Zwei auf einen Streich - Van Ham initiiert Restitutionen aus der Sammlung WaffenschmidtBei der intensiven Recherche und Prüfung der Werke aus der Sammlung des Saturn-Gründers Friedrich Wilhelm Waffenschmidt konnte Van Ham zwei Restitutionsansprüche aufdecken. Die beiden Werke "Gartenlokal an der Havel unter Bäumen" von Max Liebermann und "Herbstblumen in Vase" von Lovis Corinth gehörten einst jüdischen Familien, die im Dritten Reich drangsaliert, enteignet und ermordet wurden. 1984 erwarb Friedrich Waffenschmidt beide Arbeiten gutgläubig bei der Versteigerung der Sammlung Walter Franz im Juni 1984 im Auktionshaus Lempertz in Köln. Nun wurde in beiden Fällen mit Hilfe von Van Ham eine einvernehmliche Einigung erreicht, so dass die Werke in der Auktion "Modern" am 30. Mai 2018 zum Aufruf kommen können.Max Liebermanns "Gartenlokal" stammt aus dem Besitz des Düsseldorfer Bankiers Dagobert David und seiner Frau Martha. Dagobert David kam am 21. April 1937 in Gestapo-Haft ums Leben. Anschließend beschlagnahmten die Nazis Martha Davids Vermögen. Mittelos gelang es ihr zunächst zu ihrem Bruder und dessen Familie nach Berlin und anschließend nach Belgien zu flüchten. Sie beauftragte die Firma Schenker & Co mit dem Transport ihres Hab und Guts, darunter auch 20 Gemälde Alter Meister sowie des 19. und 20. Jahrhunderts. Nur 17 Werke kamen in Belgien an, so auch der Liebermann. Ohne Einkommen oder Erspartes war Martha David gezwungen die Gemälde weit unter Wert zu veräußern, um ihr Überleben zu sichern. 1944 wurde sie in das SS-Sammellager Mecheln deportiert. Sie gehörte zu den wenigen Überlebenden und konnte nach Brüssel zurückkehren, wo sie ihr Sohn Felix, der bereits 1933 mit seinen beiden Geschwistern nach England emigriert war, nach dem Krieg fand und ebenfalls nach England holte. Auf ältere Forderungen auf Entschädigung für die unter Zwang verkauften Kunstwerke an das Entschädigungsamt Berlin wurde nicht eingegangen, da die Werke nicht in Deutschland veräußert wurden. Nach Martha Davids Tod 1968 übernahm ihr Sohn Felix die Suche nach den verschollenen Werken; nach dessen Tod beauftragte die Familie David wiederum die Commission for Looted Art in Europe mit dieser Aufgabe. Das Gemälde Liebermanns befand sich bis Mitte der 1950er Jahre im Besitz von Hildebrand Gurlitt und galt seit der Lempertz-Auktion 1984 als verschollen. Erst durch die Recherchen fanden die Experten von Van Ham Hinweise auf mögliche Restitutionsansprüche und initiierten die Restitutionsverhandlungen mit der Commission for Looted Art in Europe. Über die transparente Zusammenarbeit mit Markus Eisenbeis, Inhaber von Van Ham, der beide Restitutionen direkt zur Chefsache machte, sagt Anne Webber von der Commission for Looted Art in Europe: "Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam dieses Ergebnis erreicht haben und weiß, wie die Familie David, Ihr Engagement sehr zu schätzen. Es war eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten."
Auch die Familie des Berliner Unternehmers und Kunstsammlers Max Matheus wurde im Dritten Reich drangsaliert und Ihres Vermögens beraubt. Den drei Söhnen gelang die Flucht in die USA, während die Eltern Max und Hedwig Matheus nach Amsterdam emigrierten. In Holland wurde das Ehepaar jedoch verhaftet und am 26. März 1943 im Vernichtungslager Sobibor in Polen ermordet. Das restliche Vermögen sowie die Besitztümer, zu denen auch die umfangreiche Kunstsammlung zählte, eignete sich das Nazi-Regime an. Es ist anzunehmen, dass das Stillleben "Herbstblumen in Vase" von Lovis Corinth in die Hände von Wolfgang Gurlitt fiel, da dieser beim ersten Auftauchen des Werkes nach dem Krieg als Provenienz im Katalog der Lempertz-Auktion am 3./4. Dezember 1964 aufgeführt wurde. Bei der "Walter Franz"-Auktion im Juni 1984 allerdings fehlte der Hinweis auf die Gurlitt Provenienz. Später wurde das Werk durch die Erben der Familie Matheus in die Lost Art Datenbank eingetragen, wodurch Van Ham auf die ungeklärten Besitzansprüche aufmerksam wurde. Hier trat Van Ham mit der Rechtsanwältin Dr. Imke Gielen (Kanzlei von Trott zu Solz, Lammek, Berlin) und Vertreterin der Matheus-Erben, in Kontakt.
Auch hier nahm Van Ham die Vermittlerrolle zwischen beiden Parteien ein. Eine einvernehmliche Lösung war jeweils nur möglich, da alle Parteien - einschließlich Van Ham - bereit waren Zugeständnisse im Sinne der Sache zu machen. So dankt Van Ham allen Beteiligten, insbesondere auch dem Testamentsvollstrecker, für die sehr konstruktive Zusammenarbeit.