„Es ist modisch, dem Buch in der schönen neuen Welt digitalisierten Datenmülls düstere Zukunftsprognosen zu stellen“, schreibt der Buchwissenschaftler Reinhard Wittmann im pünktlich zur 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse erscheinenden „…
„Es ist modisch, dem Buch in der schönen neuen Welt digitalisierten Datenmülls düstere Zukunftsprognosen zu stellen“, schreibt der Buchwissenschaftler Reinhard Wittmann im pünktlich zur 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse erscheinenden „…
„Es ist modisch, dem Buch in der schönen neuen Welt digitalisierten Datenmülls düstere Zukunftsprognosen zu stellen“, schreibt der Buchwissenschaftler Reinhard Wittmann im pünktlich zur 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse erscheinenden „Handbuch 2015 / 2016“ des Verbands Deutscher Antiquare. „Seine mediale Leitfunktion, sein Sozialprestige mag es verloren haben – aber es wird überdauern als historisches und künstlerisches Objekt über seinen nackten Informationsgehalt hinaus, als eine mit allen Sinnen erlebbare Zeitmaschine für die Aura versunkener Epochen.“
Vom 23. bis 25. Januar 2015 lädt der Verband Deutscher Antiquare zum 54. Mal zur bibliophilen Zeitreise in den Württembergischen Kunstverein. Rund 80 führende Antiquarinnen und Antiquare aus Deutschland, Italien, Großbritannien, den USA, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden präsentieren auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse wertvolle Manuskripte, Bücher, Autographen und Graphiken aus fünf Jahrhunderten Buchdruck und Buchkunst. Prachtvoll illuminierte Handschriften, Meilensteine der Wissenschaft, Buchkunst der Avantgarde, Autographen und Manuskripte bedeutender Persönlichkeiten, die Welt- und Kunstgeschichte schrieben, seltene Erstausgaben der Weltliteratur, Kinderbücher, Pressendrucke, Künstlerbücher, Ansichten, Karten, dekorative Graphiken und Buch-Objekte: Die Messe fasziniert durch ihre Vielfalt vom originellen Einzelstück bis zum wertvollen Millionenobjekt, vom Mittelalter bis zur Moderne.
Die Stuttgarter Antiquariatsmesse, organisiert vom Verband Deutscher Antiquare und offiziell empfohlen von der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB), zählt zu den renommiertesten Veranstaltungen weltweit. Mit ihr beginnt der bibliophile Kalender, der die Antiquare und Sammler jedes Jahr von Stuttgart über San Francisco, Mailand, Paris, New York bis nach London und Australien führt. Sie ist die zweitälteste Messe Europas sowie die älteste und größte Messe für Antiquare, Autographen- und Graphikhändler in Deutschland. Zusammen mit der zeitgleich stattfindenden 29. Antiquaria in Ludwigsburg ziehen beide Events rund 160 Antiquare und Tausende von Bibliophilen in die Region.
Als Auftakt zur Messewoche laden der Verband Deutscher Antiquare und die 29. Antiquaria am 19. Januar 2015 ins Literaturhaus, wo Annette Pehnt, Anna Katharina Hahn und Jo Lendle über „Gescheiterte Titel: die verborgene Seite der Literatur“ diskutieren und Buch-Dummies 60 junger Graphiker zu nie zu Bücher gewordenen Titeln präsentieren. Die Reihe der Veranstaltungen rund um die Messe in Stuttgart setzt sich fort mit einer Kabinettausstellung, die die Pressen der Brüder Kleukens mit auserlesenen Exemplaren aus der Barbara Achilles-Stiftung Hamburg vorstellt. Tägliche Führungen über die Messe für Einsteiger und erfahrene Sammler, Informationsstände der Bibliophilen Gesellschaften und die Möglichkeit für Messebesucher, ihre eigenen privaten Fundstücke von Fachleuten schätzen zu lassen, runden das Begleitprogramm ebenso ab wie eine Buchpremiere am Messesamstag unter dem Titel: „Haben Sie das alles gelesen?“
Es gibt also eine Vielzahl von Gründen, vom 23. bis 25. Januar 2015 nach Stuttgart zu reisen, den triftigsten Grund jedoch liefert der Messekatalog, der auch im 54. Jahr ein hochkarätiges Angebot vorweist. Der umfangreiche, farbig illustrierte Katalog übertrifft mit einem Gesamtwert von rund 5 Millionen Euro nicht nur in merkantiler Hinsicht alle Erwartungen. Auch 2015 erfreut sich die Stuttgarter Messe hoher internationaler Beteiligung und trotzt damit erfolgreich allen negativen Trends. Erstmals dabei sind Daniela Kromp, deren Angebot mit Unikaten und buchhistorischen Wieder-Entdeckungen besticht, sowie die auf asiatische Kunst spezialisierte Galerie Kotobuki & Ruetz, das Antiquariat am Moritzberg und das Heinrich Heine Antiquariat, das mit einer einzigartigen Elzevier-Sammlung einen Höhepunkt des Messegeschehens bietet. Das Antiquariat Bibermühle glänzt mit Meisterwerken mittelalterlicher Buchillumination aus der Werkstatt des Pariser Künstlers Jean Pichore: ein prachtvoll ausgestattetes Brevier des Dichters Octovien de Saint-Gelais, entstanden um 1494 (760.000 €) und ein Stundenbuch für den Gebrauch von Paris aus der Zeit um 1520, mit mehr als 100 Miniaturen eine Zimelie ersten Ranges (340.000 €). Den Kontrapunkt in der Moderne setzt einerseits die Galerie Valentien, die zeitgleich zur großen Ausstellung in der Stuttgarter Staatsgalerie das Werk Oskar Schlemmers würdigt. Exzeptionell: eine Vorstudie zu Schlemmers Wandbild „Familie“ (48.000 €). Günter Linke aus Berlin präsentiert ein Meisterwerk der Avantgarde: Tristan Tzaras „Circuit total par la lune et par la couleur”, mit einem signierten Originalholzschnitt von Marcel Janco (50.000 €). Die lange Reihe bibliophiler Höhepunkte setzt sich fort mit drei bemerkenswerten Sammlungen: Autographen aus der Bibliothek Steinhausen-Paquet-Klingmüller, angeboten von Thomas Hatry, darunter ein Gedicht Johann Wolfgang von Goethes (25.000 €) und ein Manuskript Friedrich Schillers (24.000 €). Die Sammlung Morgenstern, zu bewundern am Stand des österreichischen Antiquars Norbert Donhofer, enthält die schönsten Werke der Wiener Werkstätte, einst exklusiv für den Sammler gebunden, wie zum Beispiel die „Acht Fabeln“ aus der Ernst Ludwig-Presse (18.000 €) und John Miltons „Paradise Lost“ aus der Doves Press in den Original-Pergamentbänden der Doves Bindery (5.800 €). Das Heinrich Heine Antiquariat dokumentiert mit der Bibliothek Fritz W. Weddigen das Resultat einer lebenslangen Leidenschaft: Der Sammler hat neben den „Republiken“ auch nahezu alle weiteren Elzevier-Drucke zusammengetragen. Das Archiv ist geschlossen für 145.000 € zu erwerben.
Das von Jorge Louis Borges als Bibliothek beschriebene Paradies wird damit vom 23. bis 25. Januar 2015 im Württembergischen Kunstverein (Schlossplatz 2) in Stuttgart zu finden sein: Denn auch in der 54. Ausgabe bleibt der „Dinosaurier“ unter den Antiquariatsmessen seiner Maxime treu, auf hohem Niveau dem internationalen Buch-, Kunst- und Autographenhandel einen starken Marktplatz zu bieten und darüber hinaus als Treffpunkt für Bibliophile allen Sammlern und Liebhabern der Buchkultur zum perfekten Start ins Jahr des Buches 2015 zu verhelfen.
HIGHLIGHTS – EIN RUNDGANG ÜBER DIE MESSE
"Man sollte die Macht der Bücher nie unterschätzen.“ Paul Auster
Seit Beginn des Buchdrucks um das Jahr 1450 und weiter zurück bis in die Zeit der Schriftrollen und Codices bilden Bücher das Gedächtnis der Menschheit, den Ausdruck unseres ästhetischen Empfindens und den eindrucksvollen Spiegel der sich wandelnden intellektuellen, künstlerischen, sozialen, politischen, philosophischen und kulturellen Aspekte des menschlichen Zusammenlebens. Bücher haben Macht, Bücher sind mächtig. Zwischen zwei Buchdeckeln verbirgt sich weit mehr als „nur“ ein Text. Vom 23. bis 25. Januar 2015 ist eine erlesene Auswahl von Büchern, die Geschichte schrieben, im Württembergischen Kunstverein zu erwerben – barrierefrei, ganz ohne museale Grenzen. Die Ästhetik des Buches
Es war die Liebe zu den schönen Büchern, die Heribert Tenschert 1977 bewog, ein Antiquariat zu gründen. Der gleich im ersten Jahr erschienene Katalog I "Ästhetik des neueren Buchs" ist programmatisch zu verstehen: Das Buch ist ein Gesamtkunstwerk, dessen genuine Aspekte wie Typographie, Illustration, Papier, Einband, Erhaltung und Provenienz ebenso zu würdigen sind wie die literarische und historische Bedeutung des Textes. Seit Jahrzehnten zeigt Heribert Tenschert auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse die schönsten Stücke seiner Sammlung. 2015 zählen dazu zwei bedeutende Manuskripte von Jean Pichore aus Paris aus den Jahren 1494 und 1520. Das Brevier des Dichters Octovien de Saint-Gelais (760.000 €), prachtvoll illuminiert mit Vollbordüren aus Blumen und Akanthus auf Pinselgold, Kandelaber-Bordüren in Gold auf blauem Grund und großen Initialen ist ein einzigartiges spätmittelalterliches Gesamtkunstwerk. Das nur wenige Jahre darauf entstandene Stundenbuch für den Gebrauch von Paris mit mehr als 100 Bildern von Jean Pichore und seiner Werkstatt – eine lateinische und französische Handschrift in Schwarz, mit blauen Rubriken, im Kalender abwechselnd mit Rot und Blau, auf Pergament in niedriger Textura geschrieben – steht dem Brevier in Schönheit und Bedeutung nicht nach (340.000 €). Beide Handschriften stehen an der Spitze des diesjährigen Angebots.
Die Sammlung Max MorgensternDer österreichische Industrielle Max Morgenstern (1883-1946) begann, wohl nach einem Zusammentreffen mit Alfred Kubin, Drucke deutscher Pressen in kleinsten Auflagen zu sammeln, von denen er einige von der Wiener Werkstätte binden ließ. Die Entwürfe zu diesen Einbänden verwahrt das Archiv des Wiener MAK, ein Beweis für den hohen Anspruch des Sammlers, der manchmal sogar Entwürfe ablehnte, weil sie in seinen Augen nicht zum Text „passten“.
Zusammen mit Heinrich Stinnes gilt Morgenstern als der wichtigste Sammler des frühen Werkes von Alfred Kubin (etwa 75 Blätter vor 1922). 1938 emigrierte er nach England, wo er im britischen Exil starb. Den größten Teil seiner Bibliothek hatte er auf dem Landsitz der Familie in Bielsko zurückgelassen. Herausragende Beispiele daraus zeigt Norbert Donhofer in Stuttgart: Drucke auf Pergament, Drucke, die speziell für Morgenstern in nur einem einzigen Exemplar angefertigt wurden, sowie eine Reihe der schönsten und heute extrem seltenen Vorzugsausgaben von Pressendrucken, darunter: „Acht Fabeln“, 1911 von der Ernst Ludwig-Presse gedruckt, in einem intarsierten azurblauen Maroquineinband (18.000 €), John Miltons „Paradise Lost“ aus der Doves Press (1902/1905) in den Original-Pergamentbänden der Doves Bindery (5.800 €), Goethes „Tagebuch“, gedruckt 1916 bei Alfred Hoennicke und in grünes Maroquin von E. A. Enders gebunden (6.500 €) sowie Shakespeares „Sonette“ aus dem Insel-Verlag 1909 im Handeinband von Paul Kersten – eine Schönheit! (5.800 €). Geplant ist über die beiden Sonderkataloge und das Angebot auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse hinaus eine Ausstellung in Wien, die einen Teil der unikalen Einbände samt der Entwürfe aus dem Archiv der Wiener Werkstätte, die Kubin-Blätter und die Schiele-Arbeiten aus der Sammlung Morgenstern der Öffentlichkeit vorstellt. Eine grandiose Neuentdeckung!
Die Sammlung Steinhausen-Paquet-KlingmüllerDas Auftauchen einer solchen, über drei Generationen gewachsenen Sammlung erlebt der heutige Autographenhandel selten. Die von Thomas Hatry erworbene Kollektion geht auf den Maler Wilhelm Steinhausen zurück, der in den 1880er Jahren begann, Schriftstücke seiner Malerkollegen und Dichterfreunde sowie eine Reihe von Romantiker-Briefen zu sammeln. Als Vorlass vererbt (und wohl auch mit seiner Leidenschaft infiziert) hat er die Autographen seiner Tochter Marie-Henriette Steinhausen, die 1910 den Schriftsteller Alfons Paquet heiratete. Die Tochter wiederum kaufte schon mit dem ersten selbstverdienten Geld weitere handschriftliche Dokumente, zum Beispiel ein Albumblatt von Klopstock, und teilte später ihre bibliophile Leidenschaft mit ihrem Mann, der nicht nur mit unzähligen Geistesgrößen seiner Zeit zu tun hatte, sondern auch der „Erfinder“ des Goethe-Preises war. Nach deren Tod komplettierte die älteste Tochter Henriette Klingmüller die Sammlung und ergänzte sie durch Teile der persönlichen Korrespondenzen ihres Vaters. Als Henriette Klingmüller 2014 verstarb, gaben ihre Nachkommen diese einmalige Drei-Generationen-Sammlung bedeutendster Autographen aus der Literatur- und Geistesgeschichte in den Handel. Thomas Hatry offeriert daraus in Stuttgart die Glanzstücke: eine eigenhändige Gedichtstrophe Johann Wolfgang von Goethes vom 30. März 1826 (25.000 €), ein Manuskriptblatt von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1792 – zugleich Schillers erster programmatischer Text als Herausgeber, in dem er geschickt die Befürchtung eines Nachdrucks als Aufwertung seines eigenen Renommees benutzt (24.000 €) –, ein intimer Brief Sophie Mereaus (verheiratete Brentano) an Schiller vom Januar 1797 (9.000 €), Jean Pauls Brief an Herder vom Mai 1799 (7.000 €) und ein Brief Mahatma Gandhis aus dem Jahr 1934 (12.000 €).
Die Sammlung Fritz W. WeddigenDas Heinrich Heine Antiquariat, 2015 erstmals in Stuttgart vertreten, debütiert mit einem Paukenschlag: Die Elzevier-Sammlung von Fritz W. Weddigen ist nach der Phiebig-Sammlung, die ursprünglich in London versteigert werden sollte, aber zurückgezogen und einzeln verkauft wurde, die wohl wichtigste Kollektion dieser Art. Die komplette Reihe aller jemals publizierten „Republiken“ mit allen Varianten und Neudrucken ist laut Auskunft des Heinrich Heine Antiquariates die einzige vollständige Sammlung. Weder in privater noch in öffentlicher Hand sind Elzevier-Drucke in dieser Vollständigkeit zu finden, denn sogar die Bestände in Stockholm, Amsterdam, Paris oder Winterthur weisen Lücken auf. Die Bibliothek wurde zwischen den beiden Weltkriegen von Fritz W. Weddigen aus Wuppertal-Barmen (1885–1971) zusammengetragen. Neben den „Republiken“ enthält sie ausgewählte Stücke der übrigen Elzevier-Produktion, hauptsächlich aus der „Klassiker-Reihe“ (Boccaccio, Vergil), sowie die wichtigsten Referenzwerke, Bibliographien, Kataloge und einige Stücke, die den Sammler und seine Sammlung betreffen. Die vollständige Kollektion wird zum Preis von 145.000 € geschlossen angeboten. Dazu erscheint ein Sammlungskatalog, vom Heinrich Heine Antiquariat in der bekannten ausführlichen und reich illustrierten Form herausgegeben.
Oskar SchlemmerDie Stuttgarter Antiquariatsmesse fasziniert mit ihrer Vielfalt, sie lebt von den ästhetischen Gegensätzen. Bücher – Handschriften – Graphiken, von den Anfängen des Buchdrucks bis zu den großen graphischen Leistungen des 20./21. Jahrhunderts. Die Galerie Valentien würdigt 2015 parallel zur großen Werkschau in der Stuttgarter Staatsgalerie das Oeuvre Oskar Schlemmers. Herausragend ist die Studie für das Wandbild „Familie“, eine Zeichnung in Farb-, Bleistift und Tempera (48.000 €). Das Wandbild im Hause Dieter Keller in Stuttgart-Vaihingen entstand während des Zweiten Weltkrieges, ermöglicht durch einen privaten Auftraggeber. Schlemmer, vom Ausstellungsverbot gebrandmarkt, rang darum, die Gleichzeitigkeit von privatem Familienglück und Todesnähe in ein überpersönliches Symbol-Bild zu verdichten. 80 Vorzeichnungen zeugen von der Intensität, mit der er sich der Aufgabe stellte. Eine der schönsten zeigt die Galerie Valentien im Württembergischen Kunstverein. Glücklicher Zufall: Das Wandbild zur Vorstudie ist zeitgleich in der Staatsgalerie vom 21. November 2014 bis zum 6. April 2015 zu sehen. Ergänzt wird das hochkarätige Angebot durch Schlemmers „Stuttgarter Landschaft“ (22.000 €) und „Anatomische Skizzen“ (12.000 €). „… par la lune et par la couleur …“
Die Galerie Vömel – wieder in Stuttgart dabei – lockt mit Graphiken des 20. Jahrhunderts, darunter Max Beckmanns „Schlafender Athlet“, handsigniert aus dem Jahr 1946 (4.800 €) und Werner Heldts „Skizze zu dem Bild: Vor dem Regen“ (9.800 €), während die Kunsthandlung Goyert Stacheln ausfährt mit Günther Ueckers „Opus liber“: vier Prägedrucke, signiert, nummeriert und datiert 2007 in einer Auflage von 120 Exemplaren (6.720 €).
In der Avantgarde brilliert Günter Linke mit Tristan Tzaras „Circuit total par la lune et par la couleur”, mit einem signierten Originalholzschnitt von Marcel Janco, erschienen in Zürich 1916. Tzaras Widmungsgedicht an den Künstlerfreund wurde auf die erste Seite gedruckt, von ihm am unteren Rand voll signiert und mit einer kleinen Blümchenzeichnung versehen (50.000 €). Ebenfalls bei Linke: „Il était une petite pie” von Lise Hirtz, mit 8 ganzseitigen Pochoir-Illustrationen nach Gouachen von Joan Miró (8.000 €). Aix-la-Chapelle erfreut den Betrachter mit Willy Seidels „Yali und sein weißes Weib“ samt Radierungen von Max Pechstein (28.500 €). Der Avantgarde-Spezialist Abeceda offeriert Benjamins „Einbahnstraße“ mit Fotomontage von Sasha Stone (8.000 €) und schwört durch Hugo Steiner-Prags „Golem“ dämonische Fantasien herauf (2.800 €). Bei Herbert Blank findet sich ein Unikat aus dem Bauhaus-Umfeld: Ein Rundschreiben der Druckerei vom 4. 3. 1923 ans Bauhaus Weimar, mit den Unterschriften von Feininger, Itten, Kandinsky, Klee, Marcks, Muche, Schlemmer und Schreyer (7.500 €). In Ketten
Buchkunst und Graphik bieten dem Auge auch 2015 einen Hochgenuss. Rolf Eschers signierte Farbstiftzeichnung „Kettenbibliothek“ (Goyert 3.500 €) zählt ebenso dazu wie Richard Frieses „Arktische Landschaft“, angeboten von H. W. Fichter (4.000 €) und Albrecht Dürers „Fahnenschwinger“ – eine Kostbarkeit am Messestand des Kunstkabinetts Strehler (4.500 €). In den Bereich der Angewandten Kunst entführt das Antiquariat August Laube mit Eugen Felles Bergpanoramen der Alpen. Felle machte sich nach seiner Ausbildung zum Maler und Bildhauer einen Namen durch künstlerisch anspruchsvolle, detailliert ausgeführte Ansichtskarten. Als modernes Werbemittel boten diese für Gastwirte, Hotelbesitzer und Kurhäuser dem Künstler ein stabiles Einkommen. Felles Entwürfe zeichnen sich durch einen hohen künstlerischen und dokumentarischen Wert aus, zeigen sie doch immer wieder Baubestände, die heute nicht mehr existieren. Eine interessante Auswahl bringt August Laube von Zürich nach Stuttgart (3.500 € bis 4.200 €). Eine sehr umfangreiche Sammlung von 94 farbigen Aquarellen, 47 Radierungen, zahlreichen Zeichnungen und Entwürfen, 298 Postkarten, 2 Büchern, 16 Klischees für einen Prospekt und 22 Kupferplatten sorgt dagegen am Stand von Ulrich Engel für Begeisterung. Es handelt sich um Vorlagen für Postkarten mit Ansichten aus den süddeutschen Regionen, die von Josef und Vinzenz Marschall von 1912 bis 1922 gefertigt wurden (7.800 €).
Dantes GeliebteZurück zu den Anfängen des Buchdrucks: Das hochklassige Angebot von Inkunabeln und Frühdrucken hat auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse Tradition. Hellmut Schumann präsentiert die Editio princeps des einzigen noch existierenden Werkes des Athenaios von Naucratius „Athenaion Deipnosophistou“, verfasst im 3. Jahrhundert nach dem Vorbild von Platons „Symposion“. Die in Venedig 1514 gedruckte Aldine ist dem Zürcher Antiquar 40.000 € wert. Dante Alighieri verewigte seine Jugendliebe Beatrice in der „Vita nuova“, 1576 in Florenz gedruckt und ebenfalls im Angebot bei Schumann (11.250 €). Mit Rolevincks „Fasciculus temporum omnes antiquorum chronicas complectens”, in Köln von Ludwig von Renchen vor 1483 gedruckt, bringt Büchel-Baur eine Seltenheit in die Messehalle (19.000 €). Ein Salzburger Missale aus dem Jahr 1510, selten wegen der eingedruckten Noten, kostet bei Johannes Müller 13.500 €, ein Frühdruck aus Blaubeuren – Martin von Bragas „De quattuor virtutibus cardinalibus“ aus dem Jahr 1478 – im Antiquariat Müller & Gräff 3.500 €.
Wein, Welt und UniversumAls Zusammenschau der zeitgenössischen Naturwissenschaft ging Bassantins „Astronomique discours“ aus dem Jahr 1557 in die Geschichte ein. Das von Reiss & Sohn offerierte vorzügliche Exemplar beeindruckt durch bewegliche in Holz geschnittene Teile, die Himmelsphänomene illustrieren (28.500 €). Dem Stein der Weisen galt das Forscherinteresse Jabir ibn Hayyans, dessen „De alchimia libri tres“ in einer frühen Ausgabe, Straßburg 1531, eine gesuchte Seltenheit darstellt (Gerhard Gruber 16.500 €). Ebenfalls bei Gruber: eine bibliographisch nicht nachweisbare deutsche Ausgabe des „Gart der Gesundtheyt“, erschienen in Frankfurt 1555 mit 230 Textholzschnitten (9.500 €). Dem Obst und Weinbau als Basis weltlicher Genüsse ist ein Glanzstück am Stand des niederländischen Antiquariaats Forum gewidmet: Antonio Venutis „De agricultura opusculum“ aus Venedig 1536 gilt als erstes Buch, das sich ausschließlich mit diesem köstlichen Thema beschäftigt (12.500 €).
Kleukens, Kelmscott und KoranFreunde der Pressendrucke werden 2015 nicht nur die Kabinettausstellung zu den Pressen der Brüder Kleukens im Rahmen der Stuttgarter Messe goutieren, sondern auch das Angebot von Schmidt & Günther mit Begeisterung aufnehmen: Paul Gauguins „Noa Noa. Voyage de Tahiti“ erschien in einer Auflage von 80 Exemplaren mit Originalholzschnitten und Aquarellen und ist im Handel nahezu unauffindbar (9.800 €). William Morris‘ „The Well at the World’s End“ – hervorragend schönes Produkt der Kelmscott Press – wird von Schmidt & Günther in einem handkolorierten (!) Exemplar in Chaucer-Type gesetzt für 10.000 € mit Sicherheit einen Käufer finden. Ebenso die erste umfassende Monographie zur Plakatkunst: Maindrons „Les affiches illustrées“ in einem signierten Einband von Meunier (30.000 €). Ein Geheimtipp für Bibliophile sind Pergamentdrucke, von denen Rainer Schlicht zwei außergewöhnliche Exemplare in Stuttgart zeigt, darunter ein äußerst seltener „El Koran, das heißt Die Lesung. Die Offenbarungen des Mohammed ibn Abdallah des Propheten Gottes“. In bordeauxrotes Maroquin gebunden und mit farbigem Buchschmuck versehen ist die 1916 gedruckte Vorzugsausgabe auf Pergament ein leuchtendes Beispiel der Buchkunst des frühen 20. Jahrhunderts (12.800 €).
Auf die Verpackung kommt es anDass die äußere Präsentation eines Objekts nicht minder reizvoll sein kann als der Inhalt, ist keine Erkenntnis moderner Marketing-Fachleute. Bibliophile wissen die Kunst des geschmackvollen Einbands seit jeher zu schätzen. Reiss & Sohn bietet den Liebhabern edler jahrhundertealter Buch-Verpackungen ganz besondere Zimelien. Aus dem 16. Jahrhundert stammt das Vexierbuch aus sechs verschachtelt zusammengebundenen Kalblederbänden mit punziertem und in floralen Motiven farbig bemaltem Goldschnitt. Das Buch-Objekt, um 1580 entstanden, ist eine absolute Rarität, da die Bände so ineinander geordnet sind, dass sie von jeder der vier Seiten geöffnet werden können (26.500 €). Ergänzt wird der bibliophile Genuss durch französische Platteneinbände um 1570 mit grün, rot und aubergine bemalten Arabesken, ebenfalls bei Reiss & Sohn für 9.500 € und 8.500 €. „Blutgierige Hunde“
Martin Schrot wetterte in Versen gegen Papsttum und Kaiser zur Zeit des Schmalkaldischen Kriegs. Mit drastischen Worten und in kampfesmutiger Stimmung bezeichnet er den Papst als Antichrist, blutgierigen Hund und Mordfuchs; seine Anhänger in Deutschland, das der Papst als „milchende Kuh“ betrachtet, sind ihm ein „ehrlos Nattergezücht“, das das eigene Nest beschmutzt, und Kaiser Karl V. wird nach seinem Geburtsort als der „Metzger aus Flandern“ bezeichnet, der die untereinander uneinigen Schafe einzeln abschlachtet. Solch starke Worte in Form eines Trutz- und Schmählieds aus Wittenberg 1546 sind bei Fons Blavus für 3.800 € zu erwerben.
Höfische FechtkunstEine höflichere, bei Hofe gepflegte Form der Auseinandersetzung bot für Jahrhunderte die Fechtkunst. Reinhold Berg aus Regensburg präsentiert in Stuttgart eines der schönsten Bücher über das Fechten in einem exzeptionellen handkolorierten Exemplar mit 46 Kupfertafeln: Girard Thibaults „Academie de l’Espée“ aus dem Jahr 1628 (44.000 €).
Schriftkunst am Hofe der HerrscherIm osmanischen Palast in Konstantinopel wirkte Mitte des 19. Jahrhunderts Muhammad Zakir Ess-Seyyid. Nur wenige Werke sind von ihm bekannt, darunter die mit einer Bordüre aus Blattgold ausgeführte und herrlich geschmückte kalligraphische Kostbarkeit „Asma’u ‚llahi ‘lhusna“ („Die schönsten Namen Gottes“), angeboten auf der Messe 2015 von Ulrich Engel (9.800 €). Ein weiteres kalligraphisches Meisterwerk, geschaffen in Portugal 1609, ist die vom Antiquariaat Forum offerierte „Relação do principio“ – die Geschichte der Familie Aguiar Ribeiro, die großen Einfluss am portugiesischen Hof Philipps II. ausübte. Dementsprechend prachtvoll ist die Handschrift mit Wappen und Bordüren dekoriert (35.000 €). Ein persisches Manuskriptblatt ist wiederum bei Guiseppe Solmi zu bewundern: „Şad šekar ke ākhir-e in bā tamām resid/ dar nohșad-o haštād-o s[eh] … One hundred hunters who have finally reached the end in 983 …“ aus der Feder des Poeten Hafis, dessen Dichtung durch Friedrich Rückert überliefert wurde (3.800 €).
FreimaurerEine Kalligraphie ganz anderer Art zeigt Daša Pahor: Die Lithographie „A Biographical Sketch of His Late Royal Highness the Duke of Sussex” entstand nach 1843 im Umkreis einer Freimaurerloge, dessen Großmeister sich umgeben von Zirkel, Winkel, Freimaurer-Auge und Globen abbilden ließ – der Trick: Das gesamte Bild ist aus winziger Schrift gestaltet (17.500 €). Schrift-Kunst vom Feinsten. „… und das Kleid in Lappen …“
Handschriften, Autographen, Manuskripte zählen zu den besonders begehrten bibliophilen Kostbarkeiten, denn sie sind – einzigartig. Die Autographenhandlung J. A. Stargardt punktet 2015 mit einem bedeutenden Brief des Archäologen Johann Joachim Winckelmann an seinen Verleger Georg Walther in Dresden. Thema: Winckelmanns „Geschichte der Kunst des Altertums“ und sein „Sendschreiben von den herkulanischen Entdeckungen“ (24.000 €). Die Reihe der Highlights komplettieren am Stand von Stargardt drei Manuskripte von Alfred Döblin (4.000 €) und ein eigenhändiger Vierzeiler Johann Wolfgang von Goethes (16.000 €):
„Aemtchen bringen KäppchenAemtchen bringen LäppchenReissen oft die KappenUnd das Kleid in Lappen.“
In früheren Jahrhunderten waren Glückwunschkarten kleine Kunstwerke, in Kupfer gestochen, radiert, verziert, lithographiert, als Fächerbilder geschnitten, mit Aquarellen, Zeichnungen und vor allem mit handschriftlichen Einträgen berühmter Persönlichkeiten versehen. Eberhard Köstler legt zur Stuttgarter Antiquariatsmesse einen Sonderkatalog mit Stammbüchern und Glückwunschgraphik des 17. bis 19. Jahrhunderts vor. Zur Zeit der Reformation kamen Stammbücher in Mode und galten für Jahrhunderte als besonderer Ausdruck gesellschaftlicher Anerkennung. Heute sind sie attraktive Objekte für Liebhaber kulturhistorischer Dokumente und Ausdruck einer längst vergangenen Alltagskunst der aufstrebenden bürgerlichen Schichten. Eines von vielen Schmuckstücken, angeboten von Eberhard Köstler, ist ein Biedermeier-Stammbuch der Zürcher Familie Schwarzenbach – standesgemäß in Seide gebunden (2.500 €). Der italienische Antiquar Rambaldi glänzt mit einem Album amicorum aus Leipzig, Danzig und Königsberg Mitte des 17. Jahrhunderts (4.500 €). „Nach Briefen von Therese lechze ich wie ein Hund …“
So schrieb Robert Schumann am 16. Oktober 1838 an seinen Wiener Freund Josef Fischhof. Pikantes Detail: Gemeint war seine Schwägerin, die in erster Ehe mit dem Verleger Eduard Schumann verheiratet war. Das Zitat stammt aus einem von vielen Highlights unter den Musikerautographen und Partituren, die 2015 im Württembergischen Kunstverein zu sehen sind. Neben diesem Schumann-Brief (12.000 €) besticht das Antiquariat J. Voerster mit der sehr persönlichen Korrespondenz Dmitri Schostakowitschs (3.200 €) und der 3. Symphonie „Eroica“ Ludwig van Beethovens (3.500 €). Das Arbeitsexemplar des Dirigenten Karl Böhm ist durchgehend mit Anstreichungen versehen. Dr. Michael Raab legt die erste Ausgabe der Partitur von Beethovens „Neunter“ in die Vitrine (9.500 €), ebenso Rubinsteins bedeutende Oper „Demon“, nach dem Poem des russischen Dichters Lermontow (4.000 €), während Rainer Schlicht mit Autographen von Berlioz (3.800 €) und Liszt (3.400 €) im Gepäck von Bayreuth nach Stuttgart reist. Köstliche musikalische Momentaufnahmen zeigen Paternos Karikaturen des „Krähwinkler Musikvereinspersonals“ (Johannes Müller 3.300 €). Und eine Partitur von Friedrich Nietzsche? Genau! Der „Hymnus an das Leben“ des Philosophen erschien in Leipzig 1887, die erste Ausgabe – von außerordentlicher Seltenheit – ist bei Eberhard Köstler zu bewundern (7.500 €).
Winfried Geisenheyner und Franz Siegle - Zwei Kollegen und ein Messestand seit 30 JahrenSeit 54 Jahren findet die größte deutsche Antiquariatsmesse in Stuttgart statt, seit 30 Jahren sind die Antiquare Winfried Geisenheyner und Franz Siegle dabei – und genau seit diesen drei Jahrzehnten teilen die Kollegen einen Messestand. Das Angebot der beiden renommierten Antiquare lebt von seinen Gegensätzen. Winfried Geisenheyner, Spezialist für Kinder- und Bilderbücher, glänzt 2015 mit dem „allergrössten Bilder-ABC“, Berlin 1828, hier in den außerordentlich raren Bilderbogen (14.000 €), und mit Bertold Löfflers reizenden „Sieben Zwergen Sneewittchens“ – eines der seltensten Bilderbücher des späten Jugendstils (4.800 €).
Franz Siegle, der in der Medizin und den Naturwissenschaften immer das Ausgefallene sucht und findet, brilliert mit Geiler von Kaysersbergs Predigten gegen die Blasphemie „Das buch d’sünden des munds“, mit Holzschnitten von Hans Baldung Grien in Straßburg 1518 gedruckt (20.000 €), und Stephan Gerlachs „Tage-Buch“ aus dem Jahr 1674: Der Knittlinger begleitete die kaiserliche Gesandtschaft des Herzogs Ludwig von Württemberg nach Konstantinopel (8.500 €).
Kinder-Buch-KunstNeben Rikola und Toblerone wohl einer der berühmtesten Schweiz-Exporte ist ein Kinderbuch: Johanna Spyris „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ fesselte Generationen von Heranwachsenden. Die Erstausgabe des legendären Kinderbuch-Klassikers ist bei Hellmut Schumann für 2.550 € zu erwerben. Nicht minder berühmt sind die Zwillinge „Max und Moritz“. 1865 bei Braun und Schneider in 4000 Exemplaren gedruckt. Der Verleger zahlte dem Autor Wilhelm Busch für sämtliche Rechte gerade einmal 1000 Gulden, die diesen zwar vorläufig finanziell unabhängig machten, aber letztlich eine eher karge Bezahlung für den Megaseller darstellten. Erst 1903 und zahlreiche Neuauflagen später leistete Braun zu Buschs 70. Geburtstag eine Kompensation von 20.000 Mark, die dieser an zwei Krankenhäuser in Hannover spendete. Heute kosten „Max und Moritz“ in dieser unvergleichlich frühen Ausgabe 18.000 € beim Antiquariat am Moritzberg. Sabine Keune hingegen öffnet den Vorhang für ein dänisches Papiertheater: Das Theater en miniature mit raffinierten Details wie Kulissen, Figurenbögen, über 100 teils ausgeschnittenen und aufgeklebten Figuren und lithographierten Bühnenbildern aus der Zeit um 1884 gehört „zweifellos zu dem Schönsten, was überhaupt je auf dem Gebiet des Papiertheaters erschien” (4.500 €).„… so berühmt, daß man in keinem Bordell eingelassen wird, wenn man ihn nicht gelesen hat …“
Heinrich Clauren ist eine Entdeckung: Heute nahezu vergessen, zählte er neben Kotzebue zu den meistgelesenen Unterhaltungsschriftstellern der Biedermeier-Zeit. Bei seinen Zeitgenossen war der Vielschreiber, der „raffiniert die zeitlosen Effektmittel des Kitsches“ nutzte, wegen einer zum Schlüpfrigen neigenden Erotik bekannt, was Heine zu seinem oben zitierten Aphorismus veranlasste. Daniela Kromp, die 2015 erstmals in Stuttgart ausstellt, hat den schlüpfrigen Dichter auf einem Gemälde wiederentdeckt. In der Hand hält er einen Band aus der „Neuesten Männer-Bibliothek“. Das Schmuckstück der Literaturgeschichte ist für 3.800 € am Stand der Münchner Antiquarin zu haben.
Kaiser und HexeEin gewohnt hochkarätiges Angebot präsentiert der Doyen des literarischen Antiquariatsbuchhandels: Herbert Blank. Neben Schillers erster selbstständiger Veröffentlichung „Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen“ (32.000 €) bietet Hugo von Hofmannsthals „Der Kaiser und die Hexe“ mit Zeichnungen von Heinrich Vogeler puren Genuss für Auge und Geist (10.000 €), ebenso Rainer Maria Rilkes „Buch der Bilder“ als 19. Buch der Ernst Ludwig Presse mit eigenhändigem Widmungsgedicht samt Unterschrift des Autors (25.000 €) oder ein signiertes Exemplar von Nabokovs „König Dame Bube“ (5.000 €). Ein Leckerbissen für Fantasy-Freunde: „Der Orchideengarten“. Die äußerst seltenen ersten beiden Jahrgänge der gesuchten „Phantastischen Blätter“ kann man durchaus als kultig bezeichnen (Manfred Nosbüsch 2.900 €).
GewidmetÜberhaupt hinterlassen die Widmungsexemplare einen starken Eindruck im Katalog 2015, etwa bei Müller & Gräff, wo es gleich eine ganze Reihe von Widmungen Gottfried Benns zu bestaunen gibt (bis 3.400 €). Rainer Schlicht wartet mit einer Rarität ersten Ranges auf: Heinrich Heines „Tragödien“, vom Autor eigenhändig „seinem lieben Freunde“ Karl August Lebrun gewidmet, zieht die bibliophilen Blicke auf sich (14.000 €). Ebenso bei Schlicht: eine Originalfotografie von Adalbert Stifter mit dessen Signatur (3.200 €). Laßbergs Privatdruck der Nibelungenhandschrift C in einem prachtvollen getrüffelten Widmungsexemplar des Herausgebers kostet bei Fons Blavus 3.800 €. „Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung …"
Vom Barock bis zur Klassik dominieren Wolfgang Braecklein, Tusculum, J. Voerster und das Antiquariat Trauzettel mit einer Auswahl erlesener Seltenheiten, zum Beispiel: Fischarts „Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung" in der zweiten Auflage 1582 (Trauzettel 22.000 €), Novalis‘ „Heinrich von Ofterdingen“ in der äußerst raren Erstausgabe aus der Bibliothek des mit dem Autor eng befreundeten Carl Adolph von Carlowitz (Tusculum 34.000 €), Goethes „Römischer Carneval“ mit handkolorierten Kupfertafeln, ebenfalls bei Tusculum 32.000 €, die „Kinder- und Haus-Märchen“ der Brüder Grimm in der ersten vom dritten Bruder im Bunde Ludwig Grimm illustrierten Ausgabe (Wolfgang Braecklein 12.000 €). Den Schluss- und Höhepunkt bildet eine der schönsten und seltensten Erstausgaben der Romantik. Die 1816 bis 1817 erschienenen „Kinder-Mährchen“ mit den von E. T. A. Hoffmann entworfenen Titel- und Schlussvignetten. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt diese Ausgabe als verschollen. Wie schön, sie nun in Stuttgart am Stand von J. Voerster bewundern zu dürfen (22.000 €).
Peinlich, peinlich …Wer die Werke Thomas Manns verehrt, ist 2015 in Stuttgart an der richtigen Adresse, denn Schmidt & Günther offerieren eine Auswahl seiner berühmtesten Bücher in Erst- und Vorzugsausgaben: „Buddenbrooks“ (12.000 €), „Der kleine Herr Friedemann“ als Phantasus-Druck in einem von 150 nummerierten und signierten Exemplaren (2.800 €), eines von 75 nummerierten Exemplaren der signierten Vorzugsausgabe der „Okkulten Erlebnisse“ (6.000 €), „Der Erwählte“, signiert und nummeriert (4.500 €) und „Königliche Hoheit“ (1.800 €). Gänzlich unbekannt – da von Thomas Mann nicht zur Veröffentlichung vorgesehen – ist ein Brief vom 15. November 1946, den der ins amerikanische Exil geflüchtete Dichter an „Dear Mr Whitehouse“ richtete. Darin verteidigt Mann die Sowjetunion gegen Hoover und andere Republikaner, deren Propaganda Kommunismus mit Faschismus gleichsetzte. Später war Thomas Mann der Brief offenbar peinlich, da er den Historiker Fleming bat, ihn nicht zu zitieren. Er mache, so Mann, zwar aus seiner Überzeugung kein Geheimnis und habe sein Missvergnügen mit der antikommunistischen Hexenjagd in der Rundfunk-Sendereihe „Hollywood fights back“ klar zum Ausdruck gebracht, aber in der Öffentlichkeit mochte er nun nicht mehr daran erinnert werden. Das Zeitdokument wird vom Antiquariat Die Schmiede für 750 € angeboten.
LängengradDas Längengrad-Problem beschäftigte die Entdeckungsreisenden über Jahrhunderte. Erst auf der Internationalen Meridiankonferenz in Washington 1884 wurde Greenwich bei London als Nullmeridian festgelegt, unter anderem, weil britische Seekarten weltweit verwendet wurden. Berühmtheit erlangte die Längengrad-Studie von John Harrison und Nevil Maskelyne „The Principles of Mr. Harrison’s Time-keeper“, erschienen in London 1767. Der Reisespezialist Dr. Paul Kainbacher taxiert das Werk auf 95.000 €. Ebenfalls im Angebot des österreichischen Antiquars: Dutreuil de Rhins Forschungsbericht über das chinesische Turkestan „L’Asie Centrale (Thibet et regions limitrophes)“ mit dem gesuchten Atlasband (22.000 €) sowie der sehr seltene Russland-Atlas von Vasilii Petrovich Piadyshev, erschienen in St. Petersburg 1828 mit zahlreichen kolorierten Karten (29.000 €). Helmut Schwarzfischer glänzt zum Thema „Reisen und Entdeckungen“ mit einer Jagdkarte für Opiumhändler in China: Wades und Villards „Map of the Shooting districts lying between Shanghai and Wuhu“ wurde exklusiv für die sogenannte Shanghai Expatriate Community gefertigt und ist daher von bekannter Seltenheit (8.000 €). Weitere Highlights im Angebot des Rosenheimer Antiquars: Mayrs und Fischers „Genre-Bilder aus dem Oriente“ über Herzog Maximilian’s Reise nach Ägypten, Nubien, Palästina, Syrien und Malta, die dieser 1838 durchführte, bereichert durch faszinierende Landschaftsdarstellungen auf getönten lithographischen Tafeln (15.000 €). Eine wahre Entdeckerflut löste der englische Archäologe und Reisende Sir William Gell aus. In seinem im Jahr 1804 in London gedruckten Reisebericht erwähnte er als Erster die genaue Lage Trojas bei Hisarlik (Tresor am Römer 7.000 €).
ArachnophobiaKribbelig könnte es am Messestand des Antiquariats F. Neidhardt werden: Carl Wilhelm Hahns und Carl Ludwig Kochs prachtvolles und extrem seltenes Buch über „Die Arachniden“ wird jeden Bibliophilen allein wegen der 563 kolorierten Kupfertafeln in Aufregung versetzen (F. Neidhardt 13.500 €). Ein Glanzpunkt naturkundlicher Literatur ist Maria Sybilla Merians 1730 gedrucktes Prachtwerk „De Europische Insecten“. Jede der Kupfertafeln zeigt Darstellungen von dekorativen Blumen und verschiedenen Raupen mit den dazugehörigen Schmetterlingen. Die Tafeln entstanden nach Merians eigenen Beobachtungen und erschienen erstmals 1679 bis 1717. Mit einem hervorragenden Exemplar der Ausgabe Amsterdam 1730 schmückt sich das Antiquariat Reinhold Berg (38.000 €). Die Reihe der naturwissenschaftlichen Schönheiten komplettiert das niederländische Antiquariaat Junk mit den „Flora Rossica“ von P. S. Pallas, in St. Petersburg publiziert und mit 101 handkolorierten Kupfertafeln eine Augenweide! (32.000 €).
EphemeraIm Herbst 2014 machte die Sonderausstellung „Es gibt immer noch ein Buch“ in der Bayerischen Staatsbibliothek auf einen besonders attraktiven Bereich bibliophilen Sammelns aufmerksam: die Ephemera – für den alltäglichen Gebrauch konzipierte Kunst auf Papier, vergänglich und einmalig. Einige dieser schönen Vergänglichkeiten zählen zu den Schmuckstücken auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse 2015, etwa Matthäus Loders 52 Original-Vorzeichnungen für ein Transformations-Kartenspiel aus Wien um 1818 (F. Neidhardt 18.000 €) oder eine Sammlung von Ankündigungszetteln für Aufführungen am Hoftheater Weimar vom September 1841 bis zum Jahr 1829 (Banzhaf 1.200 €), Henry van de Veldes Plakat „Tropon“, ein Meilenstein der Buchkunst (Eckert & Kaun 1.000 €) sowie ein Faltglobus in Form eines Frauengesichtes aus London 1868 (Daša Pahor 2.500 €). Besonders beliebt waren – und sind – Spiele wie das vom Wiener Antiquariat Löcker angebotene „Geographische Spiel für die Jugend“ aus dem 1783 (12.500 €) – eine bibliophile Zeitreise ans Ende des 18. Jahrhunderts.
DAS ANTIQUARIAT – EINE MÄNNERDOMÄNE? EINE GEMEINSAME PRESSEERKLÄRUNG DER STUTTGARTER ANTIQUARIATSMESSE UND DER ANTIQUARIA / LUDWIGSBURG
„Frauen haben weniger Biss und Kompetenz“, pflegen mehr „Selbstzweifel“ und „Existenzängste“. Frauen haben ein anderes Zeitmanagement und hantieren nicht mit großen Geldsummen. Frauen werden „Antiquarinnen aus Zeitvertreib“, weil sie sich auf Kinderbücher spezialisieren möchten, einen „finanzstarken Partner an ihrer Seite haben“ oder sich so lange im Berufsleben umtun, bis „Mister Right“ an die Tür klopft und geheiratet wird.
Es gibt sie noch, die guten alten Vorurteile.Das zeigen diese Äußerungen über den Antiquariatsalltag von Ausstellerinnen, die 2015 auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse und der Antiquaria / Ludwigsburg ihr hervorragendes und abwechslungsreiches Buch- und Kunstangebot präsentieren. Die Statistik beweist, dass die Frauenfrage auch im Quotenjahrtausend in Branchennischen wie dem Antiquariatsbuchhandel von ungebrochener Aktualität ist:
Der Verband Deutscher Antiquare e.V. hat 217 Mitglieder, darunter 39 Antiquarinnen. Geführt wurde der Verband in 65 Jahren von 18 Präsidenten - und einer Präsidentin. Weltweit sind in der ILAB 10 Prozent der rund 2000 „affiliates“ Antiquarinnen. Laut Mitgliederverzeichnis der ILAB gibt es in Österreich und Dänemark je 3, in den Niederlanden 4, in Belgien 6, in der Schweiz 8, in Australien 11, in England 26, in Frankreich 37, in den USA 48 Antiquarinnen (im Vergleich zu über 450 US-amerikanischen Antiquaren). Auch in der International League of Antiquarian Booksellers stand seit 1947 bei insgesamt 24 Präsidenten nur einmal eine Frau an der Spitze. In Deutschland finden jährlich 5 Antiquariatsmessen statt, eine davon wird von einer Frau veranstaltet. Und auf den Antiquariatsmessen in Stuttgart und Ludwigsburg zeigen Ende Januar etwa 160 Aussteller schöne und wertvolle Bücher, Handschriften und Graphiken aus fünf Jahrhunderten Buchkunst - darunter 21 Antiquarinnen.
Ist der Antiquariatsbuchhandel also nach wie vor eine Männerdomäne? Wir haben Ausstellerinnen in Stuttgart und Ludwigsburg nach ihrer Einschätzung befragt und dabei Frauen getroffen, die sich weder von Klischees noch von Vorurteilen und erst recht nicht von pessimistischen Konjunkturprognosen demotivieren lassen. Im Gegenteil: Die Antiquarinnen in Stuttgart und Ludwigsburg repräsentieren einen erfolgreichen Querschnitt des Antiquariatsbuchhandels, quer durch alle Generationen, durch alle Preissegmente und alle Spezialgebiete (einschließlich Kinderbücher).
Anlässlich der 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse und der 29. Antiquaria / Ludwigsburg porträtieren beide Messen Ausstellerinnen auf ihren Websites. Entstanden ist ein Porträt moderner Geschäftsfrauen, die in einem klassischen, traditionellen Männerberuf ihre Frau stehen und sich – ohne öffentliche Diskussionen – in den letzten Jahrzehnten ihren Platz mit Kompetenz, Biss und kreativen Ideen erobert haben. Lesen Sie nach im Internet unter www.stuttgarter-antiquariatsmesse.de und www.antiquaria-ludwigsburg.de oder besser noch: Kommen Sie vorbei in Stuttgart und Ludwigsburg, nehmen das dort vorhandene Info-Blatt zur Hand und treffen Sie die starken Frauen auf beiden Messen! Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen, interessante Käufe und anregende Gespräche!
Ausstellerinnen in STUTTGARTANGELIKA HERZOGENRATH-UEDELHOVEN (Kunsthandlung Goyert, Köln – www.goyert.de)SABINE KEUNE (Antiquariat Sabine Keune, Aachen – www.antiquariat-keune.eu)DANIELA KROMP (Antiquariat Daniela Kromp, München)BRIGITTA LAUBE (Buch- und Kunstantiquariat August Laube, Zürich – www.augustlaube.ch)DAŠA PAHOR (Antiquariat Daša Pahor, München – www.pahor.de)KERSTIN SEIDEL (Antiquariat Seidel + Richter, Fürstenberg/Havel – www.antiquariatberlin.com)BRIGITTE UND BIRGIT STREHLER (Kunstkabinett Strehler, Sindelfingen – www.kunstkabinett-strehler.de)INGE UTZT (Antiquariat Inge Utzt, Stuttgart – www.antiquariat-utzt.de)SIBYLLE WIEDUWILT (Tresor am Römer, Frankfurt am Main – www.tresor-am-roemer.de)
Ausstellerinnen in LUDWIGSBURGPETRA BEWER (Antiquariat Petra Bewer, Stuttgart – www.petrabewer.de)INA GRUND (Antiquariat Martin Barbian + Ina Grund, Saarbrücken – www.antiquariat-barbian.de)MONIKA GREVERS (Antiquariat carpe diem, Bocholt – www.antiquariat-carpediem.de)REGINA KURZ (Antiquariat Rainer Kurz, Oberaudorf – www.antiquariatkurz.de)URSULA LÖFFLER (Antiquariat im Lenninger Tal, Lenningen – www.antiquariat-loeffler.de)
54. STUTTGARTER ANTIQUARIATSMESSE VORTRÄGE – AUSSTELLUNGEN – LESUNGEN – PUBLIKATIONEN: RUND UM DIE ANTIQUARIATSMESSEVom 23. bis 25. Januar 2015 öffnet die 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse ihre Tore, zeitgleich findet vom 22. bis 24. Januar 2015 in Ludwigsburg die 29. Antiquaria statt. Die beiden ältesten und größten deutschen Antiquariatsmessen sind ein attraktiver Anziehungspunkt für Büchersammler aus aller Welt. Nirgendwo sonst sind zur selben Zeit nahezu am selben Ort in Deutschland so viele seltene und wertvolle Bücher, Manuskripte, Autographen, Graphiken und Ephemera zu bewundern wie Ende Januar in Stuttgart und Ludwigsburg. Das alles für ein Kombiticket – „two in one“. Grund genug für den Verband Deutscher Antiquare, über die 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse hinaus die Faszination, die seit Jahrhunderten von Kunst auf Papier ausgeht, mit Ausstellungen, Vorträgen, Führungen und Lesungen in den Blickpunkt des Interesses zu rücken. AUFTAKT - Gescheiterte Titel: die verborgene Seite der Literatur Annette Pehnt, Anna Katharina Hahn, Jo Lendle im Gespräch
Über 60 zeitgenössische Autorinnen und Autoren aus Prosa und Lyrik haben über einen frischgeschlüpften Titel geschrieben, der von ihnen selbst oder vom Verlag verworfen wurde. Dazu haben über 60 junge Graphiker für die Titel, die nie welche wurden, Buchumschläge entworfen. Entstanden ist eine wunderbare Serie von Buch-Dummies, publiziert in dem jüngst erschienenen Band „Die Bibliothek der ungeschriebenen Bücher“. Titel sind eine Verlockung. In ihnen kündigt sich ein Werk an, das sich noch nicht zeigt, aber hinter dem Vorhang auf seinen Auftritt wartet. Titel öffnen Türen für noch nicht betretene Räume, aber nur einen Spaltbreit. Sie gewähren einen Blick in die Werkstatt, in die Konzeption und Poetik ihrer Autoren. Über Titel werden die Bücher zugleich vermarktet, bestellt, gelistet und rezensiert. Sie sind Schnittstelle zur Außenwelt und eine der Eintrittskarten in den Literaturbetrieb. Die Autoren wissen das nur allzu gut. Dennoch haben sie eine Beziehung zu ihren Titeln, die passioniert, obsessiv oder voller Reibung sein kann, aber eines niemals: leidenschaftslos. Wenn Autoren und Verlage über Titel nachdenken, geht es dabei ums Ganze – jeweils aus einer genuin eigenen Sicht: darum, wie der Text sich dem Autor zeigt und zum Leser sprechen soll.
Darüber diskutieren Annette Pehnt, Herausgeberin und Initiatorin des Projekts, die Autorin Anna Katharina Hahn und Jo Lendle, Leiter des Hanser Verlags und selbst Schriftsteller. Eine Auswahl der gestalteten Buchumschläge wird an dem Abend ebenfalls zu sehen sein.
Gemeinsame Veranstaltung der Stuttgarter Antiquariatsmesse und der Antiquaria Ludwigsburg
Termin: Montag, 29. Januar 2015, 20 Uhr, im LiteraturhausAUSSTELLUNG - Die Pressen der Brüder KleukensAus der Sammlung der Barbara Achilles-Stiftung Hamburg
Ernst Ludwig-Presse, Ratio-Presse, Kleukens-Presse, Mainzer Presse: drei Jahrzehnte deutscher Buchkunst, vom Luxusdruck des Jugendstils bis zur typographischen Meisterleistung. 1907 gründeten die Brüder Christian Heinrich und Friedrich Wilhelm Kleukens im Auftrag von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein in der Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe eine der ersten deutschen Privatpressen. Man besann sich auf die englischen Vorbilder, Doves und Kelmscott Press, und wandte sich der rein typographischen Gestaltung zu. Nach der Trennung der Brüder produzierten beide auf der Ratio- und Kleukens-Presse, gefolgt von der Mainzer Presse.
Die in kleinsten Auflagen gedruckten und meist luxuriös gebundenen Werke dieser Pressen sind Meilensteine der deutschen Buchkunst des frühen 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung im Rahmen der 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse zeigt auserlesene Beispiele aus den Beständen der Hamburger Barbara Achilles-Stiftung.
Ausstellung: 23. - 25. Januar 2015, in den Räumen der 54. Stuttgarter Antiquariatsmesse
Vernissage: 24. Januar 2015 um 18.30 Uhr, im Württembergischen Kunstverein. Mit einem Vortrag von John Dieter Brinks
Katalog: Die Pressen der Brüder Kleukens. Aus der Sammlung der Barbara Achilles-Stiftung Hamburg. Mit einem bio-bibliographischen Abriss der Pressen und ihrer Protagonisten von Theo Neteler. Katalogteil von Christian Hesse, Fotografien von Grit Hesse. Verband Deutscher Antiquare e.V., 2015. 80 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen. Englische Broschur. ISBN 978-3-9815734-1-1 (20 €)
Kultur.GUT - Wir schätzen Ihre BücherschätzeWertlos? Schnäppchen? Preziose? Bücher, Autographen, Graphiken haben einen ideellen, ästhetischen, aber auch einen materiellen Wert. Dessen korrekte Einschätzung ist eine der wichtigsten Aufgaben des Antiquariatsbuchhandels. Für viele Sammler hingegen ist der Wert eines Objekts oder einer ganzen Sammlung nur schwer zu ermitteln. Zeigen Sie uns Ihre Schätze und wir sagen Ihnen, ob es lohnenswert wäre, über einen Verkauf nachzudenken – oder ob der ideelle Wert den materiellen übersteigt.
Am Messesamstag von 14 bis 16 Uhr am Informationsstand des Verbands Deutscher Antiquare. Kultur.LIVE - Führungen über die Antiquariatsmesse
Inge Utzt, seit Jahren Ausstellerin auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse und Spezialistin für Literatur von und über Frauen, führt interessierte Besucher über die Messe, zeigt die wertvollsten Exponate und schönsten Stücke, bei denen mancher Büchersammler sagen wird: Das muss ich haben!
Täglich um 15 Uhr am Informationsstand des Verbands Deutscher Antiquare Kultur.INFO - Die bibliophilen Gesellschaften stellen sich vor
Zu Gast auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse und in der Ausgabe 2015 / 2016 des Handbuchs des Verbands Deutscher Antiquare: die Gesellschaft der Bibliophilen e.V. (1899 in Weimar gegründet und die älteste deutsche bibliophile Vereinigung) sowie die Maximilian-Gesellschaft e.V. (1911 in Berlin gegründet, benannt nach dem Förderer der Künste Kaiser Maximilian und derzeit mit über 700 Mitgliedern die größte der überregional wirkenden bibliophilen Vereinigungen Deutschlands). Ziel beider Gesellschaften ist es, das Sammeln, Bewahren und Erhalten von Büchern zu fördern, eine lebendige Buchkultur zu betreiben und zu beweisen, dass die Bibliophilie keine einsame Leidenschaft, sondern ein „Mannschaftssport“ ist.
Informationen und Gespräche, täglich während der Antiquariatsmesse (zwischen Stand 68 und 69)
Kultur.BUCH - Haben Sie das alles gelesen?Alfons von Kastilien meinte, der Mensch brauche drei Dinge um glücklich zu sein, gute Freunde zur Gesellschaft, gute Weine zum Trinken, gute Bücher zum Lesen. Dieter Lehnhardt und Klaus Walther lassen Leser von ihren Freundschaften mit dem Buch, Sammler von ihren großen und kleinen Bibliotheken erzählen: Reinhard Klimmt hat eine Kollektion der frühen Taschenbücher versammelt; Uwe Schneider Abenteuerbücher von Friedrich Gerstäcker bis Karl May; Ralph Alexander Schippan und Klaus Bellin bewahren klassisches Erbe; Reiner Speck widmet sich Marcel Proust und Petrarca, Klaus Walther den mörderischen Abgründen der Literaturgeschichte; und die bibliophile Leidenschaft von Wulf D. von Lucius gilt der Welt um 1800 sowie den Künstlerbüchern.
Haben Sie das alles gelesen? Ein Buch für Leser und Sammler. Herausgegeben von Klaus Walther und Dieter Lehnhardt. Mironde-Verlag 2014. 335 S. Mit zahlreichen Illustrationen.
Am Messesamstag um 16 Uhr: Buchvorstellung und Lesung Presse-Informationen
ÖffnungszeitenFreitag, 23. Januar: 11 Uhr bis 19.30 UhrSamstag und Sonntag, 23. und 25. Januar: 11 Uhr bis 18 Uhr
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