Die Kunstsammlungen Chemnitz zeigen erstmals eine Auswahl ihrer über 1000 Objekte umfassenden Sammlungeuropäischer und amerikanischer Tapeten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Von künstlerischen Handdrucken bis maschinell angefertigten Blumenranken für den heimischen Salon werden mehr als 100 unterschiedliche Muster in den Ausstellungsräumen präsentiert. Die Be- sucher:innen sind eingeladen, sich von den unendlichen Möglichkeiten der Musterung überraschen zu lassen, immersiv in tapezierte Räume einzutauchen und selber Muster herzustellen.Die Ausstellung bietet einen Streifzug durch die bunte Wanddekoration in Deutschland,Frankreich,England,ÖsterreichunddenUSAum1900an.Ausein- fachen geometrischen oder der Natur entnommenen Stilelementen erschufen dieMusterzeichner:inneneinrhythmischesFarb-undFormspiel.EinigeTapeten warenstilbildend,ihreMusterwirkennochheutezeitlosschönnach,andere wiederum waren für den schnellen Tapetenwechsel bestimmt. Inspiriert von Langhammers Geschmack als Sammler wandelt die Ausstellung auf den Spuren internationaler Dekorationsmoden und stilistischer Einflüsse vom Historismus bis zum Jugendstil. Sie bietet Einblicke in die Produktion ausgewählter Fabriken na- tionaler und internationaler Bedeutung, wie Zuber et Cie. in Mulhouse, M. H. Birge & Sons in den USA und Ottokar Anderliks Fabrik Europa im sächsischen Hainichen. Entwürfe von den renommierten Künstler:innen Peter Behrens, Bruno Paul und Valerie Petter sind ebenso zu sehen wie englische Muster des Arts and Crafts und französische Velourstapeten. Neben Tapeten bekannter Gestalter:in- nen wirft die Ausstellung auch einen Blick auf die Mustergestaltung und das Pro- dukt »Tapete« als Teil des häuslichen Interieurs. Nach Jahrzehnten der weißen Wände sind Tapeten auch heute wieder im Trend – Zeit, die Muster aus der Blü- tezeit der Tapetenfabrikation neu zu entdecken.
Diese ungewöhnliche Sammlung verdankt das Museum privaten Chemnitzer In- dustriellen wie Max Langhammer und Oskar Haebler. Langhammer war selbst Ta- petenfabrikant in Chemnitz, aber auch Politiker und Vorstand des Industriever- eins. Sein Einsatz für das Anlegen einer Mustersammlung, die den Vorläufer der heutigen Textil- und Kunstgewerbesammlung bildete, hatte einen ganz prakti- schen Zweck: Den örtlichen Musterzeichner:innen sollte die motivische und technische Entwicklung der Tapeten jenseits der eigenen Stadtgrenzen vorge- führtwerden –dieInspirationsollteausganzEuropanachChemnitzkommen.
Die Ausstellung wird ergänzt durch ein umfangreiches Begleitprogramm. Neben wissenschaftlichen Vorträgen, thematischen Führungen und Workshops für Er- wachsene gibt es in der Ferienzeit ein Begleitprogramm speziell für Kinder und Familien. Eine Publikation zur Ausstellung erscheint Ende August.