Das Auktionshaus Schramm setzt bei seiner 80. Auktion im Herbst einen besonderen Schwerpunkt auf Kunst des 19. Jahrhunderts.Als die beiden einander begegneten, war sie 25, er drei Jahre älter – eine "Junge Liebe" also, wie auf dem Ölgemälde des Wiener Malers Carl Schweninger, dass das Ehepaar Jahrzehnte später auf einer Auktion erstand. Um eine interessante Facette seiner Biographie reicher, steht das Bild in seinem prachtvollen Goldrahmen nun wieder zum Verkauf. Zusammen mit knapp hundert weiteren Gemälden alter Meister aus der Sammlung Häusler wurde es zur Herbstauktion des Kieler Antiquariats Schramm eingereicht.Seine einstigen Besitzer, Ingeborg Helmreich und Martin Häusler, waren Kammersänger, zuletzt viele Jahre am Opernhaus Kiel engagiert. Er stammte aus München. 1953 hatte ihn das Stadttheater Augsburg als lyrischen Tenor engagiert. Im Jahr drauf trat Ingeborg in sein Leben. Sie sang Sopran. Vielleicht war sie so poetisch-verspielt wie sich Schweninger eine Tändelei ausmalt, vielleicht aber auch ganz anders. Fakt ist, sie wurden ein Paar und sammelten gezielt Kunst namhafter österreichischer und bayerischer Künstler aus dem 19. Jahrhundert, darunter Julius Adam, der durch minutiös ausgeführte Katzenbilder Bekanntheit erlangte, oder Josef Lauer, der sich auf Früchte und Blumen spezialisierte und als erster diese Stillleben in Landschaft integrierte. Die Schätzpreise für Arbeiten der beiden Künstler liegen heute bei mehreren tausend Euro.
Zur Sammlung Häusler kommt bei der November-Auktion noch eine Sammlung Dänischer Kunst. Darunter befinden sich mehrere Spitzenstücke wie die Porträts aus der Hand von Johann Julius Exner, einem Akademieschüler Lunds und Eckersberg. Zusammen mit der modernen Künstlergraphik, wozu Lithographien Roy Lichtensteins und Drucke von Gerhard Richter, Jeff Koons und Robert Rauschenberg zählen, machen die Moderne und Alte Kunst rund die Hälfte aller angebotenen Lose aus. Bei einem Auktionshaus, das traditionell mit dem Handel wertvoller Bücher zur Naturwissenschaft, Geographie und Geschichte sowie mit Handschriften in Verbindung gebracht wird, ist das eine interessante Entwicklung. Gefragt seien heute ausschließlich Raritäten wie Erstausgaben oder besonders alte, sehr gut erhaltene Exemplare sowie Autographen berühmter Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, gibt der Auktionator Auskunft, anderes nehme er nicht mehr an. Im ersten Teil der Auktion bietet er seine bibliophilen Schätze an.
Bereits das erste Los ist ein Kleinod: Vier Postkarten mit persönlichen Nachrichten von Wolfgang Borchert an den Verleger seiner "Hundeblume", geschrieben 1947. Dazu passend fällt wenig später der Hammer für ein Exemplar der Erstausgabe dieses Werkes mit Widmung vom Autor. Mit Spannung erwartet wird auch der Aufruf der beiden Prachtbände zur Astronomie. Die erste gedruckte Ausgabe vom "Almagest" (= Der große Astronom) von 1496 besticht zum einen inhaltlich mit seinem Kosmos an Vorstellungen über das All und die Planeten-Bahnen. Zum anderen, und das macht ihn so wertvoll für Sammler, ist es ein schöner, gut erhaltener Band aus dem 15. Jahrhundert von überdurchschnittlicher Druckqualität. Schramm schätzt ihn auf 40.000 € und den schönen Sternenatlas von Bayer aus dem Jahr 1661 mit Dutzenden Kupfertafeln auf 12.000 €. Sollten Sie demnächst vor der Frage stehen, welche drei Dinge Sie mit zum Mars nehmen wollen, zögern Sie hier nicht mit einem Gebot! Neben der großen Liebe muss ein ordentlicher Sternenatlas her. Fragen Sie Schiaparelli. Der irrt allein über die marsische Hochebene.
Antiquariat und Auktionshaus Schramm