Paul Klee ist in seiner technischen und motivischen Erfindungskraft einer der bedeutendsten und produktivsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Das Gemälde »Pastor Kohl« besticht durch heitere Ironie und meisterhaften Kolorismus. Die »pointillistischen« Werke umfassen nur 30 Gemälde und 40 Papierarbeiten, die 1931/32 in einer hochproduktiven Schaffensphase nach Klees Antritt einer Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie entstehen. Diese koloristisch einzigartigen Werke bauen auf Klees langjährigen Farbstudien als Bauhausmeister in Fortsetzung des Neoimpressionismus auf. Die rasterförmig aufgetragenen Punkte in »Pastor Kohl« erzeugen eine flirrende Dynamik und ein mosaikartiges Leuchten der Farben, die zudem ein geheimnisvolles Tiefenlicht hinterfängt. Die »pointillistische« Struktur verbindet sich in »Pastor Kohl« auf singuläre Weise mit der kryptischen Zeichnung eines fiktiven Pastorenporträts mit Hut und Kragen. Während das schimmernde Flächenmuster zugleich an die von Klee 1928 besichtigten frühchristlichen Mosaiken Ravennas erinnert, wird das von einer Aureole gerahmte »Aufscheinen« des blassen, kohlgrünen Pastors humorvoll karikiert: Grotesk verzerrte und kantige Linienverläufe geben Anlass zu vielfältigen Ausdeutungen und suggerieren sowohl religiöse Inbrunst wie weltliche Entbehrung des Geistlichen.

Der Ankauf von »Pastor Kohl« ist die bedeutendste Erwerbung der Klassischen Moderne der letzten Jahren und markiert eine substanzielle Verstärkung eines Sammlungsschwerpunkts der Pinakothek der Moderne, der erst seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgebaut werden konnte. Mit der Schenkung Sofie und Emanuel Fohn 1964, dem Vermächtnis Theodor und Woty Werner 1971 sowie dem Vermächtnis Klaus Gebhard 1976 und dem Nachlass Etta und Otto Stangl 1992 kamen über 20 bedeutende Werke Paul Klees an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Sie umfassen die Jahre 1919 bis 1932, den Beginn von Klees Ölmalerei nach dem Ersten Weltkrieg (»Vollmond«, 1919), seine Zeit als Bauhausmeister (»Wachstum der Nachtpflanzen«, 1922, »Grenzen des Verstandes« und »Abenteurer-Schiff« 1927) und die Düsseldorfer Phase an der Kunstakademie (»Das Licht und Etliches«, 1931).

»Pastor Kohl« ist das einzige in einem deutschen Museum befindliche Gemälde, das das Flächenmosaik der pointillistischen Werke mit einer figürlich-karikaturhaften Komposition verbindet. Insofern bedeutet der Ankauf auch eine Bereicherung für die deutsche Museumslandschaft, in der bislang nur 5 der insgesamt 20 in öffentlichem Museumsbesitz befindlichen pointillistische Gemälde beheimatet sind. »Pastor Kohl« erinnert 25 Jahre nach dem Ankauf von »Vollmond«, »Wachstum der Nachtpflanzen« und »Vogelgarten« an die prägende Bedeutung Münchens für Klees künstlerisches Schaffen und führt mit den Aspekten der Karikatur und Religion zudem neue Elemente von Klees unermesslich vielseitigem Œuvre in die Sammlung ein.

Statements zur Neuerwerbung:Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle anlässlich der Neuerwerbung von Paul Klees »Pastor Kohl«: Ich freue mich sehr, dass es mit vereinter Kraftanstrengung gelungen ist, das Porträt »Pastor Kohl« von Paul Klee zu erwerben. Das Werk Klees bereichert den Bestand der Klassischen Moderne der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in herausragender Weise.

Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder betont:Die Pinakothek der Moderne verfügt über einen kostbaren Bestand ausgewählter Arbeiten von Paul Klee. Mit dem Gemälde »Pastor Kohl« aus dem Jahre 1932 gewinnt die Münchner Sammlung ein herausragendes Werk hinzu, das in seiner besonderen Verbindung von figürlicher Komposition und pointillistischem Stil in einem deutschen Museum einmalig ist. Ich freue mich sehr, dass wir als Kulturstiftung der Länder zu diesem wichtigen Ankauf beitragen konnten und das Gemälde so für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.

Katharina von Perfall, Vorsitzende von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne erklärt:Es ist eine große Freude, dass sich im Jahre unseres 50. Jubiläums die Brücke zu zwei Erwerbungen schlagen lässt, die zu den frühesten in unserer Geschichte gehören. Denn bereits 1968 hat der Galerie-Verein nicht nur Paul Klees Papierarbeit »Das Urweltpaar« von 1921 erworben, sondern auch mit einer substanziellen Summe zum Ankauf des zehn Jahre später entstandenen Gemäldes »Das Licht und Etliches« beigetragen. Der Schwerpunkt unserer Ankaufstätigkeit liegt seit Anfang der 70er Jahre auf der Gegenwartskunst. In Momenten aber, in denen sich innerhalb unserer Möglichkeiten die Chance bietet, im Bereich der Klassischen Moderne aktiv zu werden, stellen wir uns gerne dieser Herausforderung. Manchmal geraten Dinge erst in Bewegung, wenn einer beherzt vorangeht. Das haben wir für Paul Klees »Pastor Kohl« mit großer Überzeugung getan und freuen uns über das geglückte Ergebnis.

Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, freut sich:Werke Paul Klees begleiten die nunmehr über 30jährige Fördertätigkeit der Ernst von Siemens Kunststiftung. Nach den Erwerbungen der Gemälde »Wasserpark im Herbst« für das Bauhaus-Museum Weimar, »Rhythmus der Fenster« für die Staatsgalerie Stuttgart und des Hinterglasbildes »Belebte Straße mit Hof« für das Schloßmuseum Murnau erweitert nun ein Hauptwerk der pointillistischen Werkgruppe Klees die Bestände der Pinakothek der Moderne am Stiftungssitz München. »Pastor Kohl« ergänzt den umfangreichen Münchner Bestand hervorragend.