(cai) Die Maschinen haben doch schon längst begonnen, die Herrschaft über die Kunst zu ergreifen. Mein Toaster wirft jedenfalls mehr schwarze Quadrate aus als dieser Malewitsch früher. Und Mikrowellenherde machen Schweinereien wie der Hermann Nitsch. (Besonders wenn sie Eier kochen.) In der Zukunft wird aber vermutlich kein Terminator, der ausschaut wie der Arnold Schwarzenegger, ins Graz des Jahres 1977 zurückreisen, um zu verhindern, dass jener Mensch jemals geboren wird, der gerade in der Galerie Peithner-Lichtenfels ausstellt. Da wär er ja blöd. Schließlich baut der Niki Passath fleißig Roboter, die malen. (Das Motto der witzigen, g’scheiten Schau lässt die Künstler aus Fleisch und Blut bereits jetzt aussterben: "Artist is obsolete.")Ja, die intuitiv gebastelten Dinger mögen noch über wenig freien Willen verfügen und wie Frankensteins Spielzeugautos daherkommen. Motorisierte Pinsel mit "Einparkhilfe" (damit sie die Richtung ändern, wenn sie wo dagegentuschen). Die Leistung des Robocassos (oder eher Robo-Pollocks), der am Eröffnungsabend mit Fingerfarbe herumgekurvt ist, beeindruckt mich freilich mehr als die meines Staubsaugers. Und nicht alle sind Maler. Ihr Schöpfer erforscht überhaupt das Verhältnis Mensch - Maschine. Im mitunter schmerzhaften Selbstversuch. Gibt manchen Robos sogar menschliche Namen. Wenn der zutrauliche Volker ihm nix tut, sondern eh bloß spielen will, erinnert das ein bissl an Alien - das unheimliche Wesen aus einer fremden Kunst. Wieso hat er die brutalen Alu-Tentakel nicht mit Plüsch überzogen? "Spitze Kanten haben den Vorteil, dass sie hängenbleiben." Tja, eine Katze kratzt einen ja auch.
Allerdings tätowiert sie einen nicht. Wie der Robo-Stecher Kurt, zu dem Niki Passath seither eine sehr enge, emotionale Bindung hat. (Autsch!) Blutsbrüder. Winnetattoo und - Kurt. He, das Tattoo ähnelt frappierend meiner Unterschrift! Was interessante (Urheberrechts-)Fragen aufwirft: Wer ist hier der Künstler? Weil wenn es die Maschine ist, ist der Mensch, der sie erschaffen hat, nun, da sie ihn signiert hat, ihr Werk. Hm.
© Claudia Aigner