Architekt, Ideengeber und Organisator – Otto Bartning (1883-1959) war eine außergewöhnlich vielschichtige Persönlichkeit. Als Mitglied des revolutionären „Arbeitsrates für Kunst“, war er neben Walter Gropius und Bruno Taut ab 1918 einer der Protagonisten der Moderne in der Architektur. Sowohl als maßgeblicher Impulsgeber des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, wie auch als Berater der Stadt Berlin, vertrat er stets eine an menschlichen Bedürfnissen orientierte soziale Moderne.Das vielschichtige Oeuvre Bartnings und seine vielseitigen Aktivitäten werden in einer umfassenden Retrospektive anhand von originalen Zeichnungen, Fotografien und Architekturmodellen sowie von 3D-Simulationen vorgestellt. Die Ausstellung wird zeigen, dass Bartnings Werk sowie seine programmatischen Argumente an Aktualität nichts verloren haben.
Otto Bartnings Wohnungs- und Kirchenbauten im Kaiserreich zeigen beispielhaft die radikale Abkehr vom noch gängigen Historismus. Mit seinem Entwurf der Sternkirche (1922) und der Stahlkirche (1928), einer innovativen Montagekirche aus Stahl, schuf er Leitbauten des modernen evangelischen Kirchenbaus. Neue Formen und Materialien zeichnen diese Kirchen aus, aber auch Bartnings Ziel, durch Sicht- und Raumbeziehungen einen sakralen Raum für die evangelische Gemeinschaft zu schaffen. Einzigartig ist auch das Notkirchenprogramm, in dem ab 1946 seriell vorgefertigte Typenkirchen in 43 deutschen Städten entstanden. Als Gründungsmitglied der Akademie der Künste, 1954, und Mitbegründer des Deutschen Werkbunds nach 1945 bestimmte er programmatische Leitlinien der Architekturentwicklung mit. Durch seine Bauten, Reden und Schriften prägte er maßgeblich die Baukultur der jungen Bundesrepublik. Die Internationale Bauausstellung „Interbau 1957“ in Berlin bildete einen weiteren Höhepunkt seines Lebenswerks.
Die Ausstellung, kuratiert von Dr. Sandra Wagner-Conzelmann, ist ein Kooperationsprojekt der Akademie der Künste, Berlin, und der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe, dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt. Es erscheint eine ausstellungsbegleitende Publikation.
Gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin.