Jenseits des materiellen Glanzes sind andere Objekte gleichsam von der ehrwürdigen Aura des Zarentums mit seinen Traditionen umgeben. So erinnert das Krönungskleid der „württembergischen“ Zarin Maria Fjodorowna an das theatralische Krönungszeremoniell. Vor seiner Präsentation in Stuttgart – zusammen mit äußerst modischen Krönungsschuhen – hatte das silberbestickte Kleid seinen Aufbewahrungsort, die Rüstkammer im Kreml, noch nie verlassen. Krönungsalben aus Privatbesitz belegen, dass zur Erinnerung an die Krönungsfeierlichkeiten der beiden letzten Zaren aufwendige Buchpublikationen Verbreitung fanden.
So wie beim Krönungsritual in der Maria-Entschlafens-Kathedrale des Kreml die göttliche Einsetzung des Herrschers symbolisch vollzogen wurde, ist für das Zarentum insgesamt das Festhalten an den Traditionen der orthodoxen Kirche charakteristisch. Es erstaunt daher nicht, dass die Romanows von den eingeheirateten Württembergerinnen den Übertritt von der protestantischen zu orthodoxen Konfession erwarteten – der mit einer erneuten Taufe und dem Namenswechsel verbunden war. Umgekehrt ließen sich die Romanow-Töchter das Recht zur Ausübung ihrer orthodoxen Religion in Württemberg per Ehevertrag zusichern. In den von ihnen bewohnten Gebäuden in Stuttgart wurden Kapellen eingerichtet. Vom Glanz der orthodoxen Liturgie sprechen sakrale Gegenstände aus der Mitgift und dem persönlichen Besitz Katharinas, wie Ikonen, ein Tabernakel, eine Abendmahlsgarnitur aus Jaspis und Gold oder ein Weihrauchgefäß. Einblick in die prachtvoll ausgestatteten Andachtsräume Königin Olgas im Neuen Schloss und im Kronprinzenpalais gewähren zeitgenössische Aquarelle. Und von der nach orthodoxem Ritus vollzogenen Trauung Weras mit dem württembergischen Herzog Eugen zeigt die Ausstellung russische Trauungskronen.
Das repräsentative Leben am Hof findet im Idealfall einen entsprechenden Ausdruck in kulturellem Glanz. Dieser zeigt sich, wie die Ausstellung am Beispiel seiner adligen Protagonistinnen verdeutlicht, in der Wertschätzung von Wissenschaft, Dichtung, Musik und Bildender Kunst. Beachtung finden auch die ausgedehnten (Bildungs-) Reisen der fünf Frauen, bei denen sie teils auch als Sammlerinnen und Förderinnen von Kunst auftraten. Dem kulturellen Leben in St. Petersburg verlieh besonders die aus Württemberg stammende Großfürstin Elena Pawlowna höchsten Glanz. Anhand von Gemälden und Möbeln erhalten die Besucher Einblick in den Michailowski-Palast, einen der vornehmsten Paläste der Kapitale. Hier traf man sich bei erlesenen Salonveranstaltungen und bei musikalischen Soireen, hier waren Literaten, Wissenschaftler, aber auch Musiker wie Anton Rubinstein oder Richard Wagner zu Gast.
Der Glanz der Zaren manifestiert sich nicht zuletzt in der Wohnkultur mit ihren privaten und repräsentativen Räumen. Erlesene Möbel, darunter ein Schreibschrank von Königin Katharina, Einrichtungsgegenstände, aber vor allem detaillierte zeitgenössische Ansichten aus Palast- und Schlossräumen in Stuttgart und St. Petersburg lassen den Betrachter in prächtige und liebevoll arrangierte Interieurs blicken. Ganz besonders die „Porträts“ der Räume im Stuttgarter Kronprinzenpalais, im Neuen Schloss oder der Villa Berg im Olga-Album geben Aufschluss darüber, welche Akzente die Zarentochter in der Innenausstattung setzte und wie sie sich an russischen Vorbildern orientierte.
Ihre glanzvolle Position und ihr Reichtum hat die Fürstinnen nicht blind gemacht für Armut, Hunger und Krankheit in der Bevölkerung. Das zeigt die beeindruckenden Vielfalt der von ihnen gegründeten oder unterstützten sozialen Einrichtungen. Manche dieser Institutionen haben bis heute Bestand. Die Ausstellung verdeutlicht, dass das soziale Engagement zwar traditionell zu den Aufgaben der weiblichen Mitglieder des Zarenhauses gehörte, von den fünf Frauen aber als Antwort auf die jeweiligen Anforderungen ihrer Zeit mit persönlichem Einsatz und Ideenreichtum wahrgenommen wurde.
Damit die Individualität der weiblichen Hauptfiguren nicht neben dem repräsentativen Glanz der dynastischen Verbindungen verblasst, lässt die Ausstellung auch Raum für private Zeugnisse. So sind Erinnerungsstücke an die Heimat und an geliebte Verwandte aus dem Besitz der Fürstinnen zu sehen: das Nähkästchen der Mutter Maria Fjodorownas, Tassen mit Porträts von Familienmitgliedern oder die Mineraliensammlung von Königin Olga. Persönliche Dokumente wie Briefe, ein Reisetagebuch, kleine Zeichnungen und Familienfotos künden von Heimweh, Erlebnissen und dem Familiensinn der Fürstinnen. Schließlich präsentiert die Ausstellung auch private Objekte wie Rauchset und Lorgnon von Herzogin Wera, aber auch solche, die gleichsam als Reliquien oder Zeugnisse eines frühen Starkultes überliefert wurden, etwa Handschuhe und – für sich gesehen – wertlose Schreibutensilien der früh verstorbenen Königin Katharina.
Fünf Ehen zwischen den Häusern Romanow und Württemberg Einführungstext zur AusstellungGeschichte fasziniert immer dann, wenn mit den historischen Vorgängen Menschen in Verbindung stehen, die der „großen Politik“ ein Gesicht verleihen.
Mit der zunehmenden Öffnung des Russischen Reiches nach Mittel- und Westeuropa seit Peter dem Großen, kam den Wechselheiraten der in Russland herrschenden Romanows mit europäischen Adelsfamilien als Mittel der Politik eine wachsende Bedeutung zu. Besonders zahlreich waren seit Beginn des 18. Jahrhunderts dynastische Ehen mit deutschen Fürstenhäusern, darunter auch mit dem kleinen Württemberg. Während der Regierungszeit der sechs letzten Zaren prägten fünf russisch-württembergische Ehen die gemeinsame Geschichte.
Im Focus der Großen Landesausstellung „Im Glanz der Zaren“ stehen die weiblichen Protagonisten dieser fünf dynastischen Verbindungen: die württembergischen Prinzessinnen Sophie Dorothee und Charlotte sowie die Großfürstinnen Katharina, Olga und Wera aus dem Hause Romanow. Es sind fünf beeindruckende Persönlichkeiten, die, obgleich „nur“ Ehefrauen, ihre Handlungsmöglichkeiten in Politik und Gesellschaft geschickt und mit Charisma zu nutzen verstanden. Ihre Position und die Zugehörigkeit zu zwei Kulturen machten sie zu idealen Vermittlerinnen zwischen Württemberg und Russland. Dank ihrer Bildung, ihres Wohlstands und ihres wachen Blicks auf soziale Nöte konnten sie die Verhältnisse in ihrer jeweils neuen Heimat in besonderer Weise mitgestalten.
Mit der Krönung von Michail Romanow zum Zaren im Jahr 1613 hatte die mehr als drei Jahrhunderte währende Herrschaft der Romanows in Russland begonnen. Vierhundert Jahre später nimmt das Landesmuseum Württemberg dieses Datum zum Anlass, mit der Großen Landesausstellung im Alten Schloss in Stuttgart an die russisch-württembergischen Beziehungen im europäischen Kontext zu erinnern. Betrachtet werden die Jahre zwischen 1776 und 1912 – von der Heirat Sophie Dorothees, einer Nichte Herzog Carl Eugens von Württemberg, mit Großfürst Paul, dem Sohn Katharinas der Großen, bis zum Tod Wera Konstantinownas, einer Enkelin von Zar Nikolaus I. und Ehefrau von Herzog Eugen von Württemberg. Die Eheschließungen werden vor dem Hintergrund der wichtigen politischen Ereignisse dieser Jahre in Europa beleuchtet: Aufstieg und Fall Napoleons, Revolution von 1848, preußisch-österreichischer Dualismus, Krimkrieg und deutsche Reichsgründung. Die Ausstellung schließt mit einem Ausblick auf das Ende der Monarchie in Russland und Württemberg. Verglichen mit den gewaltigen politischen Umwälzungen, die im Februar 1917 zur Abdankung von Zar Nikolaus II. und 1918 zur Ermordung der Zarenfamilie führten, fiel die Revolution in Württemberg gemäßigt aus: Das Königreich schaffte 1918 ohne Blutvergießen die Wende zur bürgerbestimmten Republik.
Schauplatz der Ausstellung ist das Alte Schloss in Stuttgart. Ein Ort, der in mehrfacher Hinsicht Bezüge zum Thema aufweist: Hier wurde 1846 die Aussteuer der frisch verheirateten württembergischen Kronprinzessin Olga Nikolajewna Romanowa in ihrer überwältigenden Fülle erstmals dem staunenden Stuttgarter Publikum präsentiert. Und hier – in der Gruft unter der Schlosskirche – haben zwei weibliche Mitglieder des Hauses Romanow, Olga Nikolajewna und Wera Konstantinowna, ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Von It-Girls, Fashionqueens und Working Mums Fünf starke Frauen in einer Großen LandesausstellungIt-Girls wie Alexa Chung, Sarah Jessica Parker als Fashionqueen oder Working Mums wie Yahoo CEO Marissa Mayer sind keineswegs Erscheinungen des 20. Jahrhunderts, sondern ziehen sich durch die Jahrhunderte. Aber welche Dame kann gar alle drei Attribute in sich vereinen? Die Große Landesausstellung „Im Glanz der Zaren. Die Romanows, Württemberg und Europa“ im Landesmuseum Württemberg beleuchtet die Lebensgeschichten von faszinierend starken Frauen: Die württembergische Prinzessin Sophie Dorothee und die Zarentöchter Katharina und Olga haben neben Ehe, Kinder, Arbeit und Styling maßgeblich zum Erstarken der württembergisch-russischen Beziehungen beigetragen und dabei sowohl Land, Politik, Erziehung und den modischen Geschmack beeinflusst.
„Sie ist schlank wie eine Nymphe, von lilienweißer Gesichtsfarbe mit rosigen Wangen und makelloser Haut. Ihr Antlitz strahlt Sanftmut, Herzensgüte und Aufrichtigkeit aus, alle sind von ihr begeistert“, so beschreibt Kaiserin Katharina die Große enthusiastisch die siebzehnjährige Sophie Dorothee von Württemberg aus dem kleinen Mömpelgard. Und es ist keine leichte Aufgabe, vor den hohen Ansprüchen der künftigen Schwiegermutter zu bestehen. Als 1776 die junge württembergische Prinzessin den russischen Thronfolger Paul I. heiratet, erliegt ganz Russland dem Charme „Maria Fjodorownas“, wie sie fortan heißt. Maria, schön, intelligent, warmherzig und zupackend, erfüllt die in sie gesetzten Erwartungen. Zur Freude Katharinas gehen aus der Ehe zahlreiche Kinder hervor – vier Söhne und sechs Töchter. Maria ist eine vorbildliche Mutter, der, selbst im Sinne Rousseaus erzogen, sehr an einer guten Erziehung ihrer Kinder gelegen ist. Kurz nach der Krönung zur Zarin erhält Maria zudem die Verantwortung für das gesamte Bildungs- und Wohltätigkeitswesen und ist fortan als „working mum“ eingespannt. Ihr Engagement für Waisenhäuser, Armenküchen, Nachtasyle und Bildungseinrichtungen ist legendär. Modisch ist sie voll und ganz dem Zeitgeist des Rokoko verpflichtet. Ein Staatsporträt zeigt sie in einer prächtiger spitzenbesetzter Toilette aus roter Atlasseide und üppig geschmückter Hochfrisur.
Marias Tochter Katharina, von deren „Grazie gepaart mit Haltung“ ganz Europa sprach, ehelicht in zweiter Ehe im Gegenzug 1816 den württembergischen Kronprinzen Wilhelm I. Auch wenn das Paar sich in der Öffentlichkeit ohne Prunk, fast bürgerlich präsentiert, so zeugt doch ihre Mitgift vom märchenhaften reichen Zarenhof und weist sie als Fashionqueen aus. Von den Gegenständen, die Katharina nach Württemberg mitbrachte – Kirchengerät, Schmuck, Möbel, Kleider – soll vor allem ein prachtvoller Saphir und ein Prunkgeschirr aus purem Gold genannt sein: Das Schmuckstück war ein Geschenk ihres Bruders Alexanders I. zu ihrer Verlobung. Der als Tafel geschliffene Hauptstein ist von 14 Brillanten gesäumt und konnte als Verschluss für ein Collier oder Armband dienen. Mit ihren beiden Söhnen lebte sich Katharina rasch in Württemberg ein und engagierte sich karitativ im gesamten Land. Der frühe Tod der vom Volk vergötterten Königin ist ein schwerer Schicksalsschlag.
Marias Enkelin Olga von Württemberg ist wie ihre Tante Katharina nicht nur eine außerordentlich schöne, sondern auch eine selbstsichere, intelligente und ehrgeizige Frau. Auch sie fasst ihren Status als Königin von Württemberg als Beruf statt Berufung auf und adoptiert mit ihrem Mann Wera Konstantinowna, eine als schwierig und unangepasst geltende Nichte aus Russland, da ihr eigene Ehe kinderlos bleibt. So verwundert es nicht, dass im Mittelpunkt von Olgas Wirken auch die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft stehen: Die Heil- und Pflegeanstalt für geistig behinderte Kinder “Mariaberg“ bei Reutlingen, das Stuttgarter Kinderkrankenhaus „Olgäle“, Olgakrippen in verschiedenen Städten, das Karl-Olga-Krankenhaus und andere von ihr gegründete Einrichtungen erinnern bis heute an eine vornehme und mitfühlende Frau, die nach dem Urteil einer adeligen Zeitgenossin „königlich“ war „vom Scheitel bis zur Zehe“.
Als Zarentochter und Königin von Württemberg, empfindet sie die Rolle Württembergs im deutschen und europäischen Machtgefüge jedoch als unzureichend. Um dennoch den Anschein eines wichtigen Reiches zu demonstrieren, lässt sie sich als Fashionqueen vornehmlich in repräsentativer Pose von den besten Malern ihrer Zeit wie Franz Xaver Winterhalter malen. In der Ausstellung zeugt ein Gemälde von diesem Anspruch, das sie in einer kostbaren über und über mit schweren Perlensträngen bestückten Robe zeigt. Diese Robe ist wahrscheinlich eine Kreation des Schneiders Charles Frederick Worth, der als erster seiner Zunft dazu überging, seine Kleider mit Etiketten zu kennzeichnen und als Begründer der Haute Couture gilt.
Zu Prunk, Pracht und Politik lädt die Große Landeausstellung „Im Glanz der Zaren“ nach Stuttgart ins Alte Schloss ein. Ein Ort, der in mehrfacher Hinsicht eine besondere Verbindung zum Thema aufweist: Hier wurde Olgas märchenhafte Mitgift 1846 erstmals dem staunenden Stuttgarter Publikum vorgeführt und hier liegt sie in der Gruft mit ihrem Ehemann Karl begraben.
Statt Aussitzen und Ausharren einfach loslegen Fünf ambitionierte Frauen in einer Großen LandesausstellungAuch wenn es so scheinen mag, dass Politiker oftmals Meister im Abwarten und Ausharren sind und davon auszugehen scheinen, dass sich Probleme von selbst in Wohlgefallen auflösen, gab es in der Geschichte Frauen, die ihre Aufgaben als Königin an der Staatsspitze als Beruf und nicht nur als Berufung angesehen haben.
Die Große Landesausstellung „Im Glanz der Zaren. Die Romanows, Württemberg und Europa“ rückt fünf Damen in den Mittelpunkt, deren Ehen die gemeinsame Geschichte der Häuser Romanow und Württemberg begründeten und dabei große Auswirkungen auf das europäische Mächtegleichgewicht hatten. Hinter den Kulissen waren insbesondere vier Damen Strippenzieherinnen bei den großen Ereignissen der Geschichte und beeinflussten dabei gekonnt die Innen- und Außenpolitik beider Länder.
Den Anfang machte Sophie Dorothee von Württemberg, die 1776 als „Maria Fjodorowna“ den russischen Thronfolger Paul I. heiratete. Schon kurz nach der Krönung zum Zarenpaar überträgt ihr Gatte ihr die Verantwortung für das gesamte Bildungs- und Wohltätigkeitswesen. Ihr Engagement für Waisenhäuser, Armenküchen, Nachtasyle und Bildungseinrichtungen ist legendär. Den Großteil der Summe von einer Million Rubel, die ihr Mann ihr als Einkünfte zugesichert hat, gibt sie für soziale Zwecke aus. Als vorbildliche Mutter von zehn Kindern kümmert sie sich darum, dass fast alle durch Heirat für neue dynastische Verbindungen zu deutschen und europäischen Höfen sorgen und die Beziehungen mit Württemberg weiter festigte. Als Paul I. gegen Ende seiner Herrschaft von einer psychischen Krankheit heimgesucht wird, leidet die Familie unter seinen Wahnanfällen. Nachdem Paul I. im März 1801 durch Unbekannte ermordet wurde, wirft man Maria vor, die Tat nicht verhindert zu haben. Dennoch steht sie nun der Zarenfamilie vor und ist insbesondere in dynastischen Belangen mehr denn je gefragt.
Die Biografie ihrer Tochter Katharina Pawlowna ist eng mit dem Aufstieg und Fall Napoleons verknüpft: Einen Werbungsversuch des französischen Emporkömmlings begegnet die selbstbewusste und temperamentvolle junge Frau nur mit Verachtung. Stattdessen heiratet sie 1809 Herzog Georg von Oldenburg und macht seinen Hof zum Versammlungsort der konservativ ausgerichteten politische Elite Russlands. Aus diesem Kreis kommen viele Anstöße für den siegreichen Verlauf des Befreiungskriegs gegen Napoleon. Katharinas ältester Bruder Zar Alexander I. gibt viel auf den Rat seiner patriotisch gesonnenen Schwester, die ihm seit der Kindheit besonders nahesteht.
Immer wieder drängt sie ihn, entschlossener gegen den Feldherrn zu kämpfen. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes stürzt die junge Witwe in eine schwere Krise. Ihre Trauerkleider legt sie erst ab, als 1814 der endgültige Sieg über Napoleon gefeiert wird.
Auf dem Wiener Kongress kommt es zur entscheidenden Begegnung mit Kronprinz Friedrich Wilhelm von Württemberg. Als Katharina nach Stuttgart kommt, befindet sich das Königreich infolge von Kriegen und Missernten in einem desolaten Zustand. Mit kurz- und langfristigen Maßnahmen, landwirtschaftlichen und politischen Reformen versucht der neue Regent, die Lage zu verbessern. Katharina gründet unter anderem das Katharinenstift und das Katharinenhospital in Stuttgart, die Württembergische Landessparkasse sowie das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg. Katharinas früher Tod 1819 ist ein schwerer Schicksalsschlag für das ganze Land.
In Russland lässt der Dekabristenaufstand 1825 Großfürstin Helena Pawlowna, eine gebürtige Prinzessin aus Württemberg, erkennen, dass ohne soziale Reformen die Monarchie nicht zu retten ist. Sie setzt sich vehement für die Abschaffung der Leibeigenschaft ein, die der Modernisierung Russlands im Weg steht. Der Krimkrieg mit seiner großen Zahl an Opfern und Verwundeten veranlasst sie, die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern zur Kreuzerhöhung zu stiften. Der mutige Einsatz dieser in Marinehospitälern geschulten Frauen ist Vorbild für das 1867 gegründete Russische Rote Kreuz. Elenas Bekanntschaft mit dem Chirurgen Nikolai Pirogow, der sich auf dem Gebiet der Militärmedizin verdient macht, veranlasst sie zur Gründung einer bis heute in St. Petersburg bestehenden medizinischen Akademie für ärztliche Fortbildung. Was die Beziehung Elenas zu ihrer Heimat betrifft, ist es ihre langjährige Freundschaft zu Otto von Bismarck und ihr überzeugtes Festhalten an engen preußisch-russischen Beziehungen, die mit dazu führen, dass während des deutschen Einigungsprozesses unter preußischer Führung das Königreich Württemberg, wenn auch deutlich geschwächt, fortbestehen kann.
Zarentochter Olga, die als Königin von Württemberg auch „als der einzige Mann am Hof“ in Stuttgart gilt, unterhält auch nach ihrer Heirat 1846 innige Beziehungen zu ihrem Vater Zar Nikolaus I., der den Debrakistenaufstand gewaltsam niederschlagen lässt. Politisch ist Deutschland vom preußisch- österreichischen Dualismus und später vom Ringen um eine Kleindeutsche Lösung geprägt. Die energische, intelligente Königin nährt das Misstrauen ihres Mannes Karl gegenüber Berlin, da Russland ein starker deutscher Staat nicht gelegen kam. Während des Zweikaisertreffens von Alexander II. und Napoleon III. in Stuttgart, lädt Olga zwar die beiden Herrscher zu einem Frühstück in der Villa Berg ein – nicht aber ihren Schwiegervater König Wilhelm I. von Württemberg.
Donnerstag, 13. Juni 2013, 12.30-13 UhrLandesmuseum Württemberg, Stuttgart, Altes Schloss, VortragssaalEintritt: 3 €
Altes Schloss · Schillerplatz 6D-70173 StuttgartTel.: +49 (0) 711-89 535-150Fax.: +49 (0) 711-89 535-152
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