Franz Roh (1890-1965) - Untitled (Aktstudie im Garten), ca. 1922-28 Franz Roh (1890-1965) - Untitled (Aktstudie im Garten), ca. 1922-28 - Mit freundlicher Genehmigung von: staedelmuseum

Was: Presse

Wann: 27.06.2013

ANKAUF VON 524 WERKEN DURCH DEN STÄDELSCHEN MUSEUMS-VEREIN UND DAS STÄDEL MUSEUM MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURSTIFTUNG DER LÄNDER UND DER HESSISCHEN KULTURSTIFTUNG, SCHENKUNG VON 649 FOTOGRAFIEN DURCH DAS EHEPAAR KICKEN

Frankfurt am Main, 27. Juni 2013. Die Fotosammlung des Frankfurter Städel Museums erhält bedeutenden Zuwachs: Der Städelsche Museums-Verein und das Städel…

ANKAUF VON 524 WERKEN DURCH DEN STÄDELSCHEN MUSEUMS-VEREIN UND DAS STÄDEL MUSEUM MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURSTIFTUNG DER LÄNDER UND DER HESSISCHEN KULTURSTIFTUNG, SCHENKUNG VON 649 FOTOGRAFIEN DURCH DAS EHEPAAR KICKEN

Frankfurt am Main, 27. Juni 2013. Die Fotosammlung des Frankfurter Städel Museums erhält bedeutenden Zuwachs: Der Städelsche Museums-Verein und das Städel Museum erwerben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Hessischen Kulturstiftung ein umfassendes Fotografie-Konvolut von Annette und Rudolf Kicken. Neben dem Ankauf von insgesamt 524 Werken der Neuen Sachlichkeit, der Bauhausfotografie und der sogenannten „Subjektiven Fotografie“ gelangen weitere 649 Fotografien als großzügige Schenkung von Rudolf und Annette Kicken in die Städelsche Sammlung. Die Zusammenstellung bildet die wichtigsten Tendenzen der europäischen Fotokunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab und umfasst Ikonen der Fotografiegeschichte, darunter Werke von Leopold Ahrendts, Gertrud Arndt, Hugo Erfurth, Rudolf Koppitz, Heinrich Kühn, Man Ray, Albert Renger- Patzsch, Franz Roh, Werner Rohde, August Sander und Otto Steinert. Das herausragende Konvolut von insgesamt 1173 Werken schließt eine signifikante Lücke innerhalb der Städelschen Sammlung und ermöglicht es dem Frankfurter Museum, von nun an in der seit 2008 kontinuierlich aufgebauten Fotosammlung die Geschichte der Fotografie von ihren Anfängen bis in die Gegenwart unter einem Dach abzubilden. Damit gibt das Städel Museum der Kunst der Fotografie und ihrer historischen Entwicklung einen festen Platz in Frankfurt am Main.

„Die Zusammenstellung ist nicht nur durch die außergewöhnliche Seltenheit und den perfekten Erhaltungszustand, sondern vor allem durch die besondere Qualität der Aufnahmen einzigartig. Wir sind überglücklich, dass dieses historische Zeugnis des visuellen Wissens der damaligen Fotografengenerationen ins Städel kommt. In den letzten fünf Jahren konnten wir in großen Schritten mit strategischen Ankäufen und Schenkungen eine umfassende Fotosammlung für das Museum aufbauen und damit eine historische Weichenstellung sowohl für die Sammlung als auch für die zeitgemäße Präsentation von künstlerischer Fotografie im Museum vornehmen. Der Erwerb würdigt auch die fundamentale Pionierleistung von Rudolf Kicken für die Rezeption der Fotografie – und die hinzukommende Schenkung freut und ehrt uns in besonderem Maße“, kommentiert Max Hollein, Direktor des Städel, den Neuzugang.

Der Ankauf konnte durch den Städelschen Museums-Verein und das Städel Museum mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Hessischen Kulturstiftung getätigt werden.

Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Städelschen Museums-Vereins, freut sich, „dass der Städelsche Museums-Verein als größter Mäzen der Ankäufe des Museums den Sammlungsbereich Fotografie mit dem Erwerb dieses wichtigen Konvoluts maßgeblich und signifikant weiter ausbauen kann.“

Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder: „Für die Kulturstiftung der Länder war nicht zuletzt die Entscheidung des Städel Museums, die Geschichte der Fotografie in die Präsentation der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts gleichberechtigt einzubinden, ein Grund für die Förderung dieser wichtigen Erwerbung. Mit der nun vorgenommenen Erweiterung der Bestände kann eine auch unter konservatorischen Gesichtspunkten ausgewogene Sammlungspräsentation realisiert werden, die bei Neuhängungen den empfindlichen Kunstwerken die notwendigen Ruhephasen erlaubt.“

Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung, betont: „Die Inhalte und Positionen des Konvoluts verzahnen sich kongenial mit der bereits bestehenden Fotosammlung des Museums. Damit wächst im Städel ein umfassender Sammlungsbereich zur künstlerischen Fotografie, der einen praktisch lückenlosen Einblick in die Geschichte dieses Mediums bietet.“

Es gehört zum Charakter des Konvoluts, dass jede fotografische Position nicht mit einem singulären Einzelwerk, sondern durch eine repräsentative Gruppe hochwertiger Arbeiten vertreten ist. Dieses Denken in Werkgruppen entspricht der fotografischen Praxis der Künstler, die ihre Themen meist in mehreren Serien, Gruppen oder Fotobüchern behandeln. Die Zusammenstellung ermöglicht es dem Städel, die vertretenen Fotokünstler nicht nur in der Breite ihres Schaffens, sondern auch in der Tiefe ihres konzeptuellen Denkens erlebbar zu machen. Für Dr. Felix Krämer, Sammlungsleiter Kunst der Moderne im Städel, liegt genau darin der besondere Reiz der Neuzugänge: „Seit der Neupräsentation unserer Sammlung Kunst der Moderne im November 2011 ist die Fotografie im Städel als gleichberechtigte künstlerische Ausdrucksform in die ständige Sammlung integriert. Die gemeinsame Präsentation von Malerei, Skulptur und Fotografie erlaubt uns eine Darstellung der Wechselwirkungen zwischen den Medien, die in dieser Art und Weise bis heute in Deutschland einzigartig ist. Mit der Sammlung Kicken können wir diesen gattungsübergreifenden Dialog auf höchstem Niveau fortführen und ausbauen.“

Das AnkaufskonvolutDen Schwerpunkt des erworbenen Konvoluts bilden zwei bedeutende Tendenzen der Fotografie der Zwanziger- und Dreißigerjahre: die Neue Sachlichkeit, deren Vertreter wie August Sander, Albert Renger-Patzsch, Werner Mantz, Alfred Ehrhardt oder Ernst Fuhrmann nach einer genauen Wiedergabe ihrer Umwelt und deren gesellschaftlicher Umwälzungen strebten und dabei Meilensteine der Landschafts-, Portrait- und Architekturfotografie geschaffen haben, sowie mit 60 Fotografien von T. Lux Feininger oder Lucia Moholy eine einzigartige Gruppe von Arbeiten aus dem Bauhaus. Hier wurde die Kamera zum experimentellen Werkzeug, das den Blick auf Leben und Arbeit des Bauhauses lenkte und damit maßgeblich zur öffentlichen Wahrnehmung der Schule und der dort entstandenen Objekte beitrug. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurde nicht nur das Bauhaus geschlossen: Die gesamte fotografische Avantgarde fand unter den politischen Umbrüchen der Zeit ein abruptes Ende. Erst in der Nachkriegszeit lebten die Bildideen der Zwanziger- und Dreißigerjahre wieder auf. Arbeiten dieser Periode bilden einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung Kicken. Ein umfassender Werkkomplex der Gruppe „fotoform“, vertreten durch Otto Steinert, Peter Keetman, Heinz Hajek-Halke, Toni Schneiders oder Ludwig Windstosser, steht für diese neuen künstlerischen Bestrebungen in Deutschland. Steinert prägte den Begriff der „Subjektiven Fotografie“, der heute nicht nur die Stilrichtung der Gruppe bezeichnet, sondern auch für eine ganze Fotogeneration steht. Seine berühmte Arbeit „Ein-Fuß-Gänger“ (1950) zählt zu den bekanntesten Werken, die neu in die Sammlung des Städel Museums kommen.

Die Schenkung KickenBegleitend zum Ankaufskonvolut gelangen weitere 649 Werke als großzügige Schenkung des Ehepaars Kicken in die Städelsche Sammlung. Neben frühen Aufnahmen des 19. Jahrhunderts, mit Beispielen der Landschafts- und Architekturfotografie von Leopold Ahrendts, Ferdinand Schmidt oder August Kotzsch, und dem Piktorialismus der Jahrhundertwende, vertreten durch Heinrich Kühn und Rudolf Koppitz, umfasst das Konvolut der Schenkung eine in dieser Form einmalige Zusammenstellung von Arbeiten der tschechischen Avantgardefotografie der Zwanziger- und Dreißigerjahre. Künstler wie Josef Sudek, Jaromír Funke oder František Drtikol prägten die Fotogeschichte der Zeit maßgeblich und schlugen einen Bogen von einer noch piktorialistischen Stimmung zur Neuen Sachlichkeit. Darüber hinaus beinhaltet die Schenkung zwei Konvolute mit Arbeiten von Florence Henri und Man Ray. Portfolios mit Abzügen der klassischen Moderne (Umbo, Paul Citroen, Werner Mantz), die die Galerie in Absprache mit den Künstlern oder ihren Nachlassverwaltern herausgab, runden die Zusammenstellung ab.

Galerie und Sammlung KickenRudolf Kicken zählt zu den Pionieren der europäischen Fotogaleristen. Als Kicken 1974, damals noch gemeinsam mit Wilhelm Schürmann, die Galerie „Lichttropfen“ in Aachen gründete, aus der 1979 die Galerie Kicken in Köln hervorgehen sollte, war die Fotografie als Kunstgattung in Europa noch nicht etabliert. Die Kölner Jahre machten Kicken zur führenden Galerie für künstlerische Fotografie in Europa und trugen maßgeblich dazu bei, dass Fotografie inzwischen auch in Deutschland einen eigenen und gleichberechtigten Platz innerhalb der künstlerischen Gattungen einnimmt. Seit 2000 führt Rudolf Kicken die Galerie in Berlin zusammen mit seiner Frau Annette weiter. Ihre langjährige Kennerschaft der besonderen künstlerischen Qualitäten dieses Mediums führte dazu, dass die Galerie Kicken heute zu den wichtigsten Fotogalerien der Welt zählt. Neben dem Verkauf hat sich Kicken besonders für die Zusammenarbeit mit namhaften Museen engagiert. Viele der Arbeiten, die nun die Städelsche Sammlung ergänzen, waren in den letzten Jahren in wichtigen Fotoausstellungen bedeutender Museen zu sehen.

„Fotografie ist unsere Leidenschaft, deshalb freuen wir uns sehr mit dem Städel Museum einen Ort gefunden zu haben, an dem auf ideale Weise unsere Vorstellung von Fotografie als gleichberechtigtem künstlerischen Medium verwirklicht wird. In der Sammlungspräsentation des Museums wird beispielhaft dargelegt, wie die Künste einer Epoche ineinandergreifen und sich gegenseitig erhellen. Das war auch immer unser Ziel. Durch die Zusammenarbeit schließt sich für uns auf besondere Weise ein Kreis: Schlüsselerlebnis war das Engagement von Wilfried und Uta Wiegand, die sich bereits vor drei Jahren für Frankfurt als Heimat ihrer Sammlung entschieden haben. Nun folgen wir ihnen nur zu gern, weil auch wir die umfassende Würdigung der Fotografie im Städel Museum in jedem Detail nachvollziehen und mit großem Nachdruck begrüßen. Unsere Sammlung ist am richtigen Ort angekommen – darüber sind wir sehr froh“, kommentierten Rudolf und Annette Kicken die Übergabe der Arbeiten an das Städel.

Sammlungsbereich Fotografie im Städel MuseumMit dem Erwerb des Gesamtkonvoluts von 1173 Arbeiten ist es dem Städel Museum gelungen, auf höchstem kunsthistorischem Niveau eine signifikante Lücke in seinem noch relativ jungen Sammlungsbereich „Fotografie“ zu schließen. Wurde mit der 2011 – ebenfalls durch den Städelschen Museums-Verein mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Hessischen Kulturstiftung – erworbenen Sammlung Wiegand die Frühzeit der Fotografie und mit der Übergabe von 220 Werken aus der DZ BANK Kunstsammlung (2008) die zeitgenössische Fotografie in die Städelsche Sammlung integriert, so kann der historische Bogen zwischen diesen beiden Polen mit den Arbeiten der klassischen Moderne aus der Sammlung Kicken nun auf ideale Weise geschlossen werden.

Eine Auswahl der Neuzugänge wird erstmals ab Ende Juli 2013 in der Sammlungspräsentation „Kunst der Moderne“ im Städel Museum zu sehen sein.

Künstlerliste:Leopold Ahrendts, Friedrich Albert, Ludwig Angerer, Ottomar Anschütz, Gertrud Arndt, Bloudilová Atelier, Ellen Auerbach, Gerd Balzer, Josef Bartuška, Eugen Batz, Herbert Bayer, Irene Bayer, E.Benecke, Jan Beran, Curt Berger, Ladislav Emil Berka, Böhmer & Jonas, A. Böhmer, Katt Both, Adolphe Braun, Václav Chochola, Paul Citroen, Edmund Collein, Erich Comeriner (comofot), Horacio Coppola, František Drtikol, C. J. von Dühren, Josef Ehm, Alfred Ehrhardt, Franz Ehrlich und Heinz Loew, Hugo Erfurth, T. Lux Feininger, David W. Feist, Ladislav Foltyn, Walter Funkat, Jaromír Funke, Ernst Fuhrmann, Gregor Baldi & Friedrich Karl Würthle, Andreas Groll, Karel Hájek, Heinz Hajek- Halle, Miroslav Hák, Wilhelm Hammerschmidt, Franz Hanfstaengl, Jaroslava Hatláková, Jan Hellich, Albert Hennig, Florence Henri, Vladimir Hipman, Irene Hoffmann, Tibor Honty, Jaeger und Goergen, Václav Jírů, Grit Kallin-Fischer, Peter Keetman, Klaus Kinold, Přemysl Koblic, Běla Kolářová, Rudolf Koppitz, August Kotzsch, Jaroslav Krupka, Heinrich Kühn, Jaroslav Kysela, Siegfried Lauterwasser, Jirí Lehovec, Erna Lendvai-Dircksen, Karel Ludwig, Jan Lukas, Werner Mantz, Henry Marco, Lucia Moholy, Georg Muche, Adolf Novák, Karel Novák, Pim Van Os, Gyula Pap, Max Peiffer Watenphul, Gertrud Preiswerk, Josef Prošek, Man Ray, Vilém Reichmann, Albert Renger-Patzsch, Franz Richard, Heinrich Riebesehl, Franz Roh, Werner Rohde, Hajo Rose, Jaroslav Rössler, J. Rozánková, Rudolf Franz Lehnert & Ernst Heinrich Landrock, August Sander, Jan Saudek, Ferdinand Schmidt, Joost Schmidt, Otto Schmidt, Adolf Schneeberger, Toni Schneiders, Fritz Schreiber, Herbert Schürmann, Friedrich Seidenstücker, Lotte Stam-Beese, Anton Stankowski, Otto Steinert, Bohumil Štěpán, Grete Stern, Wolf Strache, Karl Straub, Carl Strüwe, Jindřich Štyrský, Josef Sudek, Zdeněk Tmey, Anton Josef Trčka, Umbo, František Vobecký, Hans Volger, Josef Voříšek, Wigand & Hutter, Ludwig Windstosser, Eugen Wiškovský

Werner Mantz (1901-1983) - Förderturm – Im Auftrag der Staatsmijnen Heerlen/Niederlande, 1937 Werner Mantz (1901-1983) - Förderturm – Im Auftrag der Staatsmijnen Heerlen/Niederlande, 1937 - Mit freundlicher Genehmigung von: staedelmuseum / Städel Museum
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