Ab dem 15. November legt das Kunsthaus Graz in der umfassenden Ausstellung Kunst Handwerk den Fokus auf traditionelles und lokales Wissen in Verbindung mit aktuellen Fragestellungen, Diskursen und neuen Technologien. Immer mehr zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit den Möglichkeiten des Handwerks und traditionellen Fähigkeiten auseinander und verknüpfen durch ihre Kunst lokale Identitäten mit globalen Entwicklungen. Gezeigt werden Werke von Azra Akšamija, Plamen Dejanoff, Olivier Guesselé-Garai, Olaf Holzapfel, Antje Majewsky, Jorge Pardo, Johannes Schweiger, Slavs and Tatars und Haegue Yang.In den letzten Jahren ist das Interesse zeitgenössischer Künstler/innen am Material, an (kunst-)handwerklichen Verfahren und am Experimentieren mit Material und Techniken auffällig gewachsen. Dabei entstehen Arbeiten, die sich auf kunsthandwerkliche, volkstümliche, künstlerische Traditionen sowie zeitgenössische und technologische Diskurse gleichermaßen beziehen. Der Umgang dieser Künstler/innen mit vormodernem, tradiertem bzw. lokalem Wissen, mit diversen Materialien und Verfahren ist nicht abschottend, sondern öffnend – hin zu anderen Kulturen, zur modernen und zeitgenössischen Kunst, zu aktuellen Diskursen und digitalen Entwicklungen.
Kultur wird als Fluss von vielfältigen synchron und diachron gespeisten und miteinander verknüpften Einflüssen und Elementen verstanden, als ein Prozess, in dem sich lokale Formen des Wissens und globaler Wissenstransfer verschränken. Die Bedeutung und Wertschätzung des Handwerks als ein wesentlicher Bestandteil materieller Kultur und kultureller Identität und vor allem das Gemeinschaft stiftende Potenzial von kunsthandwerklichen Traditionen wird mit sozialen und ökonomischen Verhältnissen in einer globalisierten Welt zusammengedacht. Mit diesem Ansatz fordern Künstler/innen auch – quasi als Nebeneffekt – gegenwärtige politische Instrumentalisierungen von Heimat, Volk, Volkskunst und Tradition heraus. Die Arbeiten zeigen, wie sehr sich lokale Identifikationen und globale Entwicklungen längst ineinandergeschoben haben. Sie fragen aber darüber hinaus – ohne Verklärung –, wie sich unter den gegenwärtigen ökonomischen Verhältnissen noch ein „handwerkliches“ Verhältnis der Arbeitenden zu den Gegenständen ihrer Arbeit denken und umsetzen lässt. Dieser Ansatz setzt sich nicht nur über kulturelle Grenzen hinweg, sondern verbindet auch analoge und digitale Welten.