Mit Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und des Vereins der Freunde der Görlitzer Sammlungen e. V. konnte vor kurzem ein bedeutendes Werk des Zeichners Christoph Nathe nach Görlitz zurückgeholt werden. Das großformatige Aquarell entstand während der Schweiz-Reise des Künstlers im Jahr 1784 und zeigt einen Teil des bekannten Kurorts Leukerbad im Kanton Wallis. Es gehörte zu einem umfangreichen Konvolut großformatiger Ansichten aus verschiedenen Teilen der Schweizer und französischen Alpen. Adolf Traugott von Gersdorf, einer der Mitbegründer der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, hatte Nathe diese Zeichnungen einst abgekauft. Auch die Ansicht des Leukerbades befand sich in seinem Besitz, wie Gersdorfs handschriftliche Notizen auf der Rückseite belegen. Über seine Sammlung gelangten Nathes Schweiz-Ansichten schließlich in das Görlitzer Graphische Kabinett. Dort bildeten sie einen besonderen Schatz und wurden 1943 nach Schloss Kuhna (heute Kunów) ausgelagert. Während der überwiegende Teil der Blätter nach Kriegsende in das Nationalmuseum Warschau sowie in die Sammlungen der Krakauer Kunstakademie gelangte, gelten einige der Schweiz-Ansichten noch immer als verschollen.Dieses Schicksal teilt ein großer Bestand der Görlitzer Museumssammlungen, der zum Schutz vor Bombenangriffen auf Schlösser rund um die Stadt ausgelagert worden war. Jene Objekte, die östlich der Neiße verbracht worden waren, kehrten nicht nach Görlitz zurück. Aber nur ein Teil davon befindet sich heute in polnischen Museen, da es wohl noch an den Auslagerungsorten zu Plünderungen kam, wodurch viele Objekte verschwanden. Das bestätigen gelegentlich auf dem Kunstmarkt auftauchende Werke, die einst dem Görlitzer Museum gehörten. Nur selten ist es möglich, sie wiederzubekommen, wie das 2006 mit dem Gemälde „Jerusalem“ von Lesser Ury gelang.Umso größer war nun die Freude, als das Kulturhistorische Museum im Sommer dieses Jahres den Hinweis erhielt, dass eines dieser vermissten Blätter in einer Breslauer Kunsthandlung angeboten wurde. Auf juristischem Wege war eine Rückholung des Kunstwerkes nach Görlitz nicht möglich, deshalb entschloss sich das Museum aufgrund des besonderen Wertes für die Bestände des Graphischen Kabinetts wie auch für die Geschichte der Gersdorf‘schen Sammlungen zum Kauf. Nach längeren Verhandlungen wurden sich Verkäufer und Museum einig und das Aquarell wechselte den Besitzer. Zurück in Görlitz wird das Blatt nach einer noch notwendigen Restaurierung wieder im Graphischen Kabinett, in dem es sich schon einmal befand, öffentlich zugänglich sein.