Freitag war es schön präsentiert Georg Baselitz’ erste in seinem neuen Atelier in Salzburg entstandene Werkserie. Die Arbeiten zeigen Porträts seiner Frau Elke, deren Darstellungen die stete Entwicklung seiner künstlerischen Praxis seit über 50 Jahren begleiten. Die Leinwände präsentieren Elke vor einem neutralen Hintergrund auf einer geometrischen Konstruktion thronend. Pastos und vielteilig schwebt die Figur auf ihrem bühnenartigen Podest in einem undefinierten Raum, wobei ihre solitäre Gestalt dabei nahezu existenzialistisch anmutet.Die Werke offenbaren Baselitz’ konzeptionelle Auseinandersetzungen mit der Entwicklung seines persönlichen Stils. Wie für sein Schaffen charakteristisch, überlagert er das persönlichste seiner Motive mit differenzierten kunsthistorischen Bezügen. Die Arbeiten zeigen eine Synthese von Rekursen auf den deutschen Expressionismus, die informelle Malerei Frankreichs und der Freiheit amerikanischer abstrakter Malerei.
Die ersten Papstbilder Bacons sind es, denen Baselitz hier explizit seine Referenz erweist. Doch er begnügt sich nicht damit, Elke auf dem Thron Pius’ XII. zu positionieren, sondern er verleiht ihr auch die Farbe der päpstlichen Kasel. — Didier Ottinger
Zur Ausstellung erscheint ein Buch mit einem Text von Didier Ottinger, Vizedirektor des Musée National d'Art Moderne, Centre Pompidou, Paris und Kurator der vielbeachteten monografischen Francis Bacon-Ausstellung von 2019.