt nun das Gruppenbildnis "Magdalena Esslinger-Escher im Hard, mit ihren Töchtern Regina, Magdalena, Esther und Anna Maria" von Diogg für 8.000.– bis 14.000.– Franken unter den Hammer. Das detailreiche und einfühlsame Gruppenporträt wurde Anfang des letzten Jahrhunderts von seinem Gegenstück mit der Darstellung von Melchior Esslinger-Escher und seinen drei Söhnen durch eine Erbteilung getrennt. Über dessen Verbleib ist nichts bekannt. Marquard Wocher (1760–1830) macht sich ebenfalls als Bildnismaler einen Namen. Die Porträtierten hält er jedoch nicht auf grossen Leinwänden fest, sondern auf Miniaturen. Von der hohen Qualität seiner Feinmalerei zeugen zwei exquisite, vom Künstler signierte Miniaturen. Das Damen- und Herrenporträt wird auf 900.– bis 1.500.– Franken taxiert.
Aussereuropäische KeramikMit einer kleinen Gruppe von chinesischem Porzellan aus der späten Qing-Dynastie bzw. der Republik-Zeit (1912–1949) wartet die Asiatica-Abteilung auf. Neben Vasen mit den typischen figürlichen Szenen und floralen Dekoren kommt auch eine Porzellantafel auf den Auktionsblock. Sie ist unter anderem mit zahlreichen buddhistischen Symbolen auf türkisgrünem Fond verziert. Die Taxe für diese spezielle Tafel beläuft sich auf 1.000.– bis 1.500.– Franken. Aus einer Schweizer Privatsammlung stammt eine Reihe von präkolumbischen Keramik-Objekten mit ansprechenden Bemalungen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Nazca-Keramik aus Peru hervorzuheben, deren Sujets sehr ansprechend sind. Als Beispiel soll ein Doppelausguss-Gefäss zur Sprache kommen, das um 350–600 n.Chr. gefertigt wurde. Der rötliche Ton ist mit zwei Vögeln bemalt. Das Gefäss kommt mit einer Schätzung von 400.– bis 500.– Franken zur Auktion.
Bildteppich und SoldtruheAus dem attraktiven Angebot von fein geknüpften Orientteppichen mit floralen oder geometrischen Mustern wie Heriz, Kazak, Kashan u.v.m. sticht ein Täbris-Bildteppich hervor. Der mit "Salahmi" signierte Teppich zeigt ein imposantes Kartuschen-Medaillon mit dem Bild der Schah-Moschee in Isfahan, begleitet von vier weiteren ovalen Medaillons, die ebenfalls berühmte architektonische Gebäude in Isfahan darstellen. Zudem ist die blaue, florale Bordüre alternierend mit Krügen, Schalen und Kartuschen belegt, die im Inneren mit Mausoleen von persischen Persönlichkeiten verziert sind. Das sehr gut erhaltene Stück sucht für 3.000.– bis 4.000.– Franken einen Käufer. Als passendes Möbel könnte man sich eine Transition-Kommode dazu vorstellen, deren zweischübiger Korpus geometrisch furniert ist. Das Blatt ist aus grau-beige gemustertem Marmor gefertigt. Das elegante Möbelstück ist auf 2.500.– bis 3.500.– Franken geschätzt. Die gleiche Taxe weist eine Soldtruhe auf, die auf das Jahr 1730 datiert ist. Die Front der Eisentruhe ist mit einem bekrönten Doppeladler und Schwertern verziert.
Hundeköpfe und PfauenfigurZwei ganz unterschiedliche, jedoch sehr originelle Objektgruppen gibt es beim Kunsthandwerk zu entdecken. Einerseits kommt eine Sammlung von Spazierstöcken aus dem 18./19. Jh. zur Versteigerung, deren Elfenbeingriffe mit Hunde-Motiven beschnitzt sind. Bemerkenswert ist etwa ein Spazierstock mit einem Griff, der in Form eines Hundekopfes mit Federhut gestaltet ist. Das elegante Stück geht für 500.– bis 700.– Franken ins Rennen. Andererseits wird eine Kollektion von Blechspielzeugen aus der Vorkriegszeit angeboten. Ausgerufen werden Tierfiguren, Figuren, Autos, Flugzeuge und Zeppeline berühmter Hersteller wie Bing, Distler, Günthermann, Lehmann, Märklin und Tippco, die sowohl Sammler als auch Neueinsteiger begeistern werden. Auf eine grosse Nachfrage könnte beispielsweise die Pfauenfigur "PAO PAO" von Hans Eberl (um 1915) stossen. Der stolze Pfau bewegt sich nach Auslösen der Mechanik nicht nur vorwärts, sondern gibt auch – mittels eines im Körper eingepassten Blasebalgs – charakteristische Laute von sich. Die Schätzung liegt bei attraktiven 360.– bis 520.– Franken.
Schuler Auktionen AG
AuktionsdatenTitel Auktion 149: Kunst, Antiquitäten, VariaDatum 20.06.2018, 09:00 Uhr – 22.06.2018
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