Mehr als 100 Besucher standen Schlange vor dem Düsseldorfer Uhrenturm, um die Werke eines zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Künstlers zu bestaunen: Gerhard Harvan, 1941 in Wien geboren, in Görlitz aufgewachsen, und bereits im Alter von 30 Jahren verstorben, schuf zahlreiche Bilder und Objekte zum Thema „Was ist Zeit?“. Jetzt ermöglichte seine Witwe Renate Harvan mit Unterstützung des Vorstands vom Uhrenturm seine Wiederentdeckung. Zur Ausstellungseröffnung wurden sechzehn Radierungen, acht Collagen und drei Bilder gezeigt – die Resonanz war beeindruckend.Dreifach ist der Schritt der Zeit:Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,Ewig still steht die Vergangenheit.(Friedrich Schiller)
„Ich freue mich sehr, dass die Kunst von Gerhard so großes Interesse hervorruft“, betont Renate Harvan und ergänzt: „Wenn es gelänge, eine weitere Werkschau in Görlitz zu realisieren, ginge ein Herzenswunsch von mir in Erfüllung. Und ich bin sicher, Gerhard empfände das genauso. Er hatte ja seine Wurzeln in dieser wunderschönen Stadt.“
Nachdem er Görlitz verlassen hatte, studierte Gerhard Harvan an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Joseph Beuys. Aufsehen erregte sein „Menstruations-Kunst-Happening“ „Männer liebt den Zyklus! Damen nehmt ihn nicht so ernst“ im Jahr 1969 vor der Düsseldorfer Kunsthalle.
Die Zeit als Spannungsbogen zwischen Geburt und Tod wurde dann zu seiner künstlerischen Obsession. Wie besessen schuf er Kunstwerke, beschäftigte sich unter anderem mit der Darstellung von mechanischen Bauteilen und konstruierte Zeitröhren aus durchsichtigem Plexiglas, in denen ein Uhrwerk war. Sein viel zu früher Tod beendete ein intensives Leben, das sich mit Haut und Haaren der Kunst verschrieben hatte. Doch seine faszinierenden Werke bleiben.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. September jeden Montag von 18 Uhr bis 20 Uhr für Besucher geöffnet.
Private Führungen mit Renate Harvan sind möglich.Anmeldung unter: harvan@renate-harvan.deoder telefonisch unter 0211 – 313263