Das Angebot der Frühjahrsauktion für "Alte Kunst" wird dominiert von stimmungsvollen Malereien des 19. Jahrhunderts. In atmosphärischen, romantischen Landschaften von Alexandre du Perreux und Francois Antoine Bossuet kann der Betrachter den Blick in die Ferne schweifen lassen - in die französischen Pyrenäen oder nach Sevilla. Auch eine frühe Arbeit von Lovis Corinth lädt zum Verweilen ein.Statt der damals beliebten italienischen Landschaftsmalereien wählte der französische Maler Alexandre du Perreux Motive aus seiner Heimat, so auch der "Blick auf das Thermalbad Cauterets in den Pyrenäen", wo er sich mehrfach aufhielt und auch heute noch ein Thermalbad zu finden ist (Schätzpreis: 16.000 - 20.000 Euro). Die reizvolle Szenerie des frühen 19. Jahrhunderts aus rheinischem Privatbesitz weist darüber hinaus auf das aufkommende Bürgertum, das seine Wochenenden an diesem erholsamen Kurort verbrachte.
Der belgische Maler Francois Antoine Bossuet gilt als Spezialist von Stadtansichten und historischen Gebäuden. In romantisch-realistischer Manier ist auch sein "Blick auf Sevilla" von 1843 eingefangen - ein Motiv seiner zahlreichen Reisen, insbesondere in Spanien. Die Figurenstaffage ist harmonisch in die warme Szenerie eingebettet, die sich durch ihr stimmungsvolles Licht auszeichnet (Schätzpreis: 10.000 - 15.000 Euro). Werke Bossuet tauchen nur selten auf dem Auktionsmarkt auf und üben dadurch einen besonderen Reiz auf Kunstfreunde des 19. Jahrhunderts aus.
Der Maler Raden Saleh Ben Jaggia ist bekannt für seine exotischen Darstellungen seiner javanischen Heimat - beispielsweise die fulminante Szene "In letzter Not", die 2011 bei Van Ham zu einem Auktionsrekord in Höhe von rund 2 Mio. Euro führte. Nun kommt Saleh Ben Jaggias Gemälde "Segler in schwerer See" von 1840 zum Aufruf.
Im vergangenen Herbst versteigerte Van Ham erfolgreich eine exotische brasilianische Landschaft des russisch-deutschen Malers Otto Grashof. Mit dem Werk "Russischer Invalide vor der Maria-Schutz-und Fürbitte-Kirche im Inselpark Izmailowo vor Moskau" kommt nun in der Frühjahrsauktion ein gänzlich anderes Motiv des Künstlers zum Aufruf (Schätzpreis: 20.000 - 30.000 Euro). Er selbst schreibt, er habe einen "wunderschönen Greis" gemalt - "er diente mir zum Modell eines alten russischen Invaliden". Das hohe Maß an Sympathie, das Grashof für diesen Veteranen empfand, setzte er im Bilde um.
Im Zentrum des frühen Gemäldes Lovis Corinths "Im Walde" von 1886 steht ein breiter grauer Stamm einer Buche, neben dem links eine Halbfigur mit entblößtem Rücken sitzt (Schätzpreis: 40.000 - 60.000 Euro). Sie blickt auf einen von Büschen und dünnen Baumstämmchen umstandenen Waldteich. Es herrscht ein grünleuchtender Ton vor, der wie ein Vorgriff auf die später auch auf Lovis Corinth bezogen Bezeichnung eines deutschen Impressionisten wirkt.
Das Gemälde "Harfe spielender Faun" von Hanns Pellar ist bis heute von berückender Farbigkeit, wie sich die Bilder Pellars selten erhalten haben (Schätzpreis: 10.000 - 12.000 Euro). Es zeigt eine bocksbeinige im Gras sitzende, lachende Gestalt, die Harfe spielt. Umgeben vom satten Grün der Wiese dominiert die mit einem Blütenkranz geschmückte Figur die gesamte Bildfläche. Ein schmaler blauer Streifen am oberen Bildrand deutet den Horizont an. Nicht nur die Figur des Fauns als solche, sondern auch die strahlende Farbigkeit und der strichelnde Farbauftrag, die zur besonderen Wirkung des Bildes beitragen, sind typisch für Pellars Werke aus der Zeit um 1910.