Thomas Feuerstein, „MANNA MASCHINE III”, Algen (Chlorella vulgaris), Acrylglas, Leuchtstoffröhren, Pumpe, Kunststoffschläuche, Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein, 130 x 130 x 130 cm, Foto / Photo: Norbert Miguletz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck / Wien Thomas Feuerstein, „MANNA MASCHINE III”, Algen (Chlorella vulgaris), Acrylglas, Leuchtstoffröhren, Pumpe, Kunststoffschläuche, Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein, 130 x 130 x 130 cm, Foto / Photo: Norbert Miguletz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck / Wien - Mit freundlicher Genehmigung von: fkv

Was: Ausstellung

Wann: 29.05.2015 - 30.08.2015

Der Frankfurter Kunstverein zeigt die erste große institutionelle Einzelausstellung in Deutschland d es österreichischen K ü nstlers Thomas Feuerstein (*1968 in Innsbruck, lebt in Wien). Seine Installa - tionen und „molekularen Skulpturen“ basieren auf chemischen und biologischen Prozessen, die als Sinnbilder f ü r soziale und psychische Bewusstseinszustände s tehen. Sie…
Der Frankfurter Kunstverein zeigt die erste große institutionelle Einzelausstellung in Deutschland d es österreichischen K ü nstlers Thomas Feuerstein (*1968 in Innsbruck, lebt in Wien). Seine Installa - tionen und „molekularen Skulpturen“ basieren auf chemischen und biologischen Prozessen, die als Sinnbilder f ü r soziale und psychische Bewusstseinszustände s tehen. Sie nehmen Bezug auf aktuelle gesell - schaftspolitische Themen wie die Auswirkungen von Biopolitik auf das Individuum, die Lösung globaler Ernährungsprobleme oder soziale Entgrenzung. In der Ausstellung PSYCHOPROSA entwickelt der K ü nstler f ü r den Fr ankfurter Kunstverein eine eindrucksvolle Installation, die sich ü ber mehrere Räume und Etagen hinweg erstreckt.

Im Zentrum der Ausstellung PSYCHOPROSA steht Schleim als biochemischer Stoff und bildhauerisches Material. Die Produktion des Schleims findet als realer Prozess in den Ausstellungsräumen statt und verwandelt den Frankfurter Kunstverein in ein zusammenhängendes Ensemble aus Gewächshaus, Laborküche, Kü hlraum, Kino und Fabrik. Die ü ber Schläuche untereinander in Verbindung stehenden Apparaturen u nd Objekte produzieren und trans - formieren in ihrem Inneren Substanzen, K ü hlschr ä nke öffnen und schließen sich selbsttätig, transparente schleimige Fäden tropfen von raumgreifenden gläsernen Skulpturen.

In enger Zusammenarbeit mit Biochemikern entwickelte Thomas Feuerstein das synthetische Molek ü l Psilamin, welches aus Algen und Pilzen gewonnen wird. Bei dessen Herstellung fallen große Mengen schleimigen Biofilms an. W ü rde man Psilamin einnehmen w ü rden sich psychotrope Wirkungen einstellen. Die Wahrnehmu ng w ü rde sich verfl ü ssigen und Gegenstände im Raum weich und konturenlos erscheinen lassen. Der Schleim spiegelt gleichsam einen inneren, psychischen Vorgang im äußeren, indem die fließende Beschaffenheit der skulpturalen Materie des Schleims sich festen F ormen entzieht. Am Ende des biochemischen Herstellungsprozesses, den der Besucher in den unterschiedlichen Ausstellungsräumen nachverfolgen kann, befindet sich die raumgreifende Skulptur Accademia dei Secreti , ü ber deren Glasgefäße sich Unmengen an Schleim ergießen.

Die Ausstellung begreift Thomas Feuerstein als Erzählung, der eine Narration in Form einer literarischen Geschichte in Tradition der Science Fiction zugrunde liegt. Sie wird von Lithographien begleitet und im Kinoraum gemeinsam mit der Skulptu r Sternenrotz als H ö rst ü ck präsentiert. In einem dunklen Raum sieht sich der Betrachter hier einer leuchtenden Skulptur gegen ü ber, bei der ein zäher, phosphoreszierender Schleim langsam als Schlieren und Tränen ü ber ein Glasobjekt tropft. Im stetigen Hervo rbringen und Verschwinden der Formen werden die spezifischen Eigenschaften von Schleim als bewegliches bildhauerisches Material deutlich. Gleichzeitig wirft der Text die Fragen nach Form und Anti - Form auf. Der Hörer verfolgt die Auseinandersetzung von Fors chern und Bioaktivisten mit der Frage nach der evolutiven Rolle des Biofilms in einer hypothetischen „Schleimzeit“ der Menschheitsgeschichte. Thomas Feuerstein erzählt in seiner Ausstellung PSYCHOPROSA nicht nur eine Geschichte vom Material als lebendiger Prozess und Träger von spezifischen Eigenschaften, sondern auch von der gesellschaftlichen Rolle der Wissenschaft in der Moderne.

Mit dem Ausstellungstitel PSYCHOPROSA macht der K ü nstler auf einer weiteren Ebene die Subjektivität in der Erfahrung von Wel t und deren Wahrnehmung deutlich. Die Verbindung der Worte „Psycho“ und „Prosa“ weist auf das erzählerische und subjektive Moment in der Kunst hin. Das Narrativ PSYCHOPROSA kann als eine Erweiterung des auf Aufklärung und Moderne beruhenden rationalen Geda nken - systems der westlichen Gesellschaft gelesen werden. Gleichzeitig regt es zur Reflektion der Idee von Entgrenzung im Sinne eines möglichen Gegenentwurfs von Weltwahrnehmung an.

Ein Katalog begleitet die Ausstellung mit Texten in Deutsch und Englisch vo n Beate Ermacora, Thomas Feuerstein, J ü rgen Tabor sowie einem Gespräch zwischen Graham Harman und Thomas Feuerstein; 240 Seiten, mit zahlreichen Farb ab - bil dungen; Snoeck Verlag, Köln 2015. Preis: 34. - Euro (Mitglieder: 30 . - Eur o )

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Galerie im Taxispalai s, Innsbruck und dem Kunstverein Heilbronn und wurde mit freundlicher Unterst ü tzung von der Hessischen Kulturstiftung, dem Hessischen Ministerium f ü r Wissenschaft und Kunst, dem Bundeskanzleramt Österreich in Wien, dem Land Tirol, dem Österreichischen Kult urforum Berlin, der Merck K GaA, von ORF Kunstradio, Rehau AG + Co und der allbuyone GmbH.

Thomas Feuerstein, Ausstellungsansicht / Installation view PSYCHOPROSA (Gewächshaus) im Frankfurter Kunstverein, 2015 Foto / Photo: Norbert Miguletz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Thomas Feuerstein, Ausstellungsansicht / Installation view PSYCHOPROSA (Gewächshaus) im Frankfurter Kunstverein, 2015 Foto / Photo: Norbert Miguletz © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 - Mit freundlicher Genehmigung von: fkv / Frankfurter Kunstverein Thomas Feuerstein, „ACCADEMIA DEI SECRETI und PSILOVE”, 2015, Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein, Foto:Norbert Miguletz, Courtesy the artist Thomas Feuerstein, „ACCADEMIA DEI SECRETI und PSILOVE”, 2015, Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein, Foto:Norbert Miguletz, Courtesy the artist - Mit freundlicher Genehmigung von: fkv / Frankfurter Kunstverein
Tags: Konzeptkünstler, Medienkunst, österreichischer Künstler, Thomas Feuerstein

Di, Mi, Fr: 11 – 19 Uhr Do: 11 – 21 Uhr Sa, So: 10 – 19 Uhr Montag geschlossen Eintrittspreise: 8€ regulär, 6€ ermäßigt