Nitsch zählt zu den provokantesten bildenden Künstlern der europäischen Nachkriegsavantgarde. Als Mitbegründer der radikal-ästhetischen Bewegung Wiener Aktionismus, die durch performative künstlerische Tabubrüche die Werteordnung der modernen Gesellschaft in Frage stellte, suchte er in den 1960er Jahren bewusst die Konfrontation mit staatlichen Systemen und den institutionellen Autoritäten der christlichen Glaubensgemeinschaft.

Nitschs Leben und Kunst lassen sich als ein aktiv gewählter Prozess des exzessiven Leidens charakterisieren. Seine zahlreichen öffentlichen Auftritte und expressiven Gemälde sind von einer intensiven Aneignung religiöser Rituale und Symbole geprägt. Es gibt Beschwörungen, Kreuzigungen und Opferungen in Nitschs ästhetischer Produktion, die im so genannten Orgien Mysterien Theater gipfelt, in dem Performance, bildende Kunst, Musik, Wissenschaft und Leben zu einem opulenten und rituell überhöhten Gesamtkunstwerk verschmelzen.

Die Ausstellung im Museum Jorn ist retrospektiv angelegt und umfasst mehr als 150 bedeutende Gemälde, immersive Installationen, Videos, Fotografien sowie musikalische und grafische Werke aus den 1960er Jahren bis 2022. Die ausgestellten Werke geben einen Einblick in die verschiedenen Themen und Genres, mit denen Nitschs anspruchsvolle und ausdrucksstarke Kunst arbeitet.

Das Projekt wird unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Botschaft in Dänemark und in enger Zusammenarbeit mit dem nitsch museum in Mistelbach, der Nitsch Foundation in Wien und dem Estate des Künstlers in Prinzendorf realisiert. Die Ausstellung wird dankbarerweise unterstützt von Augustinus Fonden, 15. Juni Fonden und Knud Højgaards Fond.