LONDON. Werke des Ur-Vaters der britischen Pop Art, Richard Hamilton (1922-2011), und vieler namhafter Zeitgenossen werden in der Spezialauktion Britische Meistergraphik am 17. Juni 2015 in London versteigert.Hamilton begründete seinen Ruf mit einer Reihe von Collagen, die er Mitte der 1950-er Jahre kreierte, darunter Just what is it that makes today’s homes so different, so appealing? Die Produktion von Druckgraphik zog sich durch nahezu alle Schaffensphasen. Sie waren für Hamilton das Medium, um die vielen Themen und Ideen, welche seine intellektuelle Neugier hervorbrachte, zu ergründen. Untitled zum Beispiel ist eine Radierung aus den 1950-ern, also aus der Studienzeit an der Slade School of Art. Sie ist einzigartig und greift die Form einer Grußkarte auf. Im Inneren trägt sie die Signatur des Künstlers und seiner Frau 'Best wishes, from Richard and Terry’ (Schätzpreis 4.100/6.800 €). Bei der späteren Arbeit Collected Words 1953-1982 handelt es sich um ein Set, bestehend aus einer Deluxe-Ausgabe des gleichnamigen Buches und neun signierten Siebdrucken, welche die Entwicklung des Künstlers im genannten Zeitraum dokumentieren (Schätzpreis 6.800/9.600 €). Auch Abzüge der Kaltnadelradierung Bathers von 1969 (Schätzpreis 2.700/4.100 €) und des Siebdrucks Oculist Witness von 1966 sind im Angebot. Letzterer spiegelt Hamiltons tiefe Verehrung für den Konzeptkünstler Marcel Duchamp wieder (Schätzpreis 1.400/2.000 €).
Viele von Hamiltons Zeitgenossen waren Mitglieder der London Group, eine der ältesten Künstlergruppen überhaupt. Sie wurde 1913 als Opposition zur konservativen Royal Academy of Arts in London gegründet. Die 1950-er und 1960-er Jahre waren eine prägende Zeit für diese Elite und die kommende Auktion kann mit einigen ihrer Mitglieder aufwarten, darunter Leon Kossoff, Frank Auerbach und David Hockney.
Drei Abzüge von Auerbachs (geb. 1931) sehr seltenen Six Drypoints of the Nude aus dem Jahr 1954 sind besonders wichtig. Es gab keine gedruckte Auflage dieser Reihe, nur ein Dutzend Sätze von Abzügen vor der geplanten Auflage, sogenannte proofs, die der Künstler Freunden überreichte. Sie basierten auf Zeichnungen am lebenden Modell und, wie sich der Künstler selbst erinnerte, war die Herstellung der Kaltnadelradierungen besonders zeitaufwändig. Die drei zum Verkauf stehenden 15 x 15 cm großen Blätter Nude in profile, Nude seated on a folding chair und Nude seated with arms above her head sind auf jeweils 9.600 € bis 14.000 € geschätzt. Für Leon Kossoffs (geb. 1926) seltener Aquatinta-Radierung Christchurch, Spring von 1992 werden 6.800 € bis 9.600 € erwartet; David Hockneys (geb. 1937) farbige Aquatinta-Radierung Marguerites von 1973 soll zwischen 9.600 und 14.000 € bringen.
Der Leiter der Graphik-Abteilung Rupert Worrall meinte: “Die 1950-er und 1960-er Jahre waren starke Jahrzehnte für die britische Graphik wie die Arbeiten in der Auktion belegen. Einige der bekanntesten Namen in der britischen Kunst gegründeten ihren Ruhm damit und sahen Drucke als wichtigen Teil ihres künstlerischen Schaffens".