Privaten SammlerInnen kommt in ihrer Partnerschaft mit Museen eine immer größere Bedeutung zu. Besonders seit dem 20. Jahrhundert profitieren MuseumsbesucherInnen von den Synergieeffekten zwischen Museen und Sammlungen. Viele Ausstellungen wären ohne Leihgaben aus Privatbesitz nicht möglich. Die Schau im Ferdinandeum veröffentlicht, was im Verborgenen existiert. 89 KünstlerInnen, von Kurt Absolon bis Heimo Zobernig, sind jeweils mit einem Schlüsselwerk zur österreichischen Kunst der letzten 70 Jahre vertreten, wobei ausschließlich Tiroler PrivatsammlerInnen als Leihgeber fungieren.„Die Ausstellung will ganz bewusst die Privatsammlungen als ergänzendes Moment in den Fokus stellen. Alle Stücke, die in der Schau zu sehen sind, entstammen privaten Sammlungen und wurden teilweise noch nie öffentlich gezeigt. Sie machen deutlich, dass Privatsammlungen einen großen Anteil an der Bewahrung unseres kulturellen Vermächtnisses haben“, erklärt PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, und fährt fort: „Kein Sammler, kein Museum kann alleine eine weitgefasste Betrachtung der Kunstgeschichte Österreichs nach 1945 leisten. Die Präsentation in Zusammenarbeit kommt dieser Absicht viel näher.“
Die Sonderausstellung im Erdgeschoß und Mezzanin des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum wirft einen facettenreichen Blick auf die österreichische Kunst der Nachkriegszeit bis heute. In zwölf Räumen beleuchtet die Schau unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen. Von Malerei über Skulptur, bis hin zu Aktionismus und Konzeptkunst werden wesentliche innovative Positionen der bildenden Kunst vorgestellt. In der Ausstellung vertreten sind Werke von 89 KünstlerInnen, deren Aufspüren in meisterhafter Detektivarbeit Prof. Peter Weiermair übernommen hat. „Oft waren abenteuerliche Empfehlungen und Indiskretionen nötig, um die Spuren zu den BesitzerInnen von Werken rückverfolgen zu können. Die Sucharbeit nach den Werken, die für meine Anthologie der Kunst nach 1945 in Österreich nun verwendet werden, dauerte ein Jahr lang und war in vielen Bereichen sehr erfolgreich, aber auch von Rückschlägen begleitet“, erklärt Weiermair, Kurator der Ausstellung. Von Kurt Absolon bis Heimo Zobernig deckt das Projekt die österreichische Kunstlandschaft von A – Z ab. Mit je einem Schlüsselwerk vertreten sind u. a. folgende Künstler: Alfred Kubin, Maria Lassnig, Oswald Oberhuber, Arnulf Rainer, Markus Schinwald, Eva Schlegel, Esther Stocker und Franz West. Der Großteil der privaten LeihgeberInnen will anonym bleiben. Weiermair konnte nur durch ausführliche Recherchen und Hilfe von Galerien die gewünschten Werke für die Schau im Ferdinandeum ausfindig machen.
Ein Hauptaugenmerk der Auswahl liegt auf dem Frühwerk und atypischen Arbeiten der KünstlerInnen. Der Großteil der Exponate ist vor dem großen Durchbruch der UrheberInnen entstanden. SammlerInnen spielen auf das Frühwerk bezogen eine wesentliche Rolle am Kunstmarkt. Oftmals beginnen sie bereits am Beginn der Laufbahn einer KünstlerIn mit dem Sammeln und sind im Besitz vieler Werke aus deren Anfangsjahren. Durch den individuellen Geschmack der einzelnen SammlerInnen werden auch Werke gekauft, die auf den ersten Blick nicht ganz zum Gesamtwerk passen. Mit diesem Fokus schafft es die Ausstellung, eine neue Perspektive auf das Schaffen der KünstlerInnen zu werfen und lässt auch erkennen, wie sich Positionen und Herangehensweisen im Laufe der Zeit verändern. Die Arbeiten treten miteinander in einen Dialog und lassen neue Aspekte in den Stilrichtungen erahnen.