Über 100 Kunsthistoriker aus ganz Deutschland trafen sich am Freitag, den 30. Januar 2015, im Auktionshaus VAN HAM in Köln, um sich über den Arbeitsmarkt und das System Kunstmarkt zu informieren. Das Symposion Kunstmarktberufe 2015 stand unter dem Motto "Changing Art Markets: More Work - Different Skills" und fragte nach aktuellen arbeitsmarktrelevanten Hintergründen des Wandels und nach den Konsequenzen für die Arbeitswelt. Es wurde über internationale Wachstumspotentiale und -parameter der internationalen Branche diskutiert und Prognosen für die Zukunft aufgestellt.Es zeigte sich: Der Arbeitsmarkt für Kunsthistoriker ist besser als sein Ruf. Die Digitalisierung und globale Vernetzung, der prosperierende Markt für Kunst nach 1945 und zeitgenössische Kunst sowie die Erschließung internationaler Märkte produzieren einen erhöhten Bedarf an qualifiziertem Personal mit veränderten Qualifikationsprofilen. Das Praxisforum analysierte die Hintergründe: Neue Sachgebiete sind entstanden und spiegeln den Geschmackswandel der neuen Sammlergeneration, die Kunst auch als Investment begreift. Das wachsende Interesse der finanzkräftigen asiatischen Märkte, der Märkte Lateinamerikas und des Mittleren Ostens schafft neue expandierende Märkte und Anforderungsprofile für die Mitarbeiter. Sammlungen zeitgenössischer Kunst, die in die Jahre kommen, verlangen nach einer veränderten konservatorischen Betreuung. Versicherungspolicen müssen den aktuellen Preissteigerungen angepasst werden. Künstlernachlässe wollen mehr als nur verwaltet werden, sie wollen betreut, ausgestellt und vermarktet werden. Provenienz-Forschung als politisch-ethisches Gebot unserer Zeit erfordert mehr Personal, um den Sorgfaltspflichten der "Ware Kunst" nachzukommen. Denn nur ein seriöser Markt ist ein Wachstumsmarkt.
Die veränderten Anforderungen an die/den KunsthistorikerIn im Kunstmarkt verlangen ein organisiertes Studium und eine professionelle Berufsorientierung. Die richtige Studienortwahl, eine berufsorientierte Fächerkombination, eine gut durchdachte Berufseinstiegsplanung und das passende Examensthema können für die spätere Karriere entscheidend sein. Die eingeladenen Fachleute stellten den Berufsein- und -umsteigern in vier Informationspanels, Plenumsdiskussionen und in den Pausen Informationen, Tipps und Hilfestellungen bereit, wenn möglich mit Praktikumsmöglichkeiten und Berufseinstiegshilfen. Unter den diskutierenden Gästen waren der Inhaber von VAN HAM Kunstauktionen Markus Eisenbeis, der Kölner Galerist Thomas Zander, die Provenienzforscherin Dr. Britta Olény von Husen, die Geschäftsführerin der Stiftung Kunstfonds und des Archivs für Künstlernachlässe Dr. Karin Lingl, Lousia-Annabella Strahl von der internationalen Online-Auktionsplattform Paddle8, Dr. Rose-Maria Gropp, Ressortleiterin Kunstmarkt der FAZ, Dr. Sebastian Preuss, stellvertretender Chefredakteur der Weltkunst, Marek Claassen, ArtFacts.Net, der Kunstsachverständiger Claus Gielisch, Kriminalhauptkommissar René Allonge, Prof. Dr. Ulli Seegers, Friedhelm Hütte von der Deutschen Bank und Prof. Dr. Dirk Boll von Christie's London.
2001 hat das Praxisforum Berufsorientierung erstmals bei VAN HAM Kunstauktionen die Berufe des Kunstmarkts, ihre Berufsanforderungen und Arbeitsmarktpotentiale "im Wandel" analysiert. Bis 2007 wurden ca. 1.000 Studierende und Kleinunternehmer der Kultur- und Kreativwirtschaft qualifiziert beraten, in Kompakt-Workshops weiter gebildet und erhielten die Gelegenheit, sich zu vernetzen, ihren Berufsweg, bzw. ihre Unternehmensidee zu entwickeln und zu präzisieren. 2003 wurde das Workshop-Programm des Praxisforums Kulturwirtschaft vom Wirtschaftsministerium gefördert. Das Forum gilt bundesweit als einzigartig.14 Jahre später scheint der Aufklärungs- und Informationsbedarf unverändert, wenn nicht dringlicher. Der Zukunft des Kunstmarkts wird von der neuen Generation von Kunsthistorikern mitbestimmt: "Changing Art Markets" ist also auch als Aufforderung zu verstehen.
Das Praxisforum Kulturwirtschaft wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen und unterstützt von VAN HAM Kunstauktionen. Paddle8 ist internationaler Partner des Praxisforums. Veranstalter ist das Praxisforum Kulturwirtschaft, Initiatorin die Kunsthistorikerin und Journalistin Verena Voigt.