Im Jahr 2017 feiert das Museum Kurhaus Kleve sein 20-jähriges Bestehen, und dieses Jubiläum bietet den äußeren Anlass für zwei großangelegte Ausstellungsprojekte: eine fulminante Gruppenausstellung mit internationaler Gegenwartskunst im Sommer und eine akzentuierte kunsthistorische Werkschau des Manieristen Hendrick Goltzius (1558–1617) im Herbst. Die Sommerausstellung steht dabei ihrerseits bereits in einer gewissen Tradition, die mit „The Present Order is the Disorder of the Future“ (2013) begann und mit „Basic Research – Notes on the Collection“ (2014), „Et in Arcadia Ego – Weltchaos & Idylle“ (2015) und „Wer nicht denken will, fliegt raus – Handlungsanweisungen nach Beuys“ (2016) ihre je spezifische Fortschreibung gefunden hat.Übergreifendes Ziel dieser aufwendigen Projekte war es immer, einen vielfältig orchestrierten Einblick in die Praxis der aktuellen Kunst zu eröffnen und ein Gespür für die Beschaffenheit des Zeitgeists zu entwickeln. Darum wird es auch diesmal gehen, obgleich die Konturen dieses Zeitgeists immer schwerer zu fassen sind und nahezu ausnahmslos von den politischen und sozialen Radikalisierungen des Weltgeschehens dominiert werden.
Dennoch besteht die Eigenart des künstlerischen Infragestellens und des Entwerfens von Gegenwelten fort. Nicht die Fähigkeit des Antwortgebens ist entscheidend, sondern die Intensität der Artikulation in unkonventionellen Formaten und Materialien.
Die Ausstellung vereint in Form von miteinander kommunizierenden Künstlerräumen eine ganz bestimmte Art von Haltungen (Attitudes, wie Harald Szeemann gesagt hätte), die brachial und zärtlich, wirklichkeitsklug und dennoch hochfliegend, kraftvoll und gleichwohl nie penetrant für die Zumutungen der Gegenwart eine unverwechselbare Form finden. Verstanden als Berichte aus dem Innenraum einer schöpferischen Intensität, treten diese Positionen den Beweis dafür an, dass Kunst noch immer das Gegenteil einer Resignation im „Status Quo“ bewirkt und sich nicht durch Umarmungsrituale des Marktes beruhigen lässt.