Situationsbedingt kann leider keine Vernissage stattfinden. Die Ausstellung kann während unserer regulären Öffnungszeiten besucht werden. Gerne führen wir zusätzlich auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten nach Vereinbarung eines persönlichen Termins durch die Ausstellung.Teilnahme am Art Alarm 2020, 19. - 20.09.2020Sa 11 - 21 UhrSo 11 - 18 Uhr
Vom 18.09. bis 17.10.2020 widmet die Galerie Thomas Fuchs dem südkoreanischen Künstler Yongchul Kim ( geb. 1982 Yeosu, KR, lebt und arbeitet in Stuttgart ) seine zweite Einzelausstellung in ihren Räumen.
Seit seinem Umzug nach Deutschland setzt sich Yongchul Kim mit den Fragen nach der Existenz der Menschen und der eigenen Identität auseinander. Fragen, die ihn besonders durch seine Stellung als "Fremder" bzw. "Ausländer" in Deutschland beschäftigen. Das Thema des Wanderers wird dabei zum Leitmotiv der Werke von Yongchul Kim. So begeben sich seine Figuren auf die Suche nach der Wirklichkeit, die abseits der subjektiven Wahrnehmung existiert.
Dieser Grundgedanke liegt auch dem Werk "Wanderer" ( 120 x 140 cm ) zugrunde, in dem sich eine Figurengruppe aus zwei Männern und einer Frau aufeinander stützend im Wasser bewegen. Die untere Figur gleitet schon in das Wasser hinein, während die andere männliche Figur zwar schon mit einem Fuß im Wasser steht, jedoch noch die weibliche Figur in den Armen hält. Schon in früheren Arbeiten ist das Wasser in den Werken von Yongchul Kim zu einem wiederkehrenden Symbol geworden. Das Wasser spiegelt die Wirklichkeit wider und wird somit zu einer Barriere, hinter der die Figuren das eigentliche Ich ohne subjektive Einflüsse wahrnehmen können. Den romantisierten Charakter des melancholischen Wanderers, der umherirrt auf der Suche nach dem wirklichen Ich, überträgt der Künstler auf seine Figuren. Jedoch unterbricht er diese melancholische Stimmung durch seine intensive Farbgebung und die dramatische Verwendung von Licht und Schatten.
Im Gegensatz zu dem sich bewegenden Wanderer stagniert die Figur in "Wanderer" ( 140 x 120 cm ). Ein korpulenter Mann sitzt auf einem Schaukelpferd in einem grauen Zimmer. Hinter der grauen Wand wird eine grüne Tapete mit einem floralen Muster sichtbar. Von links weht ein Wind, der in orange-roten Böen über das Bild zieht und zu dem Trugbild des Aufbruchs beiträgt. Das Pferd, gemeinhin ein Symbol für Reisen und Bewegung, kann sich und seinen Reiter nicht nach vorne bewegen. Es ist genau wie die Tapete und der Raum künstlich erschaffen und entspricht nicht der Wirklichkeit. Die Figur macht keine Anstalten, diesen künstlichen Raum zu verlassen und sich auf die Suche nach dem Wirklichen zu begeben. Vielmehr lässt sie sich von dem Schein der Wirklichkeit zufriedenstellen, ohne diese tatsächlich zu sehen. Dem Betrachter ist es möglich, die Wirklichkeit der Figur zu sehen, die sich selbst als Wanderer wahrnimmt, obwohl sie sich im absoluten Stillstand befindet, gefangen in einem künstlichen Raum. In der Darstellung der Figur lässt sich die Technik von Yongchul Kims expressiven Pinselstrichs ausmachen. Wie Hautfetzen legen sich seine Pinselstriche um den transparenten Körper der Figur und deuten auf dessen Vergänglichkeit.
Diese Neuauffassung des "Vanitas" Symbols wird zu einem festen Bestandteil von Yongchul Kims Pflanzendarstellungen. Kim selber möchte nicht die "schönen" Dinge malen, da Schönheit vergänglich ist und nicht ewig hält. In "Sonnenblume" bildet er mit seinem flüssigen und fast schon flüchtig wirkenden Pinselstrich die Pflanze scheinbar wie im Zeitraffer ab. Blüte und Zerfall verschmelzen in mehrfarbigen Pinselstrichen und verweisen dabei auf die Vergänglichkeit der Dinge.
Die große Anziehungskraft der Malerei von Yongchul Kim liegt auch an ihrem universellen Charakter. Die Suche nach der Wirklichkeit, der eigenen Identität und der Existenz des Menschen beschäftigen schon seit der Antike die Menschen. So kommt es auch, dass der Fokus von Kims Arbeiten auf der Figur liegt, deren eigene Geschichte eine mysteriöse Atmosphäre aufbaut. In den oft sehr dunklen und kontrastreichen Werken wird das Wasser zu einer Methode, die zum einen die Figuren verzerrt und abstrahiert aber auch die Wahrhaftigkeit der Dinge widerspiegelt. In dem Zusammenspiel mit der dramatischen Farbgebung und dem expressiven Pinselduktus spricht Yongchul Kim die existenziellen Fragen der Menschheit und die ewigen Suche nach der Wirklichkeit an.