München, 13. November 2014, (kk) – Mit einer kleinen, sehr feinen Selektion von Werken der bedeutenden Pop Art-Ikone Andy Warhol wartet ein Sonderkatalog anlässlich des 60. Firmenjubiläums von Ketterer Kunst auf. Die ausgesuchten Blätter – vor allem Fotografien sowie Zeichnungen aus den frühen 1950er Jahren – des scheuen und introvertierten Künstlers werden am 6. Dezember in München versteigert.Die in dieser außergewöhnlichen Form auf dem deutschen Auktionsmarkt noch nie da gewesene, mehrheitlich aus dem Nachlass Andy Warhols stammende Offerte glänzt besonders mit einer Auswahl fotografischer Arbeiten, darunter zwei Losnummern mit Polaroids zwei seiner Künstlerkollegen, die ebenfalls Wegbereiter und Protagonisten der Pop Art waren:
Sowohl das 1981 entstandene Unikat „Robert Rauschenberg“ (Taxe: € 6.000-8.000) als auch die vier um 1975 gemachten Polaroids „Roy Lichtenstein“ (Taxe: € 15.000-20.000) stehen exemplarisch für Warhols porträtfotografisches Œuvre. Auf engstem Bildraum und mit gedrängtem Bildausschnitt erschuf der Ausnahmekünstler mit seiner berühmten Big Shot Polaroid Camera eine ungemein dichte Bilderzählung, die sowohl dem Künstler als auch dem Dargestellten gerade so viel Raum gibt, um ein kleines Stück von sich preiszugeben.
Des weiteren bestechen diverse Gelatinesilberabzüge mit Motiven, die von Porträts Jean-Michel Basquiats und Jon Goulds bis hin zu architektonischen Ikonen, wie dem Empire State Building oder den kommunistischen Inkunabeln Hammer und Sichel, reichen. Zum einen sind die Fotografien Warhols nicht nur die ersten bildgewordenen Gedanken des Künstlers, sondern erzählen auch vom Ringen um ein mögliches Motiv. Manche, wie beispielsweise „Skull“ oder „Hammer and Sickle“ dienen als Vorlagen und sind damit gleichsam der Urquell der warholschen Bilderfindung. Die Taxen liegen zwischen € 2.000 und 9.000.
Im Gegensatz zur Subjektivität seiner fotografischen Porträtaufnahmen stehen einige gezeichnete Porträts. So verdeutlicht die um 1955 entstandene Kugelschreiberzeichnung „Bob C.“ (Taxe: € 14.000-18.000) die Entwicklung einer reduzierten Typisierung, die alles Subjektive zugunsten entindivi-dualisierter Formen aufgibt und auf diese Weise einen eigentümlich distanzierten Blick auf das dargestellte Gegenüber zu Papier bringt.
Während der 1950er Jahre, in denen Warhol in New York als Werbegraphiker tätig ist, entstehen fast ausschließlich Zeichnungen. Sein naiver Zeichenstil und der Witz, der sowohl in den Werbeaufträgen als auch in den privaten Arbeiten zum Ausdruck kommt, bleibt über die 1950er Jahre hinweg nahezu unverändert erhalten. Hier beeindrucken Arbeiten wie „Couple Embracing“ (Taxe: € 7.000-9.000), „Jack Holding Crayons“ (Taxe: € 9.000-12.000) und „Young Man“ (Taxe: € 7.000-9.000), aber auch Werke wie die aquarellierte Tuschezeichnung „Ice Cream Cone“ und „Still Life with Fruit on Table“ (Taxe je: € 50.000-70.000).
Mit an der Spitze der imposanten Angebotsriege steht neben dem in den späten 1980er Jahreentstandenen Porträt „Lenin“ (Taxe: € 100.000-150.000), der Collage „Mick Jagger“ (Tax€ 45.000-65.000) und dem Bildnis „Eva Mudocci“ (Taxe: € 90.0000-120.000), das die britiscMusikerin mit italienischem Künstlernamen und Geliebte Edward Munchs zeigt, auch das Konterfdes großen Denkers und Dichters Johann Wolfgang von Goethe (Taxe: € 40.000-60.000), eines dsehr seltenen „deutschen“ Motive. Bei dieser Farbserigrafie handelt es sich um die erste in einer Reihvon Arbeiten, für die ein historisches Kunstwerk als Referenz genutzt wurde. Warhol isoliert hier eineAusschnitt des wohl bekanntesten Goethe-Porträts, welches Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 178malte und das sich heute im Frankfurter Städel befindet.
Für die Schätzung von € 18.000-24.000 könnte dagegen die Papiercollage und Farbserigrafie „Viewpoint“ zu haben sein, in der es vor allem um die Architektur von Warhols New York geht. Erstmals macht er hier ein Gebäude zum Protagonisten seiner Arbeit.
Abgerundet wird die exquisite Offerte von einer kolorierten Tuschezeichnung eines Heißluftballons. Der anmutige, aus dem Nachlass des Meisters stammende „Hot Air Balloon“ könnte vielleicht schon für € 14.000-18.000 in ein neues Zuhause entschweben.