Gestern Abend wurde nach mehr als zwei Jahren wieder eine neue Sonderausstellung im Landwirtschaftsmuseum Schloss Stainz eröffnet. Eisen. Eine Spurensuche mit Erzherzog Johann rückt Eisen als vielseitigen Werkstoff in den Fokus und thematisiert Erzherzog Johann als Förderer der modernen steirischen Eisenindustrie. Neben Hintergründen zu den Anfängen der modernen Eisenproduktion sowie aktuellen Bezügen zeigt die neue Schau vor allem zahlreiche sehenswerte Exponate – von der blechernen Herdwaschmaschine aus dem 19. Jahrhundert über das moderne Hochleistungsstahlseil bis hin zum „schießenden“ Eisenschlüssel.Im 19. Jahrhundert legte Erzherzog Johann den Grundstein für die Modernisierung der steirischen Eisenindustrie. Mit seinen Bemühungen und Verdiensten gilt Johann als Schlüsselfigur für die moderne Eisenproduktion in der Steiermark. „Aufgrund der Geschichte unseres Hauses war es nur naheliegend, die Themen Eisen und Erzherzog Johann zusammenzubringen“, betont Karlheinz Wirnsberger, Leiter der Abteilung Schloss Stainz, bei der gestrigen Eröffnung. Schloss Stainz ist jener Standort des Universalmuseums Joanneum, der neben dem Stammhaus in der Raubergasse am engsten mit Erzherzog Johann verbunden ist, sind doch seine Nachfahren die Eigentümer des Schlosses. Die neue Ausstellung soll nicht nur auf die Vielfalt der Eisenproduktion hinweisen: „Wir möchten auch ein Bewusstsein für die Relevanz dieses Werkstoffes schaffen, die sich sowohl in der steirischen Wirtschaftsgeschichte wie auch im heutigen Gebrauch niederschlägt“, so Wirnsberger.
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts gab es von England ausgehend in der Eisenindustrie einige Neuerungen, die Erzherzog Johann im 19. Jahrhundert in die Steiermark brachte. In den Jahren 1815/16 bereiste er England – und diese Reise beeindruckte ihn in hohem Maße. Johanns Interesse galt der Industrie, er wollte in erster Linie die technischen Fortschritte Großbritanniens studieren. Das Eisenwesen war seit Jahrhunderten der wichtigste Wirtschaftszweig der Steiermark und durch Johanns Innovationsfreudigkeit und Feinsinn gelang es, die Steirer/innen von den Vorteilen dieses Werkstoffes zu überzeugen. Ausgehend von Erzherzog Johanns Verdiensten rückt die Ausstellung im Landwirtschaftsmuseum nun das Eisen als universellen Werkstoff in den Fokus. So sieht man hier Eisen in erster Linie in gewohnter Form – aber auch dessen außergewöhnliche Formen zeugen von der menschlichen Fähigkeit, Naturmaterialien zu veredeln. In mehrere Themenbereiche und sieben Räume gegliedert, präsentiert die Schau zahlreiche historische Geräte für den Gebrauch in Haushalt und Landwirtschaft. Zu den interessantesten Objekten zählen ein altes Kohlebügeleisen, eine Herdwaschmaschine und ein Dampfdruckkochtopf. Etwa 120 Modelle landwirtschaftlicher Arbeitsgeräte aus der Erzherzog-Johann-Sammlung befinden sich in der Sammlung des Museums, wovon ausgewählte Objekte nun in der Ausstellung zu sehen sind. Von der hohen Kunst der Eisenverarbeitung zeugen insbesondere Schmuckstücke, Truhen, Schlösser oder Schlüssel. Als außergewöhnliches Exponat wird ein Eisenschlüssel präsentiert, der zur Pistole umfunktioniert werden kann. Weitere Bezüge reichen von der Eisenarchitektur über künstlerische Auseinandersetzungen bis hin zum Beruf des Radmeisters, der den Besucherinnen und Besuchern entlang von Objekten aus der Kulturhistorischen Sammlung nahegebracht wird. Objekte wie das Gemälde Erzberg von Herbert Boeckl – eine Leihgabe der Neuen Galerie Graz – oder Eisenerze aus der Mineralogischen Sammlung des Universalmuseums Joanneum ergänzen die Ausstellung optimal.