Mehr als 200 Besucherinnen und Besucher strömten gestern zur Eröffnung der Ausstellung Landschaft: Transformation einer Idee in die Neue Galerie Graz, um sich von der Landschaftsmalerei des 19., 20. und 21. Jahrhunderts inspirieren zu lassen. Die von Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster kuratierte Schau geizt nicht mit Meisterstücken und beweist eindrucksvoll, welche Schätze in der hauseigenen Sammlung vertreten sind! Bis 6. September zeigt die Neue Galerie Graz eine große Vielfalt unterschiedlicher Kunstwerke sowohl aus dem 19. Jahrhundert als auch der jüngeren Vergangenheit. Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt, wie intensiv Künstlerinnen und Künstler ihr Landschaftsempfinden ausgedrückt haben – und wie visionär sie dabei mitunter vorgegangen sind.„Wir wollten mit der Ausstellung keinen Überblick über die Geschichte der Landschaftsmalerei geben, sondern das Zusammenwirken des künstlerischen und des wissenschaftlichen Blicks auf die Landschaft darstellen“, beschreibt Gudrun Danzer die Idee zur Ausstellung. So fiel die Entscheidung, den älteren Teil der Sammlung, nämlich die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Zeit ab 1950 gegenüberzustellen. „Durch die Gegenüberstellung der frühen Zeit mit der Gegenwart lassen sich aufschlussreiche Beobachtungen machen.“
Idylle trifft auf Neue MedienPrachtvolle Naturbilder, eine 100-teilige Litografien-Serie von Joseph Kuwasseg (um 1850) und dessen Aquarell-Zyklus Die Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden, den er gemeinsam mit dem „Vater der Paläobotanik“, Franz Unger, erarbeitet hat, zählen ebenso zu den Höhepunkten des ersten Ausstellungsteils wie die Ansichten der Salzkammergut-Seen von Franz Steinfeld, die den Beginn des Tourismus widerspiegeln, und Malereien, die von der Eroberung der Alpen zeugen.
Der zweite Teil zeigt schließlich, wie die Themen aus dem 19. Jahrhundert mit den technischen Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts fortgeführt werden. Günther Holler-Schuster: „Wir haben im zweiten Teil der Ausstellung versucht, die Konstruktion der Begriffe Landschaft und Natur auf die unterschiedlichen Medien und die technologischen Veränderungen zurückzuführen.“ Dies gelingt eindrucksvoll mit Arbeiten von Herbert Brandl, Wolfgang Hollegha, Hubert Schmalix, Michael Schuster, Günter Waldorf, Peter Weibel, Max Weiler, Erwin Wurm und vielen anderen Künstlern.
Sensationelle EntdeckungNeben den Größen der österreichischen Kunstszene sind auch viele Künstler aus Südosteuropa in der Ausstellung vertreten. Dabei enthält die Schau auch eine kleine Sensation: Eine lange verschollen geglaubte, wiedergefundene und restaurierte Arbeit des kroatischen Künstlers Miroslav Sutej, die er 1967 für die legendäre Dreiländerbiennale trigon konzipierte, ist erstmals wieder in Graz zu sehen.
ZeitgenössischesMit dem britischen Konzeptkünstler Darren Almond, der mit seinen Almalfi-Fotografien in den Spuren des deutschen Romantikers Carl Blechen wandelt, sowie den Nordkoreanischen Landschaften von Wolfgang Temmel, der für diese Werkserie Nordkorea über Google Earth „bereiste“ und in der Tradition der Pleinair-Malerei sinngemäß unter „freiem Bildschirm“ malte, präsentiert die Neue Galerie zugleich zwei weitere künstlerische Projekte, die nahtlos an die große Sonderausstellung anschließen.