Das Heidelberger Auktionshaus Kunst und Kuriosa konnte für die Auktion am 16./17. Juni 2016 mit der Sammlung eines hohen Geistlichen aus Belgien wieder einen kunsthistorisch herausragenden Nachlass mit musealen Exponaten akquirieren.Als Highlight kommt ein extrem seltenes Reliquiar der Mitte des 13. Jh. in Form einer Stollentruhe mit Walmdachdeckel aus einer Limoger Werkstatt mit außergewöhnlich gut erhaltenen Champlevé-Email zum Aufruf. Die Emailplatten zeigen neben Darstellungen von heiligen Bischöfen oder Äbten und einem Märtyrer mit Palmzweig auch mehrere schöne Engelmotive in Vierpassmedaillons. Engste stilistische und technische Verbindungen bestehen zu einem kleineren, jedoch sehr ähnlichen Reliquiar im Schatz der Kirche St. Germigny-des-Prés an der Loire südlich von Paris sowie einem Kästchen des St. Exupère in der gleichnamigen Kirche in Toulouse (Taxe € 80.000–90.000 / Aufruf € 28.000).
Ein weiteres museales Exemplar ist eine ebenfalls in Limoges in der Mitte des 13. Jh. entstandene Pyxis mit elegantem Rankenornament in Grubenschmelz-Technik. Auch zu diesem Objekt mit qualitativ hervorragenden Gravurelementen konnten engste Parallelstücke gefunden werden, die sich im Metropolitan Museum, New York, im Musée Cluny, Paris und im Museum für angewandte Kunst, Frankfurt, befinden (€ 8.000–10.000 / € 3.800). Zu diesem Ensemble gesellt sich ein Leuchter des 14. Jh. eine weitere Arbeit der Limosiner Emailkunst des Mittelalters (€ 3.000–4.000 / € 750). Aus der belgischen Sammlung hervorzuheben sind weiter die ca. 150 Ikonen, viele mit Silber-Oklad, Kreuze und Bronze-Ikonen aus meist russischen und griechischen Werkstätten des 17. bis 19. Jh. Prunkstück ist ein griechisches Triptychon des 17. Jh. mit der Darstellung der Gottesmutter Hodegetria, dem Hl. Nikolaus und Georgios sowie Antipas und Demetrios auf den Flügeln (€ 2.500–2.800 / € 750). Diese war 1993 zusammen mit der seltenen Verkündigungs-Ikone des 18. Jh. (€ 1.500–2.000 / € 300) in der Ausstellung "De Moeder God’s op Ikonen" in Mol zu sehen. Ebenfalls aus dem 17. Jh. stammt die Ikone mit der Darstellung der Gottesmutter von Kasan, während die in Russland sehr beliebte Muttergottes "Freude aller Leidenden" um 1700 anzusetzen ist (€ 1.500–2.000 / € 300).
Ein weiteres Highlight der Auktion, bei der viele interessante Asiatica, Porzellane, Jugendstil-Glas und Keramik, Möbel, Teppiche sowie alte und moderne Kunst zum Aufruf kommen, ist die Großplastik "Badende", die von Walter Grzimek 1974 in drei Güssen ausgeführt wurde (WVZ Roters 341). Über 30 Jahre lang lag die Schöne am Swimmingpool in einem Mannheimer Villengarten und bekam eine wunderbare Patina, wie sie nur Außenplastiken zu eigen ist (€ 18.000–20.000/ € 7.800). Spannend sind ebenfalls die sieben Ölgemälde des italienischen Futuristen Giovanni Ferrucio Morando (1875/20. Jh., ein großer Avangardist der "Verlorenen Generation", aktiv in Mailand und Venedig, wie seine Mitgliedschaft bei der Vereinigung "uga" zeigt (€ 300–450 / € 100–1200). Last not least: ein zierliches Damen-Bureau Plat mit feinem Rosenholzfurnier, signiert von Paul Sormani, Paris, um 1870 (€ 15.000–18.000 / € 4.800).
Kunst und Kuriosa OHG