Das Kunsthaus Zürich besitzt rund 740 historische Dada-Dokumente und Kunstwerke: Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Arbeiten auf Papier, Briefe, Bücher, Zeitschriften, Flugblätter, Plakate und Manuskripte. Anlässlich des 100-jährigen Geburtstags von Dada sind diese Werke - abgesehen von den Gemälden und Skulpturen – aus konservatorischen Gründen digitalisiert und dem Publikum rund um den Globus zugänglich gemacht worden. Damit geht eine der weltweit grössten Dada-Sammlungen online.ÜBER 50 KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLERÜber 50 Künstlerinnen und Künstler, die den Kern der dadaistischen Bewegung bilden, sind mit ihren Zeugnissen im Kunsthaus präsent: Hans (Jean) Arp, Johannes Baader, Johannes Theodor Baargeld, Hugo Ball, Erwin Blumenfeld, I.K. Bonset (Theo Van Doesburg), André Breton, Serge Charchoune, Paul Citroen, Jean Crotti, Marcel Duchamp, Paul Eluard, Max Ernst, Julius Evola, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield, Hannah Höch, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco, Francis Picabia, Man Ray, Georges Ribemont-Dessaignes, Hans Richter, Christian Schad, Kurt Schwitters, Walter Serner, Marcel Słodki, Philippe Soupault, Sophie Taeuber, Tristan Tzara u.v.a.m.
KONSERVIEREN, ÖFFENTLICHKEIT HERSTELLEN, FORSCHUNG FÖRDERNAufgrund des weltweit grossen Interesses an Dada wurden die Kunstwerke und Dokumente sehr häufig an Museen im In- und Ausland ausgeliehen. Doch sind wegen der zu Beginn des 20. Jahrhunderts und insbesondere während des Ersten Weltkriegs oft sehr schlechten Papierqualität viele Originale fragil. In einigen kritischen Fällen vertragen diese nicht ersetzbaren Originale überhaupt keine weiteren Belastungen. Ihre Nutzung muss deshalb eingeschränkt werden. Damit die zukünftige Forschung auf internationalem Niveau gefördert werden kann, ohne dass die fragilen Originale bewegt und an das für sie schädliche Licht gebracht werden müssen, wurden mehrseitige Objekte nicht nur wie vielerorts üblich mit ihrer Titelseite digitalisiert, sondern in ihrem gesamten Umfang. Diesem aufwendigen Prozess ging eine genaue inhaltliche Prüfung und restauratorische Begutachtung jedes einzelnen Kunstwerkes und Dokumentes voraus. Verschiedene Abteilungen der Bibliothek, der Grafischen Sammlung und der Restaurierung arbeiteten eng mit den Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern zusammen. Das Projekt wurde inhaltlich von Cathérine Hug (Kuratorin) und Thomas Rosemann (Leiter Bibliothek) sowie dem Dada-Experten Raimund Meyer betreut, und restauratorisch von Jean Rosston begleitet.
UMFANG DER DIGITALISIERUNG UND FORM DER PRÄSENTATIONDas Digitalisierungsprojekt umfasst sämtliche Originaldokumente und Arbeiten auf Papier, die zwischen 1916 und 1925 entstanden sind. Reprints und Sekundärliteratur waren nicht Gegenstand des Digitalisierungs- und Restaurierungsprojekts. Alle Objekte wurden vollständig gescannt, einschliesslich Umschläge, Buchrücken und Rückseiten. Ein einzeln gezähltes Werk enthält mitunter mehrere dutzend bis mehrere 100 Seiten. Die auf kalibrierten Geräten hergestellten Scans sind als nicht komprimierte TIFF-Dateien in 400 DPI und 24-bit Farbtiefe archiviert worden. Farbkeil und Massstab in den Bildern ermöglichen die Beurteilung von Grösse und Farben.
PRÄSENTATION ONLINEAlle digitalisierten Werke können auf https://digital.kunsthaus.ch komfortabel genutzt werden. Die vielfältigen Suchfunktionen beschränken sich nicht nur auf die Beschreibungen der Objekte, sondern können auch auf die Volltexte in den Originaldokumenten ausgeweitet werden, da diese mit Hilfe der optischen Zeichenerkennung (OCR) lesbar gemacht wurden. Durch zusätzlich erfasste Angaben zu Heften, Kapiteln, Abschnitten, Abbildungen, enthaltenen Gedichten und anderen Teilen sowie zu den beteiligten Künstlern ist es möglich, sich schnell einen Überblick über den Inhalt zu verschaffen und einzelne Teile direkt aufzurufen. Die Abbildungen können verkleinert als Seitenvorschau aufgelistet, jedes einzelne Bild stufenlos vergrössert werden. Vollständige Dokumente wie auch jedes einzelne Teilstück kann als PDF-Datei heruntergeladen werden. So kommt Dada nach 100 Jahren noch einmal auf die Welt. Und wird unsterblich.
Das Projekt konnte dank Unterstützung der Ernst Göhner Stiftung, der Helvetia Versicherungen und des Bundesamtes für Kultur BAK realisiert werden. Die technische Umsetzung erfolgte in Kooperation mit dem Digitalisierungszentrum der Zentralbibliothek Zürich.